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Immer mehr Bürger versammeln sich auf den Straßen, um für mehr Demokratie und gegen die Banken, gegen eine zwei Klassen-Gesellschaft (arm/reich) und gegen den Kapitalismus zu demonstrieren. Die Reichen sollen den Armen helfen, aus der Misere zu kommen anstelle sich selbst zu bereichern. Sie wollen keine Welt, wo Geld die Welt regiert. Diese Demonstrationen nehmen in den USA schon die Form einer politischen Bewegung an, die ernst zu nehmen ist. Die Wall Street wird ständig von Demonstranten belagert. Nun greift diese Bewegung auch auf Deutschland über. Noch verlaufen diese Demonstrationen relativ friedlich.
Sie ähneln vom Inhalt aber und der Intention den Demonstrationen und Generalstreiks in Griechenland. Breite Bevölkerungsschichten sehen nicht ein, dass immer wieder neue Milliardenbeträge zur Rettung von Banken zur Verfügung stehen, den sozial schwachen Gruppen in der Not aber nicht geholfen wird. Diese Verärgerung breiter Bevölkerungsschichten und der Ohnmacht gegenüber der Finanzautokratie ist nachvollziehbar. Ebenso sind es die „linken“ Parolen, die dabei geschwungen werden. Es ist wenig förderlich hier in „linke“ und „ rechte“ Argumentationsmuster einzusteigen und zu polarisieren, um einen Systemwandel herbeiführen zu wohlen. Es ist aber nicht nur sinnvoll, sondern dringend geboten, die Systemfehler zu korrigieren und zu beseitigen. Was das System zum Kippen und Kollabieren bringen kann, ist in der Tat ein Bankenrun, denn dann wären alle Spareinlagen verloren oder ein Staatsbankrott von großen Ländern wie Spanien oder Italien. Im Falle eines Staatsbankrotts werden auch die systemrelevanten Banken der jeweiligen Länder Pleite gehen, denn die Banken haben wiederum großvolumig die Staatsanleihen des eigenen Landes im Portfolio. In Italien gibt es eine schwerwiegende poltische Vertrauenskrise und das ist in einer Zeit, wo Italien ohnehin viel zu hoch verschuldet ist wenig hilfreich. Darunter leiden auch die italienischen Banken. Dexia musste schon not-verstaatlich werden, Droht dies nun auch italienischen Banken? So hat alleine die UniCredit italienische Anleihen im Wert von 40 Mrd € im Portfolio. Die amerikanischen Großinvestoren wie Goerge Soros haben jetzt am meisten Angst vor einer Euro-Banken-Krise, weil sich dies dann auch auf Amerika negativ auswirken wird. Um Staatspleiten besser oder überhaupt auffangen zu können, soll nun die Eigenkapitalquoten von Banken erheben erhöht werden, was ich schon lange befürworte. Zudem sollen sich die Banken wenn nicht freiwillig, dann zwangsweise an dem Cut bei griechischen Anleihen beteiligen. Hier ist ein Cut von 50% wahrscheinlich und das Angebot der deutschen Großbanken von 20% wohl nicht ausreichend. Warum hebeln die Banken überhaupt so stark mit fremdem Geld, das ihnen nicht gehört, und kaufen dann Risiko-Anleihen mit hohen Renditen? Die Banken als Risiko-Manager sollten doch als erste wissen, dass hohen Zinsen auch hohe Risiken bedeuten. Da kann man auch verstehen, dass auch „Insider“ und Bankexperten zu Wutbürgern werden. Eigenkapitalquoten von 10% sind erforderlich und auch dann werden es einige Banken schwer haben zu überleben, wenn die Verluste im Eigenhandel und Investmentbankinggeschäft zu groß werden. Basel III sollte schon zu höheren Eigenkapitalquoten führen. Man darf auch gespannt sein, was der nun geforderte Bankstresstest unter Berücksichtigung von Staatspleiten hervorbringen wird und vor allem, wann er erfolgt. Allmählich wird alles das umgesetzt, was ich schon vor Jahren in meinen Kolumnen gefordert haben. Hoffentlich ist es dann nicht schon zu spät. Auf der