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“Wir befinden uns wieder auf dem Weg der Normalisierung”. Dies ist ein geflügelter Satz, den man jetzt oft bei Analysten, Börsenbriefen und sogar Geschäftsberichten findet. Gemeint ist damit, dass es einigen Unternehmen in der Tat gelungen ist, das Vor-Krisen-Niveau wieder zu erreichen. Genauso abrupt wie der Abschwung war auch wieder die Erholung, die „v-förmig“ verlief. Massenarbeitslosigkeit konnte durch kostspielige Konjunkturprogramme vermieden werden. Allerdings ist die Jugendarbeitslosigkeit weltweit steigend, was ein Alarmsignal ist.
Viele Unternehmen der Welt haben jetzt wieder hohe Cash-Positionen, so dass das Übernahmen-Monopoly von neuem beginnt. Ich bin kein Freund von solchen Übernahmenschlachten a la BHP Billiton, die jetzt Potash für 39 Mrd. USD übernehmen wollen, auch wenn damit für Düngemittelunternehmen weltweit Kursfantasie entstanden ist. Die großen schlucken wie immer die Kleinen. Im Bankensektor ist hingegen eine Zerschlagung von Großbanken sinnvoll, da im Fall von Schieflagen von Großbanken ganze Volkswirtschaften zerstört werden können. Großbanken haben daher eine besondere volkswirtschaftliche Verantwortung und sie gehören, wenn sie zu risikoreiche Geschäfte machen, unter staatliche Kontrolle. Nun will sich die Commerzbank aber schon wieder aus den Fesseln des Staates befreien und damit bescheinigen, dass sie s ich schon wieder auf dem Weg der Normalisierung sich befindet. Ich finde das verfrüht. Ebenso finde ich das geplante Mega-IPO von General Motors, das größte in der US-Geschichte, verfrüht, die im letzten Jahr noch unbedingt deutsche Staatsbürgschaften für Opel haben wollten. Der Autoabsatz in den USA ist immer noch weiter unter dem Durchschnitt, auch hier kommt die wahre Fantasie von China als nächsten Mega-Automarkt. GM ist clever einen Teil der Pensionen los geworden und will nun wieder auf den Kapitalmarkt. Wenn das man gutgeht. Normal ist das jedenfalls nicht, auch wenn GM jetzt wieder schwarze Zahlen schreibt! Im Falle eines „Double Dips“ müsset GM sofort wieder verstaatlich werden. Auch was sich gegenwärtig im US-Hypothekenmarkt abspielt ist nicht normal. Fannee Mae und Freddie Mac sind immer noch von staatlichen Hilfsaktionen abhängig und hängen am seidenen Faden. US-Hauskäufe sind immer noch auf dem niedrigsten Stand in der Nachkriegszeit. Normal ist das keinesfalls! Die Bilanzsummen der deutschen Banken betragen 8 Billionen €. Wenn nur 10% davon abgeschrieben werden müssten, könnte sie der Staat nicht mehr auffangen. Die nun beschlossene Bankenabgabe wird nur ca. 1,2 Mrd € im Jahr in den neuen „Feuerwehrfonds“ für notleidende Banken bündeln, was nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist. Hierzulande wird ein Haushaltsbilanzdefizit von „nur“ 42 Mrd € bejubelt, was aber das höchste in der Nachkriegszeit ist. Ist das etwa normal? Ich warne davor, die guten Unternehmensergebnisse, die Exporterfolge und die prall gefüllten Kriegskassen bei unternehmen schon als „Normalisierung“ zu bezeichnen, da sowohl die Methoden der Konjunkturstimulierung als auch die Folgen der Instrumente nicht „normal“ sind. Im Gegenteil: vielfach wurde auf Zeit gespielt und die wahren Probleme würden vor sich hergeschoben. Auch die Tatsache, dass die Anleihenmärkte in den USA und in Deutschland bei den Rendite neue historische Tiefstände erreicht haben, ist alles andere als normal, denn es zeichnet sich nun ein für die Zukunft gefährlicher