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Ben Bernanke äußerte sich am Freitag sehr positiv über die bisher eingeleiten Maßnahmen der Regierungen und der Notenbanken, die eine lang andauernde Rezession verhindern würden. Nach wie vor steht er aber in der Kritik, dass der Aufkauf von Staatsanleihen und damit das Anwerfen der Notenpresse mittelfristig für Nebenwirkungen sorgen wird, die jetzt noch gar nicht bekannt bzw. sichtbar sind. Auch weiß keiner so recht genau, wie viel Liquidität in den Markt gepumpt werden musste, um eine Kernschmelze im weltweiten Finanzsystem zu vermeiden. Bloomberg geht von 9 Billionen USD aus, wobei weder Herkunft noch Verbleib genau bestimmt werden können. Es gibt offensichtlich keine Instanz in den USA, die die Notenbanken aktiv kontrolliert. Die Rating-Agenturen S&P weiß jedenfalls auch genau über die Notenbankaktivitäten der letzten Monate Bescheid.
Die letzten Meldung an der Konjunkturfront waren positiv: so sind die Immobilienverkäufe in den USA zum ersten Mal um 7% gestiegen. In Deutschland stieg der ZEW-Indikator - eine Befragung von 300 Finanzanalysten über die wirtschaftlichen Aussichten - mehrfach in Folge und erreichte nun den höchsten Stand. Der ZEW-Indikator stieg im August sogar rasant von 39,5 auf 56,1 an. Die Börsen folgten den – relativ – guten Konjunkturmeldungen. Inflation ist noch kein Thema; eher ist im Moment eine Deflation in den USA und Japan erkennbar. Auch die Konjunkturprognosen verbessern sich von Monat zu Monat. Ich gebe aber überhaupt nichts auf gegenwärtige Konjunkturprognosen. Die Konjunkturprognosen liegen ohnehin sehr oft daneben. Zudem sind die US-Statistiken in mehrfacher Hinsicht geschönt, was auch eine Maßnahme des „Plunge Protection Teams“ sein könnte, zu dem angeblich auch der Notenbankchef Ben Bernanke zählt. In Osteuropa gibt es die bange Frage, ob es bei Insolvenzen von Firmen auch die Kreditausfallquote der Banken zu stark anzieht, so dass weitere Kapitalerhöhungen notwendig werden. In den letzten Wochen erreichten die osteuropäischen Banken im Gleichklang mit Goldman Sachs & Co neue Jahreshöchstkurse. Auch wurden die Spreads bei Unternehmensanleihen immer geringer. Meine Empfehlung im EAST STOPCK TRENDS zu Jahresbeginn, vor allem russische Unternehmensanleihen und Staatsanleihen zu kaufen, haben sich schon mit einem Plus von über 20% Kursgewinn ausgezahlt. Anleger sollten weiterhin den ITRAXX-Indikator beachten, der die Risikoprämien bei Anleihen zusammenfasst. Was demnächst zu beachten gilt, ist also die zweite Welle einer Bankenkrise nicht nur in den USA, sondern weltweit. In den USA ist nun die 81. Bank schon Pleite gegangen und allmählich geht dem Einlagensicherungsfonds das Geld aus. 300 weitere Banken sind gefährdet. In Deutschland, aber auch bei osteuropäischen Banken droht eine weitere Abschreibungswelle wegen Kreditausfällen. Nach der Bain-Sudie drohen für 2010 Abschreibungen durch Kreditausfälle von 7 Mrd. €. Zudem könnten 200.000-700.000 Arbeitsplätze im Bankensektor zusätzlich bedroht sein. Deutsche Banker, auch der Deutsche Bank AG, haben zuletzt die eigenen Aktien im großen Stil verkauft, was ein schlechtes Zeichen ist. Dies alles sind aber im Moment (noch) keine börsenrelevanten Themen. Noch sitzt die Börse auf den Konjunkturoptimismus. Erstmals gibt es jetzt mehr Konjunkturoptimisten als -pessimisten, wozu auch die Börse selbst zählt. So stieg der DAX am Freitag um 2,86% bzw. 151 Indexpunkte auf ein neues Jahreshoch (im Schlusskurs) von 5462 Indexpunkten und peilt damit die 6000-er Marke an. Beim DAX steigt die 200-Tageslinie seit Anfang August erstmals leicht an. Sie befindet sich jetzt bei 4630 Indexpunkten, so dass der Abstand zur 200-Tageslinie mit fast 900 Indexpunkten sehr groß geworden ist. Dennoch könnte dies der Beginn einer Trendwende werden. Der Dow Jones Industrial Index stieg um 1,67% auf 9505 Indexpunkte und strebt damit der 10.000-er Marke entgegen, die der Nikkei-Index schon lange erreicht hat. Seit Anfang August beginnt die 200 Tageslinie hier ebenfalls schon wieder leicht zu steigen und die Kurse befinden sich über der 200-Tgaeslinie, was ein gutes Zeichen ist. Man muss allerdings abwarten, wie nachhaltig der Anstieg ist. Der S&P-Index konnte am Freitag um 1,86% auf 1026 Indexpunkte zulegen, was ebenfalls einen neuen Jahreshöchstkurs bedeutete. Die Marke von 1200 ist erreichbar, wenn der Konjunkturoptimismus sich begründeter Maßen fortsetzt. Von daher bestehen jetzt auch an den Ostbörsen gute Voraussetzungen, dass sich die Sommerrallye fortsetzt. Umgekehrt sollten die Anleger wieder voll in Liquidität gehen bzw. Stopp-loss-Marken nachziehen, wenn der S&P-Index unter 975 Indexpunkte bzw der RTS unter 950 Indexpunkte gehen sollte. Beim DAX muss die 5150-Marke in Zukunft halten, da unter 5150 Indexpunkten eine kräftige Korrektur droht. Auch der RTS-Index stieg am Freitag um 3,14% auf 1050 Indexpunkte, wobei vor allem Öl- und Gaswerte wieder gefragt waren. Mit einem Kursplus des RTS-Index von über 60% zählt die Moskauer Börse nach wie vor zu den Top-Performern unter den Weltbörsen. Noch besser schnitten in diesem Jahr die Aktien aus Kasachstan ab. | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Andreas Männicke die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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