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Weitet sich die Schuldenkrise immer noch weiter aus? Am Montag senkte die Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) den Ausblick für Italien auf „negativ“ von zuvor „stabil“. Das heißt S&P geht davon aus, dass sich das Rating Italiens mit einer Wahrscheinlichkeit von 1 zu 3 in den kommenden beiden Jahren verschlechtern wird. Vorerst wird Italien von den US-Bonitätswächtern noch mit einem Rating von „A+“ geführt. In der Begründung gehen die Experten von S&P davon aus, dass sich „Italiens Aussichten auf eine Reduzierung der Schulden [weiter] verschlechtert haben“, was die Regierung Berlusconi naturgemäß ganz anders sieht. Das Finanzministerium in Rom kritisiert diesen Schritt aufs Schärfste und sieht die Begründung von S&P in krassem Gegensatz zu den Einschätzungen von OECD und IWF. Zudem lägen die Daten zum Wirtschaftswachstum beständig über den Erwartungen von Analysten und auch im Bereich der Haushaltskonsolidierung habe das Team um Giulio Tremonti zahlreiche Erfolge vorzuweisen. Der Umstand, dass S&P auch bei Belgien den Ausblick auf „negativ“ senkte, dürfte Italien kaum trösten. Einmal mehr sieht S&P auch hier die hochgesteckten Defizitziele akut gefährdet, was vor allem auf die anhaltenden innenpolitischen Querelen zurückgeführt wird. Seit den Parlamentswahlen von Mitte 2010 ist Belgien ohne eine Regierung. Griechenland hingegen kam bei Fitch nicht mit einer Ermahnung davon und wurde bereits vergangenen Freitag um gleich zwei Stufen auf „B+“ herabgestuft. Während Anleihen aus der Europeripherie zum Wochenauftakt spürbar unter Druck gerieten, konnte der Bund-Future ein durchaus respektables Plus von 42 Basispunkten verzeichnen und schloss bei 125,18 Zählern.
Was sich in den vergangenen Monaten bereits andeutete ist seit Dienstag Gewissheit: Deutschland bleibt auch im 1. Quartal 2011 die Wachstumslokomotive im Euroraum. Trotz Schuldenkrise, volatilem Euro und trotz stark gestiegener Rohstoffpreise, präsentiert sich die deutsche äußerst Wirtschaft robust und das Bruttoinlandsprodukt (BIP) kann gegenüber dem Vorquartal noch mal um 1,5 Prozent zulegen. Vor allem die Binnennachfrage habe sich überaus positiv entwickelt, so die Analysen des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden: Während die Exporte abermals im expansiven Bereich lagen, nahmen die privaten Konsumausgaben um 0,4 Prozent, die staatlichen Aufwendungen um ganze 1,3 Prozent zu. In den vergangenen Monaten galt die mangelnde Binnennachfrage als kleiner Bremsklotz des deutschen Wachstumsmotors. Abseits der harten Fakten ist auch die Stimmung in der deutschen Wirtschaft unverändert blendend: Mit 114,2 Punkten erreicht der Ifo-Geschäftsklima-Index des Münchener Instituts für Wirtschaftsforschung exakt denselben – hohen – Wert wie im Vormonat. Analysten prognostizierten eine Abschwächung. Während die deutsche Wirtschaft von einem Superlativ zum anderen eilt, reißen die Hiobsbotschaften aus Griechenland nicht ab: Wie die Zentralbank in Athen am Dienstag mitteilte, räumen die Griechen ihre Konten ab. In den vergangenen Monaten hätten sich die Einlagen der privaten Haushalte um satte 31 Milliarden Euro verringert. Das Bankguthaben von Unternehmen und ausländischen Investoren reduzierte sich um insgesamt rund 15 Milliarden Euro. Offenbar glauben nicht einmal mehr die Griechen selbst daran, aus der Geschichte noch glimpflich heraus zu kommen. Versucht Griechenland noch zu retten was längst nicht mehr zu retten ist? Ministerpräsident Giorgios Papandreou kündigte in dieser Woche, die Privatisierungsmaßnahmen in Griechenland schneller als bisher voranzutreiben. Der Verkauf von Firmenanteilen, Eisenbahngesellschaften oder Grundstücken im staatlichen