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An den Finanzmärkten hat man sich schon längst an immer neue Superlative gewöhnt. Und hohe Volatilität ist schon fast zur Normalität geworden. Und doch wurde am vergangenen Dienstag mal wieder ein neues Kapitel aufgeschlagen: Allein der Bund-Future legte bis zum Handelsschluss um sage und schreibe 268 Basispunkte zu! Mit der Ankündigung des griechischen Ministerpräsidenten durch ein Referendum das griechische Volk über das Hilfspaket abstimmen zu lassen, löste der griechische Regierungschef eines der schlimmsten „Börsenbeben“ seit dem Höhepunkt der Finanzmarktkrise aus.
„Wir vertrauen den Bürgern […] Wir glauben an ihr Urteilsvermögen, wir glauben an ihre Entscheidung“. Nicht einmal eine Woche nach den Beruhigungspillen des EU-Gipfels sorgte der griechische Regierungschef mit seinen Aussagen für akute Infarktgefahr auf den Finanzmärkten. Mit dem angekündigten Plebiszit waren sämtliche Beschlüsse der Vorwoche vorerst nicht mehr als Makulatur. Papandreou ging aufs Ganze, nahm dabei ein Beben an den Börsen in Kauf und scherte sich nicht um die Meinung seiner europäischen Amtskollegen, die er im Vorfeld nicht über sein Vorhaben informierte. Doch zu welchen Kosten? Mit seinem Alleingang brüskierte Papandreou nicht nur seine europäischen Amtskollegen und die griechische Opposition, auch seine eigene Pasok-Partei zeigte Unverständnis. Ein Regierungsmitglied erklärte umgehend seinen Rücktritt, was die Regierungsmehrheit auf eine hauchdünne Majorität von 152 Sitzen von insgesamt 300 reduzierte. Während die Politik in Europa und Griechenland tobte, gab es auch Verständnis für die Entscheidung Papandreous. Zwar sei die Wette Papandreous äußerst gewagt, doch gelänge es dem griechischen Ministerpräsidenten „die Zeit bis zum Referendum zu überbrücken“ und könnte er zudem sein Volk von den gegebenen Notwendigkeiten überzeugen „stünde die Euro-Rettung sogar auf viel sicheren Beinen, als es bislang der Fall ist“, so die Financial Times Deutschland. Doch so viel Verständnis brachte nicht jeder auf. Euro-Gruppenchef Jean-Claude Juncker zeigte sich irritiert ob des politischen Alleingangs des Griechen: „Das bringt große Nervosität und große Unsicherheit zu bereits bestehender großer Unsicherheit“, so der Luxemburger gegenüber RTL. Doch abseits der diplomatischen Verrenkungen fürchten einige Wirtschaftsexperten eher die handfesten Folgen des anstehenden Referendums. Denn noch würden laut aktuellen Umfragen gut 60 Prozent der Griechen gegen das Rettungspaket und die damit verbundenen Reformen votieren. In diesem Fall, so fürchtet der Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung Gustav Horn im Handelsblatt „gehen sowohl in Griechenland als auch im Euro-Raum die Lichter aus“. Selbst eine Staatspleite bzw. „geordnete Insolvenz“ Griechenlands und sogar ein Rausschmiss aus der Währungsunion gilt unter Beobachtern nicht mehr als tabu. Am Donnerstag ging es dann Schlag auf Schlag. Während eigentlich alle Augen auf Athen gerichtet waren, kam der erste Paukenschlag aus Frankfurt. Auf seiner ersten Pressekonferenz als EZB-Chef verkündete Mario Draghi eine Leitzinssenkung um 0,25 Prozentpunkte. „Der konjunkturelle Ausblick ist von hoher Unsicherheit belastet“, weshalb die EZB „sehr wahrscheinlich“ ihre Konjunkturprognose für 