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Der Bund-Future erlebte in der vergangenen Woche ein wahres Wechselbad der Gefühle. Während der positive „Irland-Effekt“ rasch verpuffte, sorgten die Korea-Krise, sowie starke Daten aus der deutschen Wirtschaft für entscheidende Impulse im Rentenhandel.
Und sie wollen ihn doch… Irland wird den Rettungsschirm und die damit verbundene Hilfen, Gerüchten zufolge in Höhe von 85 Milliarden Euro, in Anspruch nehmen. Dass Irland nun doch unter dem Rettungsschirm Zuflucht sucht, kam für den Markt nur wenig überraschend; der politische und wirtschaftliche Druck auf Irland war wohl schlicht zu groß. Dennoch machte sich an den Märkten zumindest kurzfristig Erleichterung breit, welche sich allerdings schnell wieder legen sollte. Nicht wenige Marktteilnehmer fürchten, dass mit Irland nur der kleinste Dominostein der PIGS-Staaten (Portugal, Irland, Griechenland, Spanien) gefallen ist. Was, wenn ein Land wie Spanien – immerhin der viertgrößte Staat der Eurozone – um Hilfe ersuchen muss? Ein ranghoher EU-Diplomat wird mit den Worten zitiert: „Unsere eigentliche Angst gilt nicht Irland, sondern Spanien.“ In Brüssel wird davon ausgegangen, dass eine Rettung Spaniens selbst nach konservativen Berechnungen nicht weniger als 400 Milliarden Euro verschlingen würde. Dass die Angst vor einer Ausweitung der Krise auch bei den Anlegern dominiert, verdeutlicht ein Indiz am Rande: Für Dreimonatspapiere müssen die Iberer mittlerweile ein Rendite von 1,74 Prozent (bei der vergangenen Auktion waren es noch 0,95 Prozent) bieten. Für Sechsmonatspapiere gar 2,11 Prozent (gegenüber von zuletzt 1,29 Prozent). Die Rendite bei zehnjährigen Staatsanleihen notiert auf dem höchsten Stand seit Juni; die Risikoprämie gegenüber deutschen Bundesanleihen stieg auf sage und schreibe 231 Basispunkte. Zum Problem könnte außerdem werden, dass Spanien noch in diesem Jahr die Finanzmärkte um Geldmittel in beträchtlichem Umfang anzapfen muss. Während beispielsweise Irland bis kommenden Sommer durchfinanziert ist und Portugal „nur“ 750 Millionen Euro an frischer Liquidität benötigt, haben die Iberer laut Analysten noch einen Finanzbedarf von rund 10 Milliarden Euro. Nachdem die erste Irland-Beruhigungspille verdaut war, legten deutsche Anleihen am Nachmittag wieder spürbar zu. Am Abend notierte der Bund-Future bei 127,94 Basispunkten, was einem Plus von 53 Zählern entsprach. Erstmals seit Wochen war die Europeripherie am Dienstag nicht das Thema Nummer eins an den Finanzmärkten. Die Gefahr, dass der kalte Frieden auf der koreanischen Halbinsel doch noch zu einer kriegerischen Auseinandersetzung führen könnte, setzte vor allem den Aktienmärkten spürbar zu. Das deutsche Anleihenbarometer behielt in dieser Phase seinen Ruf als Rettungsanker und konnte bis zum Handelsschluss satte 94 Zähler zulegen. Zudem gab es am Dienstag eine ganze Reihe positiver Wirtschaftsdaten zu vermelden: Die beiden nachhaltigsten Meldungen kamen einerseits vom Einkaufsmanagerindex für den Euroraum, der überraschend deutlich über den Prognosen lag. Andererseits wurde auch in den USA das US-Wirtschaftswachstum auf 2,5 Prozent des BIP nach oben revidiert. Ein nachhaltiger Negativimpuls für das deutsche Anleihenbarometer blieb jedoch aus. Zur Wochenmitte verschwand die Krise in Ostasien bereits wieder von der Agenda der Marktteilnehmer. Katalysiert durch glänzende Wirtschaftsdaten kam der Bund-Future am Mittwoch mächtig unter Druck. Die „magische“ Zahl (ZEW) lief bereits um kurz nach 10:00 Uhr über die Ticker. Der Index des Münchener Instituts für Wirtschaftsforschung (Ifo-Index), verbesserte sich zum sechsten Mal in Folge und generierte den höchsten Wert seit der deutschen Wiedervereinigung. Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft scheint glänzend! Erfreuliche Zahlen auch aus den USA: Mit 407.000 Anträgen stellten so wenige US-Amerikaner einen Erstantrag auf Arbeitslosenhilfe wie zuletzt im Sommer 2008. Am Abend legte dann die irische Regierung ihr Sparpaket vor, anhand dessen das überbordende Staatsdefizit in den Griff bekommen werden soll. In den kommenden vier Jahren soll der irische Haushalt mit gut 15 Milliarden Euro entlastet werden, wie Premierminister Brian Cowen ankündigte. Unter anderem soll die Mehrwertsteuer um zwei Prozent erhöht, eine Trinkwassergebühr erhoben und gut 25 000 Stellen im öffentlichen Dienst gestrichen werden. Ob Brian Cowen bei der Konsolidierung allerdings noch den Steuermann gibt, scheint im Augenblick eher unwahrscheinlich. Teile der ohnehin wackeligen Koalition verweigern ihm angesichts solch drastischer Sparmaßnahmen – die nicht ohne Druck von Seiten der EU zustande kamen – die Gefolgschaft. Ein entscheidender Streitpunkt in den Verhandlungen mit der EU blieb außerdem bislang offen: Brüssel drängt Irland den Gewerbesteuersatz von bislang 12,5 Prozent, auf fast das doppelte anzuheben. Doch dieser Niedrigsteuersatz gilt in Irland als „heilige Kuh“. Immerhin war dieser Niedrigsteuersatz in der „wirtschaftlichen Blütezeit“ Irlands ein wesentlicher Grund, weshalb sich zahlreiche Unternehmen auf der grünen Insel niederließen. Dublin fürchtet, dass ein Anheben des Steuersatzes den endgültigen Todesstoß bedeuten könnte. Der portugiesische Premierminister, José Sócrates, der selbst mit dem Gedanken spielt den Rettungsschirm in Anspruch zu nehmen, wird sicherlich mit großem Interesse den Ausgang dieses Machtkampfes verfolgen… Für Donnerstag gab es keine relevanten Wirtschaftsdaten zu vermelden. Während in den USA „Thanksgiving“ gefeiert wurde und kein Handel stattfand, standen hierzulande schlichtweg keine Daten auf der Agenda. An einem allgemein eher ruhigen Handelstag musste der Bund-Future dennoch ein leichtes Minus hinnehmen, was nicht zuletzt den sehr festen Aktienmärkten zu verdanken war. Am Freitag profitierte der Bund-Future von der Flucht in Sicherheit und konnte leicht zulegen. Den „Black Friday 2010“ nutzen die Amerikaner zur Schnäppchenjagd vor Weihnachten, weshalb an dem Brückentag die Handelsimpulse aus den USA ausblieben. Anlegertrends: Gewinnmitnahmen in Unternehmensanleihen Am Anfang der Woche, iniziert durch die wirtschaftlichen Turbulenzen in Irland und die angespannte Lage in Südkorea, trennten sich vermehrt Anleger von ihren Unternehmensanleihen. Vor allem bei Hypridanleihen und Anleihen mit längerer Laufzeit kam es zu einer Vielzahl von Verkäufen. Nachdem sich die Kurse am Donnerstag kurzzeitig stabilisiert hatten, setzt sich der Verkaufstrend am Freitag weiter fort. Börse Stuttgart TV: Die EU-Schuldenkrise köchelt weiter, die Renditen der Problemkinder sind weiterhin sehr hoch. Wie reagieren die Privatanleger in Stuttgart? Und was versteckt sich hinter der Anleihe von ETL Freund & Partner GmbH, die in Stuttgart gezeichnet werden kann? Antworten von Sabine Traub, Leiterin des Anleihenhandels in Stuttgart. https://www.boerse-stuttgart.de/de/...v.html?vid=4672 Reges Treiben herrschte auch in der vergangenen Woche am Neuemissionsmarkt: Am Montag emittierte Danone ein Papier mit 10-jähriger Laufzeit (WKN: A1A31L). Das französische Traditionsunternehmen verspricht einen festen Kupon von 3,6 Prozent, bei einer Mindeststückelung von 50.000 Euro nominal. Danone gehört mit Niederlassungen in 120 Ländern, sowie rund 81.000 Mitarbeitern zu den größten Lebensmittelkonzernen weltweit. Ebenfalls am Montag emittierte Volkswagen einen sogenannten Floater (WKN: A1A3SD). Der Floater-Kupon orientiert sich am 3 Monats Euribor + 45 Basispunkte. Das Papier wird zum 19. November 2012 fällig. Die Mindeststückelung beträgt 50.000 Euro nominal. Neues aus den Emerging Markets hieß es am Dienstag. Mit Peru emittiert diesmal ein südamerikanischer Staat eine Schuldverschreibung mit 40 jähriger Laufzeit (WKN: A1A3TZ). Die Mindeststückelung liegt bei 1.000 Euro nominal und der feste Kupon verspricht feste 5,625 Prozent. Den Abschluss der vergangenen Woche bildete die Finanztochter von Peugeot, die Banque PSA (WKN: A1A36E). Die Franzosen setzen auf einen Kupon von festen 3,25 Prozent und eine Laufzeit von zwei Jahren. Die Mindeststückelung beträgt 50.000 Euro nominal. Ab Montag den 29.11.2010 wird die Anleihe der 3W Power Holdings S.A./AEG Power Solutions B.V. (WKN: A1A29T) im Marktsegment Bondm zum Handel aufgenommen. Die Anleihe hat einen festen Kupon von 9,25 Prozent bei einer Laufzeit von 5 Jahre. Die kleinste handelbare Einheit liegt bei 1.000 Euro nominal. Quelle: boerse-stuttgart AG | ||
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