Besitz, soll insgesamt rund 50 Milliarden in die leeren griechischen Kassen spülen, hofft zumindest das griechische Finanzministerium. Allerdings sind die Zweifel groß, dass sich die griechischen Liegenschaften auf die Schnelle zu Geld machen lassen. Zudem sind die Griechen aufgrund der aktuellen Situation im Augenblick in einer denkbar schlechten Verhandlungsposition. Am Donnerstag bekam der Bund-Future noch mal einen Schub durch Zahlen aus den USA. Sowohl die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe, als auch die 1. Revision für das 1. Quartal in den USA fielen jeweils deutlich schlechter aus, als von Analysten im Vorfeld erwartet. Wenngleich der Bund-Future zum Wochenausklang geringfügig schwächer in den Handel gestartet ist, sollte er die feste Tendenz der Vortage beibehalten. Für etwas Bewegung könnten die zum Nachmittag anstehenden US-Konjunkturdaten sorgen. Anlegertrends: Aschewolke bleibt diesmal ohne Folgen Anders als im vergangenen Jahr war diesmal der Vulkanausbruch in Island, zumindest für den Rentenmarkt ein klassisches „Non-Event“. Weder Fluggesellschaften, noch Reiseveranstalter gerieten unter nachhaltigen Abgabedruck. Allerdings erwischte eine Anleihe der Deutschen Bahn (s. Neuemissionen) einer sehr positiven Handelsstart, der allerdings nicht auf die Aschewolke zurückgeführt werden kann. Börse Stuttgart TV – Interview hier abrufbar: Negative Nachrichten aus Griechenland haben Hoch-Konjunktur. Jetzt hat EU-Fischereikommissarin Maria Damanaki aus Athen die Befürchtung geäußert, ihr Land müsse aus dem Euro aussteigen. Auf ihrer Internetseite schreibt sie: „Entweder einigen wir uns mit unseren Gläubigern auf ein Programm, das große Opfer verlangt, oder wir kehren zur Drachme zurück“. Die Reaktionen der Anleihenmärkte fasst Sabine Traub von der Börse Stuttgart zusammen. https://www.boerse-stuttgart.de/de/...v.html?vid=5586 Aktuelle Neueinführungen an der Börse Stuttgart Seit dieser Woche kann in Stuttgart eine 10-jährige Anleihe der Deutschen Bahn Finance gehandelt werden (WKN: A1GRYC). Die Schuldverschreibung verfügt über einen festen Kupon von 3,75 Prozent, sowie eine Mindeststückelung von 1.000 Euro nominal. Die Linde Finance setzt ebenfalls auf eine Schuldverschreibung mit 10 Jahren Laufzeit (WKN: A1GRYP). Der feste Kupon beträgt hier 3,875 Prozent. Die Mindeststückelung 1.000 Euro nominal. Außerdem emittierten in dieser Woche zwei der größten österreichischen Unternehmen jeweils eine Schuldverschreibung: Mit der Strabag SE emittierte eines der größten Bauunternehmen Europas eine Anleihe mit Fälligkeit zum 25. Mai 2018 (WKN: A1GRNF). Die Schuldverschreibung des börsennotierten Unternehmens mit Sitz in Villach/Kärnten verspricht einen festen Kupon von 4,75 Prozent. Die Mindeststückelung liegt bei 1.000 Euro nominal. Die Strabag SE unterhält zahlreiche internationale Beteiligung u.a. hält Strabag an der Stuttgarter Ed. Züblin AG gut 57 Prozent der Anteile. Den Abschluss in dieser Woche bildet eine Hyprid-Anleihe des österreichischen Mineralölkonzerns OMV (WKN: A1GRKB). Die nachrangige Schuldverschreibung kann zu 1.000 Euro nominal erworben werden und wird zum 29. April 2049 fällig. Der Kupon ist bis 26. April 2018 auf 6,75 Prozent fixiert, danach wird der Kupon variabel. Die Anleihe kann vom Emittent ab dem 26. April 2018 jährlich zum Kurs von 100,00 Prozent gekündigt werden. Neues Anleihenformat beim Deutschen Anlegerfernsehen: Das neue Anleihenmagazin aus Stuttgart, heute mit folgenden Themen: - Griechenland steht das Wasser bis zum Hals – Droht jetzt endgültig der Kollaps? Hier geht’s zur Sendung: https://www.boerse-stuttgart.de/de/...v.html?vid=5589 Quelle: boerse-stuttgart AG | ||
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