2012 senken müsse, so der Italiener. Aufgrund von Inflationswerten jenseits der eigentlichen Zielwerte der EZB rechnete kaum jemand mit einer Zinssenkung. Am Nachmittag wurde es dann immer unübersichtlicher. Kommt der Volksentscheid in Griechenland nun doch nicht? Stellt Papandreou sein Amt zur Verfügung? Praktisch im Minuten-Takt rannten neue Nachrichten aus Griechenland über die Ticker. Am Freitagmorgen kam doch noch etwas Licht ins Dunkel. Das geplante Referendum kommt – sei es aufgrund inneren und/oder äußeren Drucks – nicht zustande. Papandreou verbleibt zudem – vorerst – im Amt. Allerdings wird der griechische Ministerpräsident am Freitagabend die Vertrauensfrage im Athener Parlament stellen. Teile der eigenen Partei, sowie sein Stellvertreter Venizelos haben ihm jedoch – wie es scheint – bereits die Gefolgschaft entzogen. 268 Basispunkte wie am Dienstag sind auch für den Bund-Future außergewöhnlich. Zwar konnte das Niveau nicht ganz gehalten werden, allerdings stabilisierte sich der Bund-Future auf hohem Niveau oberhalb der 136,00 Punkte-Marke. Bondm-News Die MAG IAS GmbH (A1H3EY) ist Teil des weltweit agierenden Maschinenbaukonzerns MAG. Der internationale MAG-Konzern hat von seinen Banken und Kreditversicherern die Zusage für eine Erweiterung der bestehenden Garantien erhalten, die dem gestiegenen Geschäftsvolumen Rechnung trägt. Gleichzeitig werden ab November 2011 Rolf Rickmeyer als Vorsitzender der Geschäftsführung und Jan Siebert als neuer Kaufmännischer Geschäftsführer die MAG IAS GmbH verstärken. Ihre Vorgänger Markus Grob, Ralph Berndt und Gerhard Hagenau haben die MAG Gruppe in freundschaftlichem Einvernehmen verlassen. Die Nabaltec AG (A1EWL9), der Spezialist für „Funktionale Füllstoffe“ und „Technische Keramik“ steigerte in den ersten neun Monaten dieses Jahres nach vorläufigen Zahlen den Umsatz von 81,80 Mio Euro um 23,10% auf 100,70 Mio Euro und konnte in diesem Zeitraum das Betriebsergebnis (EBIT) von 5,20 Mio. Euro auf 11,0 Mio. Euro mehr als verdoppeln. Die Entwicklung des dritten Quartals blieb hinter den ersten beiden Quartalen des Jahres zurück. Laut Johannes Heckmann, Vorstand der Nabaltec AG, wird sich die Konsolidierung auf leicht reduziertem Niveau auch im vierten Quartal fortsetzen. Das ausgegebene Ertragsziel (auf Basis EBIT) für 2011 von 12 Mio. Euro sei aber nach wie vor erreichbar. Neu strukturiert hat die Nabaltec AG einen wesentlichen Teil der bestehenden lang-fristigen Bankverbindlichkeiten zu deutlich besseren Konditionen. Diese Woche veröffentlichte die Dürr AG (A1EWGX) ihren Zwischenbericht für die ersten neun Monate und bestätigt nochmals die in der Ad-hoc Meldung (18.10.2011) veröffentlichte Ergebnisverbesserung im dritten Quartal. Börse Stuttgart TV Der neue EZB-Chef Mario Draghi hatte auf bei seiner ersten EZB-Sitzung als Präsident ein Antritts-Geschenk im Gepäck! Er senkte völlig überraschend die Leitzinsen in der Euro-Zone auf 1,25 Prozent. Eine erste Einschätzung zu diesem Schritt und eine aktuelle Bewertung des Politkrimis in Griechenland von Uwe Proksch von der Dialog Vermögensmanagement im Gespräch im Börse Stuttgart TV. https://www.boerse-stuttgart.de/de/...v.html?vid=6270 Sicher ist, dass nichts mehr sicher ist im Fall Griechenland. Nachdem Ministerpräsident Papandreou die Märkte zu Wochenbeginn mit