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Ohh je, heute müssen wir arbeiten: Das erste Quartal liegt hinter uns, und es werden die Weichen für das zweite Quartal gestellt. Die Entwicklungen zwischen Europa und den USA sind so widersprüchlich, dass ich mich in Kapitel 04 näher damit beschäftigen werde.
Wenn wir uns den DAX anschauen und daraus unsere Schlüsse ziehen, dann erhalten wir ein recht durchwachsenes Bild. Insbesondere diese Woche, in der die defensiven Titel an der Spitze der Performancelisten stehen, lässt Schlimmes fürchten. In den USA hingegen sieht es ganz anders aus: Biotech, Flugzeuge, Tankschiffe, Nahrungsmittelhersteller und Immobilienversicherer stürmen an die Spitze, während Tech, Rohstoffe und Industrietitel gemieden werden. China läuft eher "europäisch", auch dort bestimmen Konjunktursorgen das Anlegerverhalten. Diese Woche hat EZB Chef Mario Draghi die Entscheidung der Notenbank kommentiert, den Leitzins unverändert zu lassen. Insbesondere die Club-Med Länder hatten auf eine Zinssenkung gehofft, dieser Wunsch wurde jedoch nicht erfüllt. Während sich im Süden Europas eine Rezession ausbreitet, kommt im Norden langsam die Angst auf, mit in eine Rezession gezogen zu werden. In Japan hat der neue Notenbankchef Haruhiko Kuroda radikale Änderungen in der Notenbankpolitik vorgenommen. Nachdem der Leitzins seit Jahren an der Nullgrenze klebt und dennoch die Deflation nicht erfolgreich bekämpfen kann, hat er sich einfach von dieser Kerngröße verabschiedet. Man werde künftig verstärkt durch Geldmarktoperationen Einfluss nehmen, so die Ankündigung, der auch konkrete Zahlen folgten: unlimitierte Wertpapierankaufprogramme, eine kontinuierliche Ausweitung der Geldmenge M0, Verdopplung der Ankäufe von Staatsanleihen und die Ankündigung, künftig auch 40-Jahre Laufzeit bei Staatsanleihen einzuführen. Kurz gesagt: Der Begriff Liquiditätsflutung erhält in Japan eine neue Dimension. Entsprechend ist der Nikkei angesprungen und der Yen gefallen. Es ist ein Experiment, dessen Ausgang heute noch ungewiss ist. Immerhin wird die Wirtschaft in Japan damit ordentlich angekurbelt, anders als in Europa und China. Schlimmer als die Konjunktursorgen Europas sind die Vorgänge in Nordkorea. Dort hat man offiziell die Erlaubnis für einen atomaren Schlag gegen die USA erteilt. Der Staatschef Kim Jong-un ist schwer berechenbar, er ist erst seit kurzem im Amt und gerade mal 30 Jahre jung. Es wäre aus jeglicher Sicht Wahnsinn, den Konflikt mit den USA weiter eskalieren zu lassen, doch niemand kann Kurzschlusshandlungen des so jungen Regierungschefs ausschließen. Nordkorea nimmt damit eine traurige Sonderposition ein: Die Gefahr ist zu wenig verständlich für unsere Erwartungen an menschliches Verhalten, als dass wir sie in unsere Börseneinschätzung einbeziehen könnten. Dennoch dürfen wir die Vorgänge nicht aus den Augen lassen. Schauen wir einmal, wie sich die wichtigsten Indizes im Wochenverlauf entwickelt haben: WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES INDIZES (04.04.2013) | Woche Δ Dow Jones: 14.606 | 0,6% DAX: 7.817 | 0,4% Nikkei: 12.891 | 4,5% Euro/US-Dollar: 1,29 | 1,0% Euro/Yen: 124,43 | 3,3% 10-Jahres-US-Anleihe: 1,76% | -0,09 Umlaufrendite Dt: 1,06% | 0,04 Feinunze Gold: $1.554 | -3,2% Fass Brent Öl: $106,41 | -3,1% Kupfer: 7.473 | -1,9% Baltic Dry Shipping: 866 | -6,1% Öl, Kupfer und auch der Verschiffungsindex Baltic Dry befinden sich auf dem Rückzug. Das sind eigentlich Warnsignale, denn sie signalisieren eine aufziehende Konjunkturschwäche. Gleichzeitig werden die größten Nutzer der Rohstoffe wie beispielsweise Bayer und BASF günstigere Einsatzkosten haben und damit höhere Gewinne erwirtschaften, sofern der Absatz stabil bleibt. Zypern konnte den DAX nicht in die Knie zwingen, doch nach der verhältnismäßig guten Performance im März folgen nun erst einmal Gewinnmitnahmen. Insbesondere die konjunkturellen Aussichten sind zu ungewiss geworden, als dass man weiterhin voll investiert bleiben möchte. Das schmächtige Wochenplus von 0,6% wird am heutigen Tag mit einem Minus von aktuell 1,7% ins Gegenteil verkehrt. Dow Jones und S&P 500 schrieben diese Woche wieder Allzeithochs. Hier scheint sich die Zypernkrise positiv auszuwirken, mehr Kapital strömt in die USA. Gleichzeitig stabilisiert sich die Konjunktur in den USA. Doch hier kommt nun der Grund für den heutigen Ausverkauf im DAX zum tragen: Immer mehr hat sich in den vergangenen Wochen herausgestellt, dass die USA mit ihrer gesundenden Konjunktur zum einen ein attraktiver Anlagestandort sind und zum anderen auch eine stabile Nachfrage auf den Weltmärkten darstellen. Doch gestern wurden Beschäftigungszahlen veröffentlicht, die hinter den Erwartungen blieben und für den heutigen Freitag werden die Arbeitsmarktdaten für den Monat März erwartet. Man fürchtet Schlimmes, die gute Entwicklung der Vorwochen könnte sich umkehren. Grund ist unter anderem die automatische Budgetkürzung des Staatshaushalts, die seit einigen Wochen sukzessive in Kraft tritt. Neueinstellungen sind derzeit kaum möglich, neue Projekte werden nicht mehr verabschiedet, und so fällt ein großer Arbeitgeber weg. Über die Dimension der möglichen Auswirkungen gibt es unterschiedliche Einschätzungen, und so werden die nunmehr veröffentlichten ersten Beweise des negativen Einflusses mit großer Sorge zur Kenntnis genommen. | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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