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SITZUNGSPROTOKOLL DER US-NOTENBANK FED KANN VERUNSICHERUNG NICHT BEENDEN.
Eigentlich ist nicht viel passiert - wenn man einmal von diversen zwischenzeitlichen Verunsicherungen absieht. Zum einen die Veröffentlichung des Fed-Sitzungsprotokolls am Mittwoch, das erst auf den zweiten Blick keinerlei neue Erkenntnisse lieferte, und zum anderen der dreistündige Ausfall der Nasdaq am gestrigen Donnerstag, der nach offizieller Stellungnahme der Nasdaq nicht schlimm war. Die Veröffentlichung des Protokolls der US-Notenbank Fed wurde dieses Mal sehr genau analysiert. Inzwischen ist es üblich, dass Handelsprogramme um die automatische Auswertung des Protokolls herum aufgesetzt werden, um in den ersten Sekunden nach der Veröffentlichung anhand einiger Kennzahlen umgehend entsprechende, im Voraus überlegte Positionen einzugehen. Es wurden die Aussagen gefunden, die von der Fed vor vier Wochen getätigt wurden. Nämlich, dass man noch in diesem Jahr mit dem Tapering, der Reduktion der Anleihekäufe beginnen wolle, sofern es die Konjunkturentwicklung zulässt. Seit der Notenbanksitzung vor vier Wochen haben wir seitens der USA jedoch nur schwache Konjunkturdaten gesehen. Nicht eine Ziffer war eine positive Überraschung, im Gegenteil. Insbesondere der US-Konsument hat sich seither sehr zurückhaltend gezeigt, diverse Einzelhändler haben schwache Umsätze vermeldet. Aber auch auf dem Arbeitsmarkt gab es Enttäuschungen, und die in den vergangenen Wochen stark angezogenen Zinsen haben bereits erste Bremsspuren in dem gerade genesenen Immobilienmarkt hinterlassen. Von einer weiteren Verbesserung der US-Konjunktur in den vergangenen vier Wochen kann also keine Rede sein. Entsprechend wird die Fed aus heutiger Sicht das Tapering eher später als früher beginnen. Das steht jedoch im nun veröffentlichten Sitzungsprotokoll nicht drin. Da steht drin, was man vor vier Wochen besprochen hat. Und damals sprach man von einem Tapering ggfls. bereits ab September. Die automatischen Textinterpretationen, die dann automatisch in die automatischen Handelssysteme übergeben wurden, haben diese Entwicklung jedoch nicht berücksichtigt, und so war die erste, automatische Reaktion auf die Veröffentlichung des Protokolls zunächst einmal ein Verkaufsrausch. Binnen weniger Minuten gab der Dow Jones ein halbes Prozent ab. Zwanzig Minuten später hatten die ersten Menschen das Protokoll gelesen, und es wurde klar, dass die Fed mit dem beabsichtigten Tapering vor dem Hintergrund der jüngsten Entwicklung der Konjunktur eben eher später als früher anfangen wird, und so stieg der Dow Jones sodann um 1% an. Die US-Notenbank ist derzeit kopflos. Fed-Chef Ben Bernanke ist amtsmüde, er wollte ja eigentlich bereits nach der ersten Amtszeit 2006 - 2010 aufhören, wurde jedoch von Obama persönlich zu einer zweiten Amtszeit überredet. Nun hat er sein Ausscheiden für Ende Januar 2014 angekündigt, zum 1. Februar 2014 wird nun ein neuer Fed-Chef gesucht. Das wichtigste Instrument der Fed ist die Marktkommunikation. In der Regel kann man sich auf Aussagen des Fed-Chefs verlassen. Und mit diesem Instrument hat Ben Bernanke in den vergangenen Jahren einen starken Einfluss auf die Märkte ausgeübt, über die tatsächlichen geldpolitischen Maßnahmen hinaus. Doch dieses Instrument gerät derzeit ins Abseits. Niemand hört mehr einem Mann zu, der ohnehin schon seine Sachen packt. Und stattdessen melden sich viele andere zu Wort, deren Gewicht bei wirklichen Entscheidungen innerhalb der Fed Anleger nicht so richtig einschätzen können. "Verunsicherung" ist wohl der Begriff, der die Situation am besten beschreibt. Und Verunsicherung ist immer schlecht für die Märkte. Die Zinsen steigen höher als sie müssten, die Rendite der 10-Jahre laufenden US-Staatsanleihe ist inzwischen auf 2,9% gesprungen. Ich hatte darauf hingewiesen, dass die Zinsen langsam sehr hoch ansteigen werden, doch ein zu schnelles Ansteigen wird viele Unternehmen auf dem falschen Fuß erwischen, fällige Refinanzierungen werden plötzlich viel teurer als geplant und könnten somit einen negativen Effekt auf die Konjunktur haben. Diese Befürchtung hat in den vergangenen Wochen Dow Jones und Nasdaq unter Druck gesetzt, während DAX und Nikkei sich verhältnismäßig stabil zeigten. Auch China sendet wieder vermehrt positive Signale. In den USA jedoch herrscht