Alt 08.12.12, 12:49
Standard So tickt die Börse: Positive Unternehmensmeldungen treiben Kurse
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NEUE EIGENTÜMERSTRUKTUR BEI EADS.

Endlich! Boeing (Hinweis: Boeing befindet sich im Heibel-Ticker Portfolio) bekommt einen gleichwertigen Wettbewerber: EADS. Nach zwölf Jahren politischem Tauziehens haben sich Franzosen und Deutsche nun darauf geeinigt, EADS in den freien Markt zu entlassen. Einen Markt, in dem Wirtschaftlichkeit die Entscheidungen bestimmt, nicht politisches Kalkül. Und damit ist EADS nun endlich zu einem Wettbewerber von Boeing aufgestiegen.

Die deutsche Daimler und französische Lagardere trennen sich von ihren Anteilen, Deutschland und Frankreich halten künftig direkt jeweils 12% und Spanien 4%. Damit erhöht sich der Streubesitz von 49% auf 72%, kein Land hat einen bestimmenden Einfluss (erst ab 15% möglich), aber dennoch behalten die drei Länder eine gewichtige Stimme.

Die Aktie von EADS macht einen Freudensprung von 10%. Seit sich Ende November eine Lösung abzeichnete, ist der Kurs sogar schon um 20% angesprungen. Das schnelle Geld ist gemacht, dennoch halte ich für die nächsten 12 bis 18 Monate einen weiteren Kursanstieg um bis zu 15% für möglich.

Besser positioniert ist Boeing, wenngleich das Unternehmen derzeit von der Fiskalklippe zurückgehalten wird. Vom Bewertungsniveau her nehmen sich die beiden Konkurrenten nicht viel, allerdings ist Boeing in seiner Entwicklung ein wenig weiter als EADS; der Dreamliner fliegt schon, während Airbus seine Version des spritsparenden Fliegers auf Basis des A350 noch am Boden entwickelt. Vor zwei Tagen wurde erstmals ein Blick auf den Flieger gewährt, aber noch ohne Triebwerke. Erst Ende 2014 werden die ersten Maschinen an Kunden ausgeliefert.

Während die Bilanzen also ähnliche Kennziffern hervorbringen, steht Airbus aufgrund der noch frühen Entwicklungsphase vor viel größeren Risiken als Boeing, wo der Dreamliner im Betrieb nur noch einiges an Feintuning erfährt.

DIVIDENDENKÜRZUNG BEI DER DEUTSCHEN TELEKOM

Endlich! Die 8,3% Dividendenrendite der Deutschen Telekom habe ich schon seit langem in Frage gestellt. Der freie Cashflow läßt eine so üppige Ausschüttung nicht zu, wenn das Unternehmen gleichzeitig beim Ausbau der Netze mit der Konkurrenz Schritt halten möchte. Nun ist die Katze aus dem Sack, künftig beträgt die zu erwartende Dividendenrendite nur noch 6%.

Das ist noch immer recht ordentlich, doch bei einem Kursverlust von 15% seit Mitte September, oder 3% am heutigen Tag, relativiert sich die Freude über die Ausschüttung. Immer wieder haben die erforderlichen hohen Investitionskosten bei der Telekom für Unmut unter den Anlegern gesorgt. Immer wieder führen schlecht ausgebaute Netze zu Unmut unter den Kunden der Telekom. Dieser Spagat wird der Deutschen Telekom immer anlasten, entweder die Kunden reden das Unternehmen kaputt oder die Aktionäre.

Telekomanbieter ohne eigenes Netz haben es da leichter. Auch freenet beispielsweise verfügt über einen hohen freien Cashflow und bietet daher eine hohe Dividendenrendite von 8,4% an. Das Risiko der hohen Investitionskosten besteht hier nicht, dafür ist freenet jedoch anfälliger gegenüber dem Wettbewerb. Doch solange die Dt. Telekom unter den Investitionskosten ächzt und stöhnt, wird freenet keinen ruinösen Preiswettkampf fürchten müssen.

