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Mit seiner Ernennung zum EZB-Präsidenten habe ich Mario Draghi den Spitznamen "Super Mario" aufgedrückt, angelehnt an das bekannte Videospiel und mit einem kritischen Beigeschmack, frei nach den Worten von Berthold Brecht "Arm das Land, das Helden braucht". Aufgrund vielfacher Leserkritik habe ich auf den Begriff dann verzichtet, doch nicht aus Überzeugung, sondern um des lieben Friedens Willen.
Gestern wurde die Kritik von Bundesbankpräsident Jens Weidmann an der EZB bekannt und ich würde seine Kritik, die er im Dezember für das Bundesverfassungsgericht formulierte, mit den Worten von Berthold Brecht zusammenfassen: "Arm das Land, das Helden braucht". Ich werde EZB Chef Mario Draghi fortan wieder "Super Mario" nennen. Nicht um vereinzelte Leser zu verärgern, sondern um meiner Kritik an seiner grundlegenden Strategie Ausdruck zu verleihen. Wir brauchen in Europa keinen Super Mario, der Euroland zusammenhält. Nicht Super Mario bestimmt, dass Europa zusammengehalten werden muss, sondern die Politik kann dies gegebenenfalls bestimmen. Und wenn sie das bestimmt, dann wird sie politische Mittel dafür finden müssen. Super Mario hat der Politik mehr Zeit verschafft, um sich eine Meinung zu bilden und um entsprechende Schritte einzuleiten. Doch als Volkswirt habe ich eine menschliche Weisheit gelernt: Probleme müssen früh eskaliert werden, um eine sinnvolle Lösung zu finden. Je länger die Lösung herausgezögert wird, desto schmerzhafter wird die Lösung. Und Super Mario hilft den Problemländern, die Lösung ihrer Probleme herauszuzögern. Die Kritik von Jens Weidmann ist ungewohnt offen und sorgte daher gestern für Irritationen an den Finanzmärkten. Nächste Woche wird die EZB über ihre künftige Geldpolitik entscheiden, einige Marktteilnehmer erwarten eine weitere Zinssenkung von derzeit 0,75% auf 0,5%, da sich die Konjunktur im Euroland weiter eingetrübt hat. Eine Zinssenkung käme deutschen Unternehmen zugute. Für die Club-Med Länder wäre sie jedoch wenig hilfreich, dort sind die Kreditmärkte ohnehin bereits ausgetrocknet und die Geschäftsbanken hängen vielfach bereits am Tropf der Notenbanken. In meinen Augen wären daher weitere gezielte Maßnahmen erforderlich, um den Club-Med Ländern zu helfen. Doch diese gezielten Maßnahmen sollten fiskalpolitischer Natur sein (Politik!) und nicht geldpolitischer Natur (EZB). Weidmann schüttete Öl ins Feuer der Nord-Süd-Auseinandersetzung im Euroland. Allein die Meinungsverschiedenheit zeigt, dass wir noch weit von einem gemeinsamen Europa, und somit einer Lösung der Eurokrise, entfernt sind. Der Kurseinbruch der Vorwoche beim Gold und beim DAX wurde in dieser Woche zum Teil wieder aufgeholt. War es ein letztes Ausschütteln der schwachen Hände vor einer Fortsetzung der Rallye, oder haben die beiden Flash-Crashs der Vorwoche das Anlegervertrauen nachhaltig beschädigt? Ich gehe dieser Frage in Kapitel 04 nach. Schauen wir uns zunächst einmal die Wochenperformance der wichtigsten Indizes an: WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES INDIZES (25.04.2013) | Woche Δ Dow Jones: 14.701 | 1,1% DAX: 7.833 | 4,8% Nikkei: 13.884 | 4,3% Euro/US-Dollar: 1,30 | -0,3% Euro/Yen: 128,72 | -0,8% 10-Jahres-US-Anleihe: 1,71% | 0,02 Umlaufrendite Dt: 1,02% | -0,04 Feinunze Gold: $1.466 | 3,7% Fass Brent Öl: $102,73 | 3,1% Kupfer: 7.152 | 2,0% Baltic Dry