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„Die Einigung unterstreicht die Geschlossenheit der Länder der Euro-Zone, alles zu tun, um die Finanzstabilität im gemeinsamen Währungsgebiet zu sichern“, meinte am Montagabend ein sichtbar erleichterter Jean-Claude Juncker. Die Erleichterung kam nicht von ungefähr: Noch am selben Morgen konnten sich die Euro-Finanzminister erneut auf kein gemeinsames Vorgehen zur Rettung Griechenlands einigen. Der (Nicht-) Beschluss vom Morgen förderte naturgemäß wenig Erfreuliches für die Regierung in Athen zu Tage. Die nächste Tranche an Hilfskrediten soll zumindest solange zurückgehalten werden, bis weitere Sparmaßnahmen vom griechischen Parlament abgesegnet werden, was aufgrund der drohenden Regierungskrise (Ministerpräsident Papandreou wollte noch im Laufe der Woche die Vertrauensfrage stellen) in Griechenland als keineswegs sicher galt. Aber können es sich die Euro-Länder – von Griechenland ganz zu schweigen – überhaupt leisten die Hellenen am langen Arm verhungern zu lassen? Das ist zumindest im Augenblick die Gretchenfrage, welche die Politik – allen voran Frankreich – mit einem klaren „Non!“ beantwortet. Der Tenor innerhalb der Währungsunion lautete am Montag, dass alles getan werden müsse, um einen Kreditausfall Griechenlands zu vermeiden.
Am Abend schien man in dieser Frage einen kleinen Schritt weiter, was dann letztendlich für die leichte Entspannung bei Eurogruppenchef Juncker sorgen sollte: Der Euro-Rettungsschirm, mit dem etwas sperrigen Namen Europäischer Stabilitätsmechanismus (ESM), soll auf satte 700 Milliarden Euro aufgestockt werden. Bisher waren im ESM Garantien für ausgegebene Kredite in Höhe von 120 Prozent hinterlegt. Im Fall vom jüngsten Beispiel Portugal bedeutete das, dass die Euro-Geberländer zusätzlich zu den ausgegebenen gut 80 Milliarden Euro, knapp 16 Milliarden zusätzlich als Garantie hinterlegen mussten. Doch mit dem neuesten Beschluss müssten zukünftig 165 Prozent an Garantien hinterlegt werden, was in diesem Beispiel satte 52 Milliarden Euro, statt der bisherigen 16 Milliarden bedeuten würde. Stand heute müsste also die Garantiesumme um insgesamt mehr als 700 Milliarden aufgestockt werden. Allein Deutschland bürgt mit dem neuen Beschluss auf einen Schlag um gut 100 Milliarden mehr als bisher (insgesamt 211 Milliarden). Doch warum das Ganze? Über den im Mai beschlossenen (alten) Rettungsschirm EFSF (Europäische Finanzmarktstabilisierung Fazilität), sollten ohnehin – im Extremfall – bis zu 750 Milliarden Euro ausgeschüttet werden können. Doch der EFSF hatte einen entscheidenden Haken: Um sich möglichst günstig am Finanzmarkt refinanzieren zu können, sollten Anleihen der Fazilität, das bestmögliche Rating von „AAA“ erhalten. Für dieses „Gütesiegel“ akzeptierten die großen Ratingagenturen allerdings nur die Garantien derjenigen Länder, die ebenfalls auf „AAA“ in den Büchern geführt werden, also beispielsweise Deutschland und Frankreich. Somit belief sich die de facto Ausleihkapazität des EFSF „nur“ auf gut 250 Milliarden, was bisher zwar für Irland und Portugal ausreichen sollte, aber offensichtlich nicht als zukunftsfähig erachtet wird. In der Nacht auf Mittwoch sprach das griechische Parlament Ministerpräsident Papandreou das Vertrauen aus. Das Votum galt als Grundvoraussetzung für einen positiven Abschluss für die Haushaltsverhandlungen in der kommenden Woche – nicht mehr, aber auch nicht weniger. Entsprechend gelassen reagierten die Märkte auf den Vertrauensbeweis. „Noch ist nichts gewonnen. Im Fokus der Märkte bleibt weiterhin die Verabschiedung der neuen Reformpläne in der kommenden Woche. Sollten diese Verhandlungen scheitern, so wäre Griechenland wohl kaum mehr zu retten“, so Sabine Traub, die Leiterin Primary Markets an der Börse Stuttgart. Am kommenden Dienstag wird im Athener Parlament über das (vielleicht entscheidende) Sparpaket abgestimmt. Insgesamt sollen im Zuge dieser Reformpläne in den kommenden 3 Jahren gut 28 Milliarden Euro eingespart werden. Im Vorfeld dieser Abstimmung erhöht Jean-Claude Juncker noch einmal den Druck auf Griechenland: „Ich gehe davon aus, dass die griechische Regierung die Mehrheit im Parlament haben wird. Falls nicht, sind wir in einer völlig anderen Gemengelage.