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Der Ausverkauf am Freitag vor einer Woche war so heftig, dass die Gegenbewegung am Montag kaum überraschte. Doch inzwischen ist der DAX wieder nah den vor einer Woche geschriebenen Tiefstwerten, und es wird langsam deutlich, dass die Rallye des DAX damit zumindest eine längere Pause einlegen wird.
Entsprechend meiner vor einer Woche formulierten Theorie hat der Ölpreis weiter zugelegt (+2,6%) und den Euro-Wechselkurs mitgezogen (+0,5%). Anleger interessieren sich folglich wieder stärker für den US-Aktienmarkt. Und dort gibt es reichlich positive Meldungen. Diese Woche hat die Berichtssaison ihren Zenit erreicht, gestern war der Tag mit den meisten Quartalsberichten. Microsofts CEO Satya Nadelli hatte Cloud und Mobil als oberste Priorität für den Konzern ausgerichtet, hinter dem sich alle anderen Aktivitäten einreihen müssen. Er baut den Konzern konsequent um, und das kostet viel Geld. Entsprechend fiel der Gewinn um 12% (5 Mrd. USD) niedriger aus als im Vorjahr, doch das war noch immer besser als von Analysten im Vorfeld erwartet. Mit 0,62 USD/Aktie waren Anleger zufrieden, denn erwartet wurden nur 0,52 USD/Aktie. Der Umsatz in der Cloud hat sich verdoppelt. Amazon hat erstmals Zahlen für das Cloud-Geschäft veröffentlicht. Als Cloud-Pionier blickt Amazon bereits auf 1,5 Mrd. USD Umsatz in der Cloud, ein Umsatzwachstum von 50%. Ich gehe davon aus, dass Amazon das Cloud-Geschäft früher der später ausgliedern wird, die gesonderte Ausweisung der Zahlen dieses Segments ist ein erster Hinweis darauf. Der Konzernumsatz fiel höher aus als erwartet. Der Gewinn überraschte, wie fast immer, negativ und wurde von Anlegern somit nur mit einem Achselzucken kommentiert. Selbst Googles Zahlen wurde positiv aufgenommen, obwohl Umsatz und Gewinn hinter den Erwartungen zurückblieben. Als Grund hat der scheidende CFO Patrick Pichette einen negativen Währungseffekt von 7% ausgemacht. Es fielen aber auch die Werbeeinnahmen aufgrund des voranschreitenden Umstiegs auf mobile Plattformen,wo geringere Preise genommen werden können. Ich habe meine seit Jahren positive Einschätzung zu Google kürzlich relativiert: Es gibt derzeit bessere Aktien in diesem Bereich. Facebook ist die Nummer 1 im Bereich der mobilen Werbung, und die europäische Kartellbehörde könnte dem Wachstum Googles Steine in den Weg rollen. Bereits einen Tag zuvor hat PayPal das Quartalsergebnis für eBay aufgefrischt. Auch eBay ist gestiegen, Anleger freuen sich bereits auf die Ausgliederung von PayPal. Facebook überraschte mit hohem Wachstum bei explodierenden Kosten. Die Aktie ist seither unter Druck. Zu Unrecht, wie ich meine, denn Facebook kann sich vor Kooperationen und Kunden derzeit nicht retten. Berichten zufolge stehen Werbekunden Schlange bei Facebook und kommen nicht dran, weil das Unternehmen lieber an allgemeinen Schnittstellen für solche Kunden bastelt. Instagram, WhatsApp und die Einbindung von Videos auf sämtlichen Plattformen wachsen schneller als geplant. Facebook zählt inzwischen mehr Kunden als China Einwohner. Das hierzulande oft besungene Ende von Facebook aufgrund des fragwürdigen Umgangs mit persönlichen Daten erscheint mir eine Bauchnabelperspektive: Deutschland ist weltweit das einzige Land mit einer so starken Gewichtung des Datenschutzes. Die Probleme werden gelöst, derweil erobert Facebook den Weltmarkt und investiert in Technologien, mit denen sich morgen die Milliarden Nutzer zu Geld machen lassen. Am Mittwoch hat Yahoo! erneut schwache Zahlen vermeldet, doch CEO Marissa Mayer hat einen möglichen Verkauf der Beteiligung an der japanischen Softbank ins Gerede gebracht. Noch mehr Cash für Yahoo! während gleichzeitig die Suchmaschine für mobile Smartphones optimiert wird, damit dort künftig Einnahmen generiert werden. Allein aufgrund der Verkaufserlöse von Softbank und der verbliebenen Anteile an der chinesischen Alibaba halte ich Yahoo! für eine gute Wette auf die Zukunft. Zudem traue ich es Marissa Mayer nach wie vor zu, das gewonnene Geld so zu investieren, dass Yahoo! ein tragfähiges Geschäftsmodell entwickelt. Und das heutige Geschäft von Yahoo! kriegen Sie bei der aktuellen Bewertung zum Verkaufserlös der Beteiligungen fast schon hinzugeschenkt. Der feste US-Dollar hat dafür gesorgt, dass Analysten reihenweise ihre Erwartungen herunter geschraubt haben. Nun ist der Wechselkurs nicht unter die Parität gerutscht und scheint derzeit sogar eine Erholung des Euros zuzulassen, was für die Exporte der US-Konzerne sehr positiv wäre. Die niedrige Messlatte der Quartalszahlen wird also von vielen Unternehmen locker übersprungen, und der Ausblick hellt sich aufgrund der nachlassenden US-Dollarstärke zunehmend auf. Schauen wir einmal, wie sich die wichtigsten Indizes im Wochenvergleich entwickelt haben: WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES INDIZES (23.04.2015) | Woche Δ Dow Jones: 18.059 | -0,3% DAX: 11.724 | -2,3% Nikkei: 20.020 | 1,9% Euro/US-Dollar: 1,08 | 0,5% Euro/Yen: 129,35 | 0,9% 10-Jahres-US-Anleihe: 1,93% | 0,05 Umlaufrendite Dt: 0,12% | 0,02 Feinunze Gold: $1.187 | -1,4% Fass Brent Öl: $65,50 | 2,6% Kupfer: 6.038 | -0,7% Baltic Dry Shipping: 599 | 1,0% Der DAX ist diesmal der Wochenverlierer. Schuld daran, wie oben beschrieben, ist die sich aufhellende Stimmung am US-Markt, sodass der Kapitalstrom nach Deutschland derzeit abebbt. Ich könnte natürlich auch wieder einmal die Grexit-Ängste als Grund anführen, doch mit dieser Angst haben Anleger zu leben gelernt. Ich werde in Kapitel 04 näher auf mögliche Zukunftsszenarien im Umgang mit Griechenland eingehen, auf deren Wahrscheinlichkeit sowie deren jeweilige Auswirkung auf die Börsenentwicklung. | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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