seiner Referendumsankündigung noch stark verunsicherte, ruderte er jetzt zurück. Auf was muss man sich als Anleger jetzt noch gefasst machen? Wann kehrt endlich wieder Ruhe ein? Das DAF-Anleihenforum zu den aktuellen Turbulenzen in und um Griechenland. https://www.boerse-stuttgart.de/de/...v.html?vid=6274 Bondsweekly Spezial: Turbulenzen in Griechenland – Unsicherheit an den Märkten Zunächst ein 50-prozentiger Schuldenschnitt, dann ein angekündigtes Referendum, nun die Vertrauensfrage des Ministerpräsidenten und womöglich Neuwahlen. Die Nachrichten aus Griechenland überschlugen sich während der vergangenen beiden Wochen. Die Entwicklung der Märkte glich einer Achterbahnfahrt. Rentenhändler Markus Gross von der Börse Stuttgart erklärt die Reaktionen. Wie kam es zum drastischen Absturz der Kurse zu Beginn dieser Woche? Markus Gross: Der Absturz spiegelt in erster Linie die enorme Verunsicherung der Marktteilnehmer wider! Zur Illustration: Der Index V-DAX® – Gradmesser der erwarteten Schwankungsbreite des DAX® – ist innerhalb von nur zwei Tagen um über 20 Prozent in die Höhe geschossen. Viele Anleger wissen nicht mehr, welchen Informationen sie noch trauen können oder wie groß die Halbwertszeit von politischen Beschlüssen ist. Sind die Maßnahmen vom EU-Gipfel bereits wieder Makulatur? Werden wir einen Domino-Effekt erleben, der den gesamten Finanzsektor erfasst? Hat der Euro als gemeinsame Währung unterschiedlichster Staaten eine Zukunft? Diese Fragen schüren ein hohes Maß an Unsicherheit und diese ist an den Börsen immer Gift. Warum ist der Fall Griechenland überhaupt so ein großes Problem für Europa? Markus Gross: Im Augenblick gibt es vor allem zwei Faktoren die den Marktteilnehmern Sorge bereiten. Erstens die akute Ansteckungsgefahr weiterer Staaten in der Eurozone: Nachdem Italien bereits in der Vorwoche Rekordrenditen bei seinen Staatsanleihen bieten musste, rückt mittlerweile selbst Frankreich verstärkt in den Fokus der Finanzmärkte. Ob das Land im Vorfeld der anstehenden Präsidentschaftswahlen die geforderten Reformen umsetzen kann, ist höchst ungewiss. Zweitens droht die Gefahr einer erneuten Bankenkrise. Allein die beiden größten französischen Banken BNP Paribas und Société Générale – sie sind besonders stark in griechischen Anleihen beziehungsweise unmittelbar in Griechenlands Wirtschaft investiert – haben an den Börsen binnen weniger Monate insgesamt über 60 Milliarden Euro an Wert eingebüßt. Wie hoch die Abschreibungen bei anderen Instituten sind, ob Kreditausfallversicherungen jetzt doch noch in Anspruch genommen werden und inwieweit sich die Banken untereinander noch vertrauen, weiß im Augenblick niemand. Viele Privatanleger sind nun verunsichert. Ist mit einer baldigen Erholung der Märkte zu rechnen? Markus Gross: Momentan muss sicherlich davon ausgegangen werden, dass die kommenden Monate stark volatil bleiben, da es im Moment noch zu viele offene Fragen gibt. Zudem lassen sich die bestehenden Probleme nicht über Nacht lösen – sowohl die Politik, als auch die Anleger werden zunächst sehr viel Geduld brauchen. Markus Gross ist Rentenhändler an der Börse Stuttgart Diskutieren Sie mit uns über aktuelle Themen auch auf Facebook: www.facebook.de/BoerseStuttgart Quelle: boerse-stuttgart AG | ||
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