“ „Erhebliche, Griechenland negativ betreffende Gesamtentscheidungen“, seien in diesem Fall, wohl nicht mehr abwendbar, so Juncker weiter. „Dies wünsche ich weder Griechenland noch uns selbst“. Es bleibt also spannend… Bondsweekly Spezial: Euro – Pro & Contra aus deutscher Sicht „Deutschland profitiert vom Euro wie kaum ein anderes Land in der Europäischen Union. […] Der Euro sorgt für Arbeitsplätze, er sorgt für Wirtschaftswachstum, er sorgt für Steuereinnahmen in Deutschland.“ (Angela Merkel) Die Generation der unter 20-jähirgen kann sich vielleicht schon gar nicht mehr daran erinnern, dass man im Ski-Urlaub eine Tageskarte in Schillingen bezahlen musste, während die Spaghetti auf der Piazza Navona in Lire abgerechnet wurden. Was im Kleinen sichtbar wird, brachte auch aus makroökonomischer Sicht zahlreiche Vorteile mit sich: Mit der Einführung des Euro entfiel das Wechselkursrisiko. Umtauschgebühren wurden obsolet, was letztlich die Transaktionskosten – zumindest innerhalb der Eurozone – gravierend verringerte. Letztlich war die Einführung des Euro eigentlich auch nur eine logische Konsequenz aus der Genealogie der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft heraus. Bereits in den EWG Gründungsverträgen von Rom träumte man den Traum von einem europäischen Binnenmarkt, ohne Zollbeschränkungen und freiem Personen-, Kapital- und Güterverkehr, um „eine nachhaltige Entwicklung des Wirtschaftslebens, ein hohes Beschäftigungsniveau […] nichtinflationäres Wachstum, einen hohen Grad von Wettbewerbsfähigkeit“, sowie „Konvergenz der Wirtschaftsleistungen“ [Art. 2 EWG-Vertrag] zu fördern. Eine gemeinsame Währung für eben diesen Wirtschaftsraum folgte nur einer, bereits 1957 formulierten, Logik. Der Euro ist – ohne Zweifel – bislang eine einzigartige Erfolgsgeschichte und steht nicht zuletzt für wirtschaftliche, soziale und nicht zu vergessen politische Stabilität in Europa. „Wer hätte vor 12 Jahren […] gedacht, dass er [der Euro] heute gegenüber dem Dollar und zahlreichen anderen Währungen mehr wert sein würde als damals?“ formulierten es 50 Manager führender deutscher Unternehmen in Anzeigen großer Tageszeitungen. Zumindest gegenüber dem US-Dollar ist auch das richtig. Laut Bundeskanzlerin Merkel, ist Deutschland der eigentliche Nutznießer des Euro und auch in der Presse wird der heutige Aufschwung in der bundesdeutschen Exportnation, nicht zuletzt auf die Gemeinschaftswährung zurückgeführt. Beim Blick in die Statistik setzt jedoch Ernüchterung ein: Mit einem durchschnittlichen Wirtschaftswachstum (gemessen am BIP) von +1,2 Prozent in den Jahren von 1999 bis 2010, liegt Deutschland noch unter dem Durchschnitt der übrigen Euroländer (+1,5 Prozent) und noch deutlicher unter dem EU-Schnitt (+1,7 Prozent). Gegenüber den knapp 10 Jahren zuvor, hat sich das deutsche Wachstum halbiert, obwohl in dieser Zeit die Wiedervereinigung gestemmt werden musste. Bezeichnenderweise belegen mit Griechenland (+2,7%), Irland (+3,9%) und auch Spanien (2,6%) gleich drei strauchelnde Länder der Europeripherie vordere Plätze. Selbst Portugal erreicht mit einem Wachstum von 1,2 Prozent den gleichen Wert wie die Bundesrepublik. Wie ist das möglich? Die Krux dahinter ist relativ einfach: Im Zuge des Beitritts zur Währungsunion, akzeptierten die Kandidaten gleichzeitig die sogenannten Maastricht-Kriterien. Das heißt unter anderem, dass beispielsweise die Neuverschuldung nicht über drei Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung liegen durfte. Im Gegenzug sollte die Europäische Zentralbank (EZB) über die Finanzstabilität des Euro wachen, womit allzu starke inflationäre Tendenzen vermieden werden sollten. Folgerichtig wurden ehemals eher schwache Staaten der Europeripherie in den Büchern der Rating-Agenturen aufgewertet, da sie mittlerweile nicht nur über eine starke Währung verfügten, sondern dafür auch noch enge fiskalpolitische Bedingungen erfüllen mussten. Während sich für Deutschland in dieser neuen Konstellation eigentlich nichts änderte, profitierten insbesondere Staaten, welche sich vordem eher schwer (oder zumindest teuer) über den Rentenmarkt refinanzieren konnten. Doch jetzt wurden Drachmen, Lire oder Peseten gegen den harten Euro ausgetauscht und am Rentenmarkt sanken die Renditen spürbar. Es begann eine rosige Zeit für einige Euro-Staaten, da fortan Geld in ganz