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Sehr verehrte Leserinnen und Leser,
wir wissen nicht, wer die Idee hatte oder den Termin festlegte. Aber besser hätte das Timing jedenfalls nicht sein können: Heute, zum „Tag der Aktie“, überschritt der DAX erstmals die Marke von 12.000 Punkten. „Tag der Aktie“ als Top-Indikator? Der „Tag der Aktie“ ist eine Promotion-Aktion der Börse Frankfurt sowie der großen Online-Broker und anderer Finanzdienstleiter Deutschlands. Und so gibt es in den einschlägigen Foren schon wieder Stimmen, dass diese Aktion ein Indiz für ein bevorstehendes Hoch an den Märkten sei und nur dazu diene, die Aktien bei den „kleinen“ Anlegern abzuladen. Gegen diese Einschätzung spricht, dass diese Aktion abseits der Börsenmedien fast gar nicht stattfindet. Eine Massenerscheinung sind Aktien derzeit also ganz gewiss noch nicht. Die Motivation hinter dem „Tag der Aktie“ ist dann auch eine ganz andere. Die Initiatoren der Aktion – Broker, Banken, Finanzvertriebe – verdienen hauptsächlich an den Gebühren, die beim Kauf bzw. Verkauf von Aktien, Fondsanteilen oder anderen Finanzprodukten anfallen. Umso mehr Leute Aktien und andere Wertpapiere handeln, desto höhere Umsätze und Gewinnen machen diese Unternehmen. Marketingaktion mit einfachem Ziel Es ist also eine reine Marketingaktion. Warum diese ausgerechnet jetzt stattfindet, zeigt die folgende Grafik: Quelle: Deutsches Aktieninstitut Seit 2013 ist die Zahl der Aktienbesitzer über 14 Jahren, also der Personen, die direkt über Einzelaktien oder indirekt über Aktienfonds in Aktien investiert waren, wieder rückläufig, nachdem sie – ausgerechnet im Krisenjahr 2012 –vorübergehend stärker nach oben ging. Damit nähert sich die Zahl inzwischen erneut den Tiefstwerten der vergangenen 15 Jahre von knapp über 8 Millionen. Der „Tag der Aktie“ scheint also weniger dazu zu dienen, auch das letzte „Milchmädchen“ an den Aktienmarkt zu locken, sondern erweckt eher den Verdacht einer „Verzweiflungstat“ von Firmen, deren Geschäftsmodell in die Krise gerät. Ganz offensichtlich ist die Aktie noch weit davon entfernt, zu einem Mode-Investment zu werden. Parallelen zwischen 2012/14 und 2006/07 Nun ließe sich natürlich einwenden, dass auch vor dem Einbruch 2008/2009 die Zahl der Aktienbesitzer keineswegs die Niveaus von 2000 oder 2001 erreichte. Vielmehr gleicht die aktuelle Entwicklung der Aktionärszahlen in Deutschland den Jahren 2006 und 2007, als die Werte nach einem zwischenzeitlichen Anstieg (2005) ebenfalls wieder absackten. Und 2008 kam es dann zu dem bekannten Crash… Tatsächlich lässt sich eine solche Parallele ziehen (siehe folgender Chart): 2007 erreichte der DAX das alte Allzeithoch aus dem Jahr 2000, also den dem damaligen Bereich einer exorbitanten Überbewertung. Die Kurse hatten sich zudem seit dem Tief von 2003 fast vervierfacht und stagnierten schließlich monatelang. Quelle: MarketMaker Auch 2014 nervte der DAX mit einer langen Seitwärtsbewegung, nachdem sich die Kurse seit dem Crash-Tief 2009 fast verdreifacht hatten. Im Bereich von 10.000 Punkten erschien der DAX zudem wie 2007 „irgendwie“ überbewertet, auch wenn konkrete Vergleichsmaßstäbe fehlten, weil der DAX 2013 auf neue Allzeithochs kletterte. Warum 2014 kein Vor-Crash-Jahr war Allerdings gibt es zwei wichtige Unterschiede: Im Jahr 2008 brach der DAX aus seiner damaligen Seitwärtsbewegung (linkes blaues Rechteck) nach unten aus, die damit von der Fortsetzungs- zur Top-Formation wurde. Zudem stieg in den beiden Jahren vor dem 2008er Crash das Volumen im DAX (unterer Chartteil) kräftig an und zeigte damit –anders als die Zahl privater Aktienbesitzer – ein hohes, vielleicht auch übermäßiges Interesse an Aktien an (siehe rote Pfeile). In diesem Jahr ist der DAX hingegen aus der vorangegangenen Seitwärtsbewegung (rechtes blaues Rechteck) „regelgerecht“ nach oben ausgebrochen und hat sie damit als klassische Fortsetzungsformation bestätigt. Auch das Volumen blieb bislang im normalen Rahmen und zeigt trotz der jüngsten dynamischen Aufwärtsbewegung keine kritischen Auffälligkeiten. Fazit: Die Rally steht bislang weiterhin auf einer gesunden Basis und hat damit noch zusätzliches Aufwärtspotenzial. Langfristig erfolgreich mit Aktien und an den Börsen Wir wissen natürlich nicht, ob der „Tag der Aktie“ für seine Initiatoren ein Erfolg wird. Aber wir wissen, dass die bisherige Rally an vielen Anlegern weitgehend vorbeigegangen ist. Und so, wie es aussieht, wird das vorerst auch trotz dieser neuen Marketing-Aktion so bleiben. Wenn Sie jederzeit – unabhängig von Krisenmeldungen in den Medien oder der Werbung der Finanzindustrie – die Aktie konsequent und ganz selbstverständlich als eine sinnvolle Anlagemöglichkeit in Ihrem Vermögenskonzept nutzen, dann haben Sie die besten Voraussetzungen, um unabhängig von den zeitweiligen Schwankungen der Kurse an den Börsen langfristig erfolgreich zu sein. Viel Erfolg dabei wünscht Ihnen Ihr Torsten Ewert | ||
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