anderen Seite wird eine Kreditklemme befürchtet, wenn die Banken nicht mehr bereit oder in der Lage sind, Risikokredite an den Mittelstand zu geben. In den nächsten Wochen werden die Rating-Agenturen wieder die Rating-Keule schwingen. Spanien wurde am Freitag schon von S&P von AA auf AA- weiter heruntergestuft. Jetzt drohen weiteren europäischen Großbanken, darunter auch die Deutsche Bank AG, Herabstufungen von Fitch. Damit wird die Refinanzierung noch teurer werden. Dringend geboten ist hier eine Kapitalheraufstockung und zum Teil auch eine Änderung der Geschäftsmodelle auf einen breitere Basis, also weniger Investmentbanking und mehr Kreditgeschäft - mithin back to the roots, was auch ich schon vielfach an dieser Stelle gefordert habe. Dies müsste dann sogar auch ganz im Sinne der Wutbürger sein, die das Geschäftsmodelle zu Lasten der kleinen und sozial schwachen Kreditnehmer (und Sparer) nicht mehr mitmachen wollen. Herabstufungen drohen auch bei den französischen Großbanken, die durch einen jetzt drohenden Schuldenschnitt bei griechischen Anleihen besonders getroffen sind. Zunächst drohen nur Herabstufungen auf „negative Ausblicke“ bei den Großbanken Barclays, BNP Paribas, Société Generale, Goldman Sachs, Morgan Stanley, Credit Suisse. UBS wurde schon herabgestuft. Dies dürfte die Weltbörsen in der nächsten Woche belasten. Immerhin gab es in der letzten Woche, als ich in Griechenland im Urlaub war und griechische Quittungen „überprüfte“, eine beeindruckende Rallye, weil die Troika signalisiert hat, Griechenland im November einen Kredit zu gewähren und die Slowakei gewissermaßen im Nachschlag den EFSF doch zugstimmt hat. Neben den Bankenherabstufungen werden aber auch die Quartalszahlen insbesondere der Banken und vor allem deren Ausblicke der jeweiligen Vorstände ausschlaggebend für die weitere Kursentwicklung werden. Einen besonders starken Rebound schaffte in der letzten Woche die Moskauer Börse. Der RTS stieg am Freitag um 3,18% auf 1449 Indexpunkte. Dabei konnte sich der Brentölpreis um 2% auf 112 USD/Barrel erholen. Anfang Oktober befand sich der RTS-Index im Tief noch bei 1200 Indexpunkten, was immerhin ein Plus von 20% seit dem Tief bedeutet. Solche Trading-Chancen wird es in Zukunft auch im Rahmen einer Bärmarktrallye geben. Einige Stahlaktien wie die Evraz group konnten am Freitag sogar im zweistelligen Prozentbereichen zulegen. Auch die Sberbank überzeugte mit einem Kursplus von 8%. Ich hatte Ihnen schon im letzten EAST STOCK TRENDS auf die Möglichkeit dieser fulminanten Herbstrallye aufmerksam gemacht. Im meiner letzten Kolumne schieb ich noch, was ich hiermit wiederhole: „Die Börsen werden im Oktober, der als Crash-Monat verschrien ist, volatil und nervös auf jede bad und good news reagieren. Sie sind noch im Panik-Modus, aber aus Verkaufspanik kann auch durch Short-Covering Kaufpanik werden. Wie Sie sich jetzt verhalten sollen und auch welche Aktien in Osteuropa aussichtsreich sind, können Sie nachlesen, wenn Sie jetzt ein Probe Abo- des Börsenbriefes EAST STOCK TRNDS (3 Ausgaben per e-mail für nur 15 €) unter www.eaststock.de bestellen.“ Fazit: Ich sollte öfters nach Griechenland fahren, um Urlaub zu machen und Quittungen „vor Ort“ zu prüfen, dann läuft es auch wieder besser an der Börse. Ich kann übrigens nicht bestätigen, dass alle Griechen faul sind und nicht arbeiten können/wollen. Das Gegenteil war in meinem Urlaub der Fall, was sicherlich aber nur eine subjektive Sichtweise ist. | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Andreas Männicke die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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