anderen Dimensionen zur Verfügung stand. Der einsetzende Wirtschafts-Boom konnte ganz leicht über den Rentenmarkt finanziert werden. Heute weiß man jedoch, dass die Überhitzung des spanischen Immobilienmarktes, die Blasenbildung im irischen Dienstleistungssektor, so scheint es zumindest, ohne die Einführung des Euro und der Flut des billigen Geldes nur schwer erklärbar wäre. Aber warum hat niemand reagiert? Die EZB ließ die Europeripherie Länder einfach gewähren, anstatt die Zinsen zu erhöhen. Es lief aber auch zu gut… Und was ist mit den Anlegern? In einem Bericht des heute-journals, stellte ein Athener Imbiß-Buden-Besitzer eine durchaus berechtigte Frage: „Warum haben Sie uns das Geld gegeben? Alle wussten, dass wir nicht viel mehr als Souvlaki und ein wenig Tourismus haben.“ Was soll man darauf antworten? Und Deutschland? Warum steht die Bundesrepublik ausgerechnet heute so gut da wie schon lange nicht mehr? „Wir sind billiger geworden und in gewisser Weise auch ein Stück weit ärmer“, bringt es ifo-Chef Hans-Werner Sinn auf den Punkt. Die deutsche Wirtschaft musste bereits Ende der 90er feststellen, dass „Made in Germany“ allein nicht mehr reichte, um im internationalen Wettbewerb bestehen zu können. Ähnlich wie jetzt in den Staaten der Europeripherie waren die Löhne in den 90ern schneller gestiegen als die Produktivität. Deutsche Waren wurden schlichtweg immer teurer. Nachdem die preisliche Wettbewerbsfähigkeit und somit letztlich auch Arbeitsplätze ernsthaft in Gefahr schienen, wurde gegengesteuert. Die Gewerkschaften und dementsprechend die Arbeitnehmer übten sich in maßvollen Tarifabschlüssen und verzichteten auf bares Geld. Die Politik wiederum setzte mit der Agenda 2010 ein Zeichen. Mit Erfolg: Heute ist Deutschland international wieder konkurrenzfähig, was nicht zuletzt die Zahlen der vergangenen Monate beweisen. Doch auch hier scheint der Euro nur eine untergeordnete Rolle zu spielen. Die Triebfeder des deutschen Exportes liegt außerhalb Europas: Mit einem Volumen von 955 Milliarden führt die Bundesrepublik knapp doppelt so viele Güter in alle Teile der Welt aus, als in den europäischen Binnenmarkt (510 Milliarden). Lüder Gerken, der Direktor des Centrums für Europäische Politik meint hierzu in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung: „Die Hartz-Reformen in Verbindung mit Lohnzurückhaltung sind die Triebkräfte des deutschen Exporterfolges, nicht der Euro.“ Es scheint, als könnte er Recht haben. Börse Stuttgart TV – Interview hier abrufbar: “Irgendwann kommt der Punkt, an dem man in Griechenlands Unternehmen und Immobilien wieder investieren kann.” Das sagt der Chefvolkswirt von Assenagon, Martin Hüfner, im Interview mit Börse Stuttgart TV. Ob dieser Zeitpunkt schon jetzt gekommen ist, ließ der erfahrene Börsianer jedoch offen. Mehr verrät Martin Hüfner im Interview. https://www.boerse-stuttgart.de/de/...v.html?vid=5704 Das neue Anleihenmagazin aus Stuttgart beim Deutschen Anlegerfernsehen (DAF) Die Länder der Euro-Zone werden Griechenland mit einem weiteren Hilfspaket unter die Arme greifen. Das verlautete aus Kreisen des EU-Gipfels in Brüssel. Griechenland bleibt also Thema an den märkten. Ausführliche Informationen dazu im Börse-Stuttgart-Anleihenforum, ausgestrahlt im Deutschen Anleger Fernsehen. Weiteres Thema ist die aktuelle Lage in der Solarindustrie. https://www.boerse-stuttgart.de/de/...v.html?vid=5707 Aktuelle Neueinführungen an der Börse Stuttgart Passend in diese Woche emittierte der EFSF (bzw. die Europäische Finanzmarkt Stabilisierungsfazilität) eine Anleihe mit 10 Jahren Laufzeit (WKN: A1G0AB). Bei einer Mindeststückelung von 1.000 Euro nominal, verfügt das Papier über einen festen Kupon von 3,375 Prozent. Die Deutsche Bahn emittierte in der vergangenen Handelswoche eine Schuldverschreibung mit Laufzeit bis zum 30. Juni 2016 (WKN: A1GS24). Die kleinste handelbare Einheit liegt auch hier bei 1.000 Euro nominal. Der feste Kupon verspricht 2,875 Prozent. Eine Anleihe der österreichischen Wienerberger AG setzt bei einer Laufzeit bis Juli 2018 auf einen festen Kupon von 5,25 Prozent (WKN: A1GS23). Die Schuldverschreibung des Wiener Baustoffherstellers kann zu 1.000 Euro nominal erworben werden. Quelle: boerse-stuttgart AG | ||
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