VORGEZOGENE DIVIDENDENAUSSCHÜTTUNGEN WEGEN FISKALKLIPPE

Wie Sie wissen, fallen in den USA zum Jahreswechsel Steuererleichterungen weg, die Präsident Bush einst befristet eingerichtet hatte, wenn sich die Regierung nicht rechtzeitig mit der Opposition auf einen Kompromiss einigt. Unter anderem würden dann ausgeschüttete Dividenden im kommenden Jahr nicht mehr wie bisher mit 15% besteuert werden, sondern mit dem persönlichen Einkommenssteuersatz, der insbesondere bei den Schwerreichen deutlich über 39% liegt.

Die eine Folge dieser Bedrohung kennen wir schon: Aktien mit großen Kursgewinnen in den vergangenen Monaten und Jahren, denken Sie an Apple, werden lieber heute verkauft als im Januar. So muss der Gewinn nur mit 15% versteuert werden, anstatt wie schlimmstenfalls im Januar mit über 39%.

Bei den Dividenden gehen nun Unternehmen eigene Wege. Wer im Januar Dividenden ausschüttet, der zieht die Ausschüttung kurzerhand in den Dezember vor. Und wer es sich leisten kann, der schüttet heute schon die Dividenden der nächsten Quartale aus (in den USA werden Dividenden meistens quartalsweise ausgeschüttet).

So gibt es eine ganze Reihe von Unternehmen, die mit vorgezogenen Ausschüttungen und Sonderdividenden ihren Anteilseignern noch schnell den günstigen Steuersatz ermöglichen. Wal-Mart, Carnival Cruises, Sotherby's, Safeway und Sirius Radio sind einige der prominenten Beispiele. Aber auch Whole Foods Markets bedient sich dieses Instrumentes, wie Sie in der heutigen Wunschanalyse lesen können (siehe Kapitel 04).

Warum bietet Apple eigentlich keine solche Sonderdividende an? Mit 120 Mrd. USD Barmitteln wäre das nach dem heftigen Kursverlust der vergangenen Wochen mal eine nette Geste, oder? CEO Tim Cook hatte vor einiger Zeit angekündigt, sich über die Verwendung der ausufernden Barmittel Gedanken zu machen. Jetzt wäre ein guter Zeitpunkt, mit den Gedanken zu einem Ende zu kommen.

Derweil tobt der Grabenkrieg zwischen Republikanern und Demokraten weiter. Warren Buffet veröffentlichte einen offenen Brief in der New York Times in dem er die Regierung darum bat, ihn höher zu besteuern. Er habe den niedrigsten Einkommenssteuersatz (17,4%) von all seinen Mitarbeitern (33% - 41%). Und er könne es sich leisten, ein wenig mehr an Steuern zu zahlen.

Die Republikaner wollen davon nichts wissen, sie beharren auf strukturelle Änderungen im Haushaltsbudget, um der ausgeuferten Schulden Herr zu werden. Obama hingegen legt seinen Schwerpunkt auf Steuererhöhungen. Wir erleben einen ideologischen Grabenkrieg in seiner reinsten Form.

Derweil hellt sich in Europa die Stimmung zunehmend auf. Mario Draghi sprach gestern von einer anhaltend angespannten wirtschaftlichen Situation, die seiner Ansicht nach allerdings Mitte 2013 enden werde. Von Inflationstendenzen ist keine Rede mehr, die Inflationsrate werde in den kommenden Monaten rückläufig sein und unter 2% fallen.