Anleihen-Bubble ab. Die niedrigen Zinsen helfen aber auch den hoch verschuldeten Staaten, die Verschuldungsfalle länger zu ertragen und den Finanzgau nach hinten zu verschieben. Ich muss es leider immer wieder betonen. Dass vordergründig „normale“ System kann trotz der prall gefüllten Unternehmenskassen und Unternehmensergebnisse ganz schnell kippen, wenn die Zinsen stark steigen sollten und wenn die Refinanzierung von Anleihen wieder in Frage gestellt wird. Demnächst wird das AAA-Rating von Frankreich wohl auf AA- heruntergestuft werden. Ich glaube aber nicht an steigende Zinsen in den USA oder in Japan, da dies schlichtweg nicht finanzierbar ist. Denn dann müssten noch mehr Staatsanleihen platziert werden. In Japan und den USA wird es daher weiterhin eine Deflation als eine Inflation geben. Der letzte Ausweg ist dann eine Währungsreform, was jetzt hinter den Kulissen schon heimlich vorbereitet wird. Ben Bernanke spricht immer wieder von ungewöhnlichen Rettungsmaßnahmen in der Zukunft seitens der FED und dass er noch nicht alle Register gezogen hat. Damit will er auch weltweit den Anlegern Mut machen. Ultima ratio wird auch bei ihm eine Währungsreform sein. Es ist ganz klar, dass vor allem die Finanzminister der zu hoch verschuldeten westlichen Industrienationen im Moment von den niedrigen Zinsen profitieren, da dann die jährliche Zinslast des Staates nicht so groß ist. Bei viel Ländern der Welt ist die Zinslast der drittgrößte Haushaltsposten nach Rüstungs- und Sozialausgaben, aber vor Bildung, Kultur, Familie, Entwicklungshilfe etc. Hier liegen ohnehin falsche Schwerpunkte, die wir aber alle über Jahre hinweg trotz des demokratischen Systems dulden. Keiner will dass, aber es wird geduldet und lautlos hingenommen. Wenn nun aber die Zinsen steigen sollten, ist noch weniger Geld für Bildung, Familie, Kultur und Entwicklungshilfe, schon gar nicht für Pakistan, da. Die ZDF-Spendenaktion brachte am Donnerstag mehr ein, als die Bundesregierung spenden wollte. Das spricht schon Bände. Auch dies ist letztendlich ein Fehler des kapitalistischen Systems. Ich habe bei meiner letzten Kolumne einige Änderungsvorschläge gemacht und möchte Sie weiterhin ermuntern, gerade jetzt aktiv mitzudenken und mitzugestalten, bevor alles den Bach runter geht. Nein, wir befinden uns leider (noch) nicht auf dem Weg zur Normalisierung, sondern weiterhin auf einem Pulverfass und einem sehr fragilem System, was in Zukunft wegen Überschuldung in einer Währungsreform enden kann. Viel zu wenige Politiker haben jetzt den Mut darüber offen zu sprechen, schon gar nicht in den obligatorischen „Sommerinterviews“. Ich sage es ganz klar: Ein „Double Dip“ in den USA“ würde die Wahrscheinlichkeit einer baldigen Währungsreform sehr schnell erhöhen. Schon jetzt werden Wetten bei Börsenstammtischen gemacht, wann die Währungsreform kommt und welche Auswirkungen dies haben wird. Wetten und denken Sie mit und schreiben Sie mir Ihre Meinung dazu! Falls wir im September nach unten abtauchen werden, sollten Sie im Tradingbereich Positionen bei Unterschreiten von wichtigen Chartmarken verkaufen, dann aber auch wieder gestaffelt kaufen, da ich hernach wieder an eine Erholungsrallye glaube. Dies trifft insbesondre für die Aktien aus Osteuropa zu, wo sich weiterhin gute Trading-Chancen ergeben. | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Andreas Männicke die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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