Beitrag gelesen: 3051 x |
||
Obama – yes, you can! Zur Überraschung vieler Militärexperten und Politiker gab der US-Präsident Barack Obama letzte Woche eine Kehrtwendung in der Verteidigungspolitik bekannt. Anstelle des auf tschechischen und polnischen Boden geplanten Raketenabwehrschirms sollen nun erst ab dem Jahr 2011 auf verschiedenen Kriegsschiffen mobile und flexible Raketenabwehrschirme geschaffen werden. Der Hintergrund ist seine Einschätzung bzw. die Einschätzung seiner Militärexperten, dass der Iran noch nicht in der Lage sei, Langstreckenraketen mit atomaren Sprengköpfen so bald zu entwickeln. Der russische Präsident Medwedew begrüßte Obamas weitsichtige Entscheidung. In den USA wird Obama aber den Gegenwind zu spüren bekommen ebenso wie bei seiner neuen Gesundheitspolitik, die zwar sozialer, aber schwer zu bezahlen ist.
Ob sich Obama nun eine Gegenleistung Russlands bei der Iran-Frage erhofft, blieb offen. Medwedew machte seinerseits klar, dass eine Gegenleistung weder gefordert wurd , noch berechtigt sei. Dieses Entgegenkommen von Obama, der einen offenen Dialog und eine andere Politik mit Russland wünscht als die Bush-Administration, kann durchaus mittelfristig auch für die Weltbörsen in Form einer „Friedensdividende“ relevant werden. Wenn die Militär-Großmächte USA/Russland zusammen an der Terrorkämpfung mitwirken als sich selbst zu bedrohen, wäre dies von Vorteil. Die Anleger sollte nicht vergessen, dass sich die beiden Großmächte während des Georgienkriegs im August letzten Jahres in gefährlicher Weise feindlich gegenüber standen und lange Zeit hernach ein „kalter Krieg“ auch mit der NATO und Russland vorherrschte. Sicherlich werden auch in Zukunft bei Nationen ihre nationalen Interessen betonen und wahrnehmen; jedes Säbelgerassel der beiden Großmächte ist aber immer noch eine Bedrohung für den Weltfrieden. Einen Schmusekurs zwischen USA und Russland ist in Zukunft nicht zu erwarten, aber doch die Verbesserung der diplomatischen Beziehungen, die bis zur Zusammenarbeit bei einzelnen Projekten gehen kann. Die Iran-Frage ist immer noch ungeklärt und hier braucht die USA sicherlich schon bald Russland als Gesprächspartner, um eine Eskalation zu vermeiden. Viele Anleger machen sich gar nicht immer bewusst, wie wichtig diese „Friedensdividende“ ist. Der 11. September 2001, aber auch der Georgien-Krieg im letzten Jahr machten bereits deutlich, wie negativ sich geopolitische Extremsituationen auf die Weltbörsen auswirken können. Der 11. September erinnert immer wieder an die Schockstarre, die dieser Tag auch in den Folgemonaten an den Aktienmärkten auslöste. Zudem jährte sich letzte Woche auch die Lehman-Schockstarre. Beides waren Ereignisse, die die Welt in Atem hielt und auf gewisse Weise auch veränderte. Beides waren aber auch „black swans“, die von kaum einem Anleger oder Analysten in dieser Form erwartet worden waren und von daher auch nicht einkalkuliert wurde. Was wird wohl der nächste „black swan“ werden? Die Moskauer Börse konnte schon um über 95% seit Jahresbeginn zulegen. Der RTS-Index schloss am Freitag mit einem Plus von 1,15% auf dem neuen Jahreshoch von 1245 Indexpunkten, womit auch hier der Haussetrend seit März intakt bleibt. Der starke Kursanstieg der Moskauer Börse wurde den Ölpreis von 72 USD/Barrel unterstützt. Unter den BRIC-Börsen ist nun Brasilen mit einem Plus von 104% eindeutiger Outperformer vor Russland mit einem Plus von 94%. Die im EAST STOCK TRENDS (www.eaststock.de) vorgeschlagenen Aktien aus Osteuropa stiegen aber bereits um weit über 100%, was zeigt wie groß die Reboundchancen auch in Osteuropa sind. Gold schloss am Freitag bei 1006 USD/Unze. Das Hoch lag in der letzten Woche schon bei 1024 USD/Unze, was gleichzeitig ein 18-Monatshoch war. Der IWF will jetzt 400 Mio. Tonnen an Gold verkaufen, was den Goldpreis drücken könnte. Die spekulativen Netto-Long-Position sind hingegen beim Gold kräftig angestiegen. Wenn keine neuen Hochs erreicht werden, dürften die Long-Positionen schnell glatt gestellt werden, was zu starken Korrekturen führen wird. Der Silberpreis stieg noch wesentlich stärker als der Goldpreis. Silber schloss am Freitag mit 17,04 USD/Unze nahe dem Jahreshoch von 17,65 USD/Unzen, was ein 13-Moansthoch bedeutet. Trotz Rezession konnten sich die meisten Rohstoffpreise in diesem Jahr wieder kräftig erholen. Der Maispreis stieg mit einem Plus von 13,6% am Donnerstag sogar so stark wie schon in