Shipping: 872 | -1,5% Der DAX konnte um 4,8% zulegen. Nach -5,1% in der Vorwoche ist damit ein Großteil des Verlusts ausgeglichen. Beim Gold reichen die +3,7% dieser Woche jedoch noch lange nicht aus, um die -9,4% der Vorwoche aufzuholen. Hinsichtlich der künftigen Goldpreisentwicklung habe ich heute meine Strategie konkretisiert, Sie können diese in Kapitel 07 unter den Updates nachlesen. Auch unabhängig von der Politik gab es an den Börsen eine Reihe wichtiger Ereignisse. So hat Apple Zahlen berichtet, die über den Erwartungen lagen. Der Ausblick jedoch hat enttäuscht und so konnte die Aktie ihre zunächst erzielten Gewinne nicht lange halten. Evonik, die Chemie-Tochter der RAG (ehemals Ruhrkohle AG), wurde diese Woche im vierten Anlauf endlich erfolgreich an die Börse gebracht. Neben BASF, Bayer und Wacker Chemie gibt es nun ein viertes großes börsennotiertes Chemieunternehmen. Chemie bildet die Basis für viele Innovationen in der deutschen Industrie. Für ein viertes Chemieunternehmen gibt es folglich an der Börse noch reichlich Platz. Bayer hat gestern, BASF heute, Zahlen vorgelegt. Bei beiden Unternehmen hat der Agrar-Bereich positiv überrascht. Bei BASF konnte zudem die Ölsparte (Wintershall) kräftig wachsen und sorgte somit für eine positive Überraschung. Bei Bayer hingegen führten die höheren Rohstoffkosten zu Quartalszahlen, die in vielen Bereichen knapp hinter den Erwartungen zurückblieben. BASF ist ein reifer Dividendentitel (4%) mit einem vertretbaren KGV (11) bei stagnierender, teilweise rückläufiger Umsatzentwicklung. Bayer hingegen kann noch mit ein wenig Wachstum aufwarten (5%), zahlt dafür weniger Dividende (2,7%) und führt ein höheres KGV (13). Da ich einen volatilen Sommer erwarte, würde ich derzeit aufgrund der hohen Dividende BASF vorziehen, die Dividendenrendite gibt der Aktie einen Boden. Auch die Automobilindustrie war in der abgelaufenen Woche in den Nachrichten. Volkswagen hat im ersten Quartal 2013 einen kräftigen Gewinneinbruch erlitten, hält das jedoch an seiner Jahresprognose fest. Daimler hingegen hat anlässlich der schwachen Q1-Zahlen gleich die Jahresprognose reduziert. Die schwache Konjunktur der Club-Med Länder weitet sich offensichtlich langsam auch auf den Norden Europas aus. Allerorten geht man von einer Erholung im zweiten Halbjahr 2013 aus. Insbesondere Daimler hält sich an diesem Strohhalm fest, man werde mit einem Facelift der E-Klasse wieder bessere Absatzzahlen erzielen, so CEO Zetsche. Mit einem KGV von nur noch 8 wird das Umsatzwachstum von 3-5% in den kommenden zwei Jahren fair bewertet. Spaß macht bei Daimler die hohe Dividendenrendite von 5,7%. Volkswagen wächst immerhin mit 5-6% p.a. und trägt ein günstigeres KGV von 7. Allerdings wird bei VW nur eine Dividendenrendite von 2,9% geboten. Während sich Volkswagen in den vergangenen drei Jahren verdoppelt hat, blieb der Kurs von Daimler unverändert. Es war eine Zeit, in der Volkswagen neue Märkte erobert hat und Daimler mit einer schwachen Modellpalette an Boden verlor. Genau wie bei Bayer und BASF, würde ich für die kommenden Monate auch in der Autoindustrie Daimler aufgrund der hohen Dividendenrendite Volkswagen vorziehen. Wenn die Flaute in der Automobilindustrie vorbei ist, können wir uns Volkswagen wieder anschauen. | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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