Verunsicherung. NASDAQ-AUSFALL TRAURIGE GEWOHNHEIT Gestern Mittag (US-Zeit) fiel plötzlich die Nasdaq aus. Es gab keine Kurse mehr. Transaktionen wurden nicht mehr abgewickelt. Informationen über einen möglichen Grund gab es nicht. Anleger tappten im Dunkeln, für drei Stunden wusste niemand, was los war. Seitens der Nasdaq war keine Stellungnahme zu bekommen. Erst am Abend meldet sich CEO Greifeld zu Wort: Alles nicht so schlimm, die Handelspartner der Nasdaq hatten schon nach einer halben Stunde wieder verlässliche Kurse und konnten somit die Preise ihrer Finanzprodukte (ETFs!) berechnen. Man habe alle Handelspartner zeitnah informiert und über die vielfach bestehenden hausinternen Handelsplattformen konnte der Handel mit den ETFs weitergehen. Ich habe zwei Dinge daraus gelernt: Wir, die Privatanleger, sind nicht Kunde der Börse, sondern die Banken. Diejenigen, die sich abenteuerliche Finanzkonstruktionen ausdenken und an den Privatanleger verscherbeln, sind die Kunden der Börsen. Wenn es also ernste Probleme gibt, dann kümmert sich kein Schw... um uns, wir tappen im Dunkeln. Schlimmer noch: Die Handelspartner werden mit Informationen versorgt und können ihre Produkte weiter an den Mann bringen. Die Käufer dieser Produkte handeln völlig im Dunkeln, weil sie ja keine Kurse bekommen. Ach, und auch eine zweite wichtige Kundengruppe der Nasdaq wurde mit Kursen versehen: Die High-Frequency-Trader. Die Hochfrequenztrader, die in Bruchteilen von Sekunden große Aktienpakete hin- und herschieben, ohne sich um das zugrunde liegende Unternehmen zu scheren. Sie sind heute verantwortlich für bis zu 60% des Handelsvolumens an der Nasdaq. Na klar, da kann man schon mal einen Anruf tätigen und Informationen über das aktuelle Problem weitergeben. Medien, die Öffentlichkeit, der Privatanleger suchte vergeblich nach Informationen. Da warnen die Behörden vor Schaltergeschäften (OTC), vor Telefonverkäufern und vor "dark rooms"und drängen Privatanleger, die regulierten Börsen wie die Nasdaq zu nutzen. Dort wird in den USA nicht selten die Altersvorsorge angelegt. Und wenn die Börse ausfällt, gibt es niemanden bei der Nasdaq, der sich um die Privatanleger kümmert. Und auch die Behörde, die zuvor die Nutzung der regulierten Handelsplätze propagierte, fühlt sich nicht zuständig. Kann mal passieren, würde ich sagen, eigentlich läuft der Handel ja meistens zuverlässig. Doch in der jüngsten Vergangenheit häufen sich die Probleme, die jeweils ziemlich arrogant von den Verantwortlichen kleingeredet werden. Mir fällt da der Flash Crash vom Mai 2011 ein, als aufgrund einer falsch eingegebenen Verkaufsorder binnen weniger Sekunden eine Abwärtsspirale in Gang gesetzt wurde, die knapp 100 Mrd. USD an Anlegerkapital vernichtete - wenn man in die Panik hineinverkaufte. Am Abend standen die Kurse fast wieder auf dem ursprünglichen Niveau. Oder ziemlich genau vor einem Jahr, als der größte IPO der Geschichte, Facebook, dazu führte, dass viele Zeichner erst am Folgetag erfuhren, wie viele Aktien sie erhalten hatten und verkaufen durften. Da stand die Aktie aber schon dick im Minus. Das sind Dinge, deren Ursache dem Privatanleger, der von den Behörden an die Nasdaq verwiesen wurde, nicht mehr vorenthalten werden dürfen. Und da die Nasdaq selbst keine brauchbaren Informationen ausgibt, muss in meinen Augen eine Behörde aktiv werden. Die SEC Börsenaufsicht ist die richtige Behörde dafür, doch die fühlt sich nicht zuständig. Fazit für uns Privatanleger: Leider ändert sich nichts daran, dass es keinen besseren Handelsplatz gibt, als die regulierten Börsenplätze. Es bleibt nur die Möglichkeit, mit Artikeln wie diesem den Druck auf die Börsenbetreiber zu erhöhen. Schauen wir einmal, wie sich die wichtigsten Indizes im Wochenvergleich entwickelt haben: WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES INDIZES (22.08.2013) | Woche Δ Dow Jones: 14.964 | -1,0% DAX: 8.398 | 0,3% Nikkei: 13.661 | -0,5% Euro/US-Dollar: 1,33 | 0,0% Euro/Yen: 132,01 | 1,3% 10-Jahres-US-Anleihe: 2,90% | 0,15 Umlaufrendite Dt: 1,54% | 0,08 Feinunze Gold: $1.376 | 0,7% Fass Brent Öl: $110,02 | -1,0% Kupfer: 7.352 | 0,0% Baltic Dry Shipping: 1.158 | 6,1% Unter'm Strich gab's nicht viel Bewegung in den Indizes. Dennoch steigt die Nervosität der Anleger. | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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