den letzten 36 Jahren nicht mehr an einem Tag. Angeblich soll es nach den Wetttervorhersagen in den nächsten Wochen ein Kälteeinbruch in den USA geben. Bisher sind erste 12% der Maiskolben ausgereift. Der CRB-Index tendierte dagegen seit Mai seitwärts und schloss am Freitag bei 253 Indexpunkten. Damit legten Rohstoffpreise in diesem Jahr im Durchschnitt um 25% zu. Dagegen korrigierte Kupfer auf 6141 USD/Tonne und Nickel auf 17.320 USD/Tonne. Der Dollar stabilisierte sich bei 1,47 EUR/USD. Falls der Dollar auf 1,48 fallen sollte, wird auch Gold und Silber weiter steigen. Da die US-Import weiter stark steigen und die US-Exporte kaum zunehmen, ist von einem weiterhin schwachen US-Dollar auszugehen. Ich rechne allerdings nicht damit, dass der Goldpreis das Allzeit-Hoch von 1032 USD/Unze so schnell überschreiten wird. Bei unter 970 USD/Unzen sollten Gold-Long-Positionen glatt gestellt werden. Der Gold-Silberkoeffizient ist mit 58,8 auf den niedrigsten Stand seit August 2008 gefallen. Beim Goldpreis haben sich sogar die Goldproduzenten selbst verschätzt. Viele Goldproduzenten haben ihre Goldproduktion gehedgt, das heißt sie sind Gold-Short-Positionen eingegangen, um sich gegen einen fallenden Goldpreis abzusichern. Barrick hat alleine dadurch schon 6 Mrd. USD verloren. Daher wundern sich viele Anleger, warum ihre Goldaktien nicht so steigen wie der Goldpreis. Offen stehen noch fast 1000 Tonnen an Gold-Short-Positionen. Wenn die Short-Positionen eingedeckt werden, führt dieses zu einem steigenden Goldpreis. Als neuen Groß-Aufkäufer von Gold kommen jetzt vor allem Chinesen in Betracht, die sogar Indien den Rang ablaufen könnten. Zudem wird Gold umso mehr steigen, je stärker der Dollar fällt – und umgekehrt. Öl konnte sich bei 72 USD/Barrel trotz hoher Lagerbestände behaupten. Bei unter 68 USD/Barrel empfehle ich Long-Positionen beim Öl aufzulösen und short zu gehen. Maßgeblich für die Weltbörsen ist weiterhin die Wall Street. Die relativ guten US-Konjunkturdaten sorgten für eine Fortsetzung der Zwischenhausse in der letzten Woche. Ich bezweifele allerdings, dass die Konjunkturerholung nachhaltig ist. Sie ist vielmehr ein logische folge der Nullzinspolitik in Kombination mit der Mega-Neuverschuldung des Staates. In Schweden gibt es jetzt sogar Negativ-Zinsen bzw. Strafzinsen. Die Bank, die keine Kredite vergibt, sondern das Geld bei der Notenbank parkt muss Strafzinsen zahlen, was ein Novum ist. Im Auge müssen wir weiterhin die stark angestiegen Verschuldung behalten. Der Dow Jones strebt jetzt die magische 10.000-er Marke und der DAX die 6000-er Marke an. Danach dürfte die Luft dünn werden. In den letzten 6 Monaten gab es in den USA und Deutschland den stärksten Kursanstieg seit 1933, wobei die Hausse vor allem liquiditätsgetrieben ist. Beide Länder befinden sich immer noch in einer Rezession, hoffen aber auch Wachstum im nächsten Jahr. Die meisten Indikatoren befinden sich mittlerweile in einer überkauften Situation, so dass mit starken Korrekturen im Oktober zu rechnen ist. Die gute Liquiditätssituation, Nullzinspolitik und die intakte Markttechnik spricht aber zunächst für die Fortsetzung der Hausse. Der DAX schloss am Freitag mit einem Minus von 0,48% bei 5703 Indexpunkten, nachdem am Vortag noch ein neues Jahreshoch erreicht wurde. Damit bleibt auch hier der kurzfristige Haussetrend sei März intakt. Ich empfehle Positionsglattstellungen im Trading-Bereich beim DAX erst bei unter 5500 Indexpunkten. Der Schweizer SMI-Index erklomm am Freitag mit 6325 Indexpunkten ebenfalls ein neues Jahreshoch und schloss mit 0,12% erneut im Plus. Das Tief lag Anfang März bei 4234 Indexpunkten. Damit konnten die Schweizer Aktien im Durchschnitt seit dem Tief um 49,38% zulegen, was ebenfalls der stärkste Kursanstieg in der Nachkriegzeit in 6 Monaten war. Der Dow Jones Industrial Index stieg am Freitag um 0,37% auf ein neues Jahreshoch von 9870 Indexpunkten und der markbreitere S&P-Index um 0,26% auf 1068 Indexpunkte. Bearish wird es erst bei einem Stand von 975 Indexpunkten. Wir können nur hoffen, dass es sich diesmal um keine Spekulationsblase handelt und dass die USA mit Russland in einem fruchtbaren Dialog auch bei der strittigen Iran-Frage kommen werden. USA/Russia - come together? Obama, yes you can because change happens (sometimes)! | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Andreas Männicke die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
|