Es scheint, die Euro-Schuldenkrise ist überwunden. Zumindest scheint die Gefahr eines Kollaps unseres Systems abgewendet. Schauen wir einmal, wie sich die wichtigsten Indizes in der abgelaufenen Woche entwickelt haben:

WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES

INDIZES (06.12.2012) | Woche Δ

Dow Jones: 13.074 | 0,4%
DAX: 7.535 | 1,8%
Nikkei: 9.527 | 0,9%
Euro/US-Dollar: 1,29 | -0,7%
Euro/Yen: 106,52 | -0,9%
10-Jahres-US-Anleihe: 1,58% | -0,04
Umlaufrendite Dt: 1,13% | -0,02
Feinunze Gold: $1.697 | -1,7%
Fass Brent Öl: $107,14 | -3,0%
Kupfer: 8.004 | 1,2%
Baltic Dry Shipping: 1.022 | -6,8%



Der DAX hat neue Jahreshochs erklommen, aber nicht nur die Exportnation freut sich über Höchststände, auch der EuroStoxx 50 hat Jahreshochs erreicht. Neidisch schauen die Amis über den Teich, ihnen fehlen dazu noch 4%.

Der Ölpreis ist der größte Verlierer der Woche, gefolgt vom Goldpreis. Steht hier tatsächlich eine Trendwende an? Der Goldpreis ist nur knapp unter 1.700 USD/Oz gefallen, und so ist es noch zu früh, von einer Trendwende zu sprechen. Doch in den vergangenen Tagen habe ich vermehrt kritische Stimmen zum Gold gelesen. Gemeinsamer Tenor: Alles, was zu Gunsten des Goldes passieren konnte, ist passiert. Selbst die Gold-ETFs verzeichnen Rekordsummen, und die lockere Geldpolitik weltweit läßt es sicher erscheinen, dass der Goldpreis weiter steigen müsse. Dennoch hat das Gold keinen neuen Rekord mehr erreicht. Was muss also noch passieren, um den Goldpreis auf neue Rekordhöhen zu katapultieren? Oder anders gefragt: Kann es überhaupt noch schlimmer werden, oder haben wir das Hoch des Goldpreises bereits gesehen?

Es sind nur noch wenige Wochen bis zum Jahr 2013 und ich wiederhole hier nochmals meine grundsätzliche Marschrichtung: Seit 2001 habe ich kontinuierlich Gold zum Kauf empfohlen, Ziel war das Jahr 2013. Ab 2017 werde ich kontinuierlich Gold zum Verkauf empfehlen. In den Jahren 2013 bis 2017 wird der Goldpreis meiner Ansicht nach sehr volatil sein, d.h. stark schwanken. Es wird schwer sein, diese Schwankungen für sich zu nutzen.

Wer den Keller voller Gold hat: Vielleicht sollten Sie sich schon mal langsam überlegen, welche Münzen und Barren sie als erstes verkaufen wollen.

Schauen wir uns einmal die Stimmung unter den Anlegern an:

SENTIMENTDATEN

Analysten
Empfehlungen (Anzahl Empfehlungen): Kaufen / Verkaufen
16.11.- 23.11. (222): 52% / 15%
23.11.- 30.11. (156): 57% / 11%
30.11.- 07.12. (174): 47% / 17%

Kaufempfehlungen der Analysten
EADS, Volkswagen VZ, Rio Tinto

Verkaufsempfehlungen der Analysten
Beiersdorf, Metro, Sage Group Plc.

Privatanleger
47. KW: 65% Bullen (193 Stimmen)
48. KW: 65% Bullen (184 Stimmen)
49. KW: 57% Bullen (182 Stimmen)

Kaufempfehlungen der Privatanleger
EADS, E.On, Epigenomics

Verkaufsempfehlungen der Privatanleger
Groupon, Apple, Veolia Environment


Mit dem Erreichen neuer Jahreshochs wurde es vielen Privatanlegern und Analysten offensichtlich schwindelig, der Optimismus der Vorwoche ist verflogen, und Skepsis gegenüber den Kursgewinnen macht sich breit. Eigentlich ein guter Nährboden für weitere Kursgewinne, oder?

Epigenomics steht auf der Empfehlungsliste der Privatanleger. Ja, das Unternehmen hat einen wichtigen Schritt in Richtung Genehmigung des proColon Tests zur Untersuchung auf Darmkrebs gemacht: Eine Studie wies signifikant bessere Ergebnisse aus, als ein bereits im Markt befindlicher vergleichbarer Test.

Doch proColon ist nur ein Kompromiss bei der Untersuchung auf Darmkrebs. Gewissheit bringt nur ein Test, bei dem eine kleine Probe aus dem Darm entnommen wird. Das müssen wir ab Mitte Vierzig alle zehn Jahre einmal machen lassen, ist tierisch unangenehm, aber eine sichere Methode, um das Risiko eines Darmkrebses auszuschließen. Dieser entwickelt sich nämlich sehr langsam, und so reicht eine Untersuchung alle zehn Jahre.

Wer das jedoch nicht machen möchte, der kann proColon nutzen: Hierbei wird eine Stuhlprobe auf Darmkrebs untersucht, und das Ergebnis kann der jüngsten Studie zufolge mit 71%iger Sicherheit Darmkrebs korrekt erkennen (der Wettbewerber hat 67%). Doch warum sollte man einen ungenauen Test machen, wenn es einen genaueren Test gibt? Nur wegen der Unannehmlichkeit? Da sollten Sie schon ein wenig an Ihre Gesundheit denken.

Also: Ja, Epigenomics hat hier ein gutes Produkt, das es an den Markt bringen möchte. proColon ist günstiger als das Punktieren des Darms, dafür aber ungenauer. Ärzte werden stets zu der anderen Methode raten, daher sehe ich die Euphorie für Epigenomics (150% Kurssprung in zwei Tagen) als übertrieben an.

Entsprechend sehe ich auch Epigenomics an der Spitze der folgenden Tabelle skeptisch: Equinet bezieht sich auf die wahrscheinliche Zulassung von proColon durch die FDA für den US-Markt und errechnet ein abenteuerliches Kursziel. Auch wenn die Zulassung gelingt, werden Ärzte meines Erachtens nicht so stark wie gewünscht auf diesen Test aufspringen. Dies haben die Analysten von Equinet meines Erachtens nicht bedacht.

TOP ANALYSTENZIELE

Sie wollen wissen, was die Analysten im Einzelnen für Aussagen treffen und wo sie die größten Chancen sehen? Ich habe für Sie ab sofort jede Woche eine Übersicht der Analysen mit den höchsten Kurszielen ausgearbeitet. Die Liste zeigt ganz einfach an, wo das aktuelle Kursziel des Analysten prozentual am meisten über dem aktuellen Kurs liegt:

Unternehmen | Analyse v. | Kurs | Kursziel | Upside

Epigenomics | 5.12 | 1,94 € | 5,50 € | 183,51%
ADVA | 6.12 | 4,19 € | 6,50 € | 55,13%
K+S | 4.12 | 34,41 € | 50,00 € | 45,31%
Dt. Telekom | 6.12 | 8,30 € | 12,00 € | 44,58%
Daimler | 6.12 | 38,58 € | 52,00 € | 34,78%
VTG AG | 6.12 | 11,92 € | 16,00 € | 34,23%
König & Bauer | 5.12 | 13,13 € | 17,50 € | 33,28%
Gagfah | 7.12 | 8,20 € | 10,90 € | 32,93%
SKY Dtl. | 5.12 | 3,96 € | 5,20 € | 31,31%
Leoni | 6.12 | 26,97 € | 35,00 € | 29,77%


Es handelt sich um Analysen aus dieser Woche. Bitte genießen Sie diese Übersicht mit Vorsicht. Sie wissen ja, dass häufig auch ein Eigeninteresse des Analysten für eine rosa Brille sorgen kann, weshalb Analysteneinschätzungen tendenziell optimistischer ausfallen als es die Realität anschließend erlauben würde. Aber die Übersicht gibt einen Eindruck darüber, wo die Erwartungen mit dem aktuellen Kurs am weitesten auseinander liegen. Wer letztlich Recht haben wird, der Analyst oder die Anleger, die den Kurs machen, ist in jedem Einzelfall individuell zu beurteilen.
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
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