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Wir rätseln hier in der Redaktion natürlich darüber, was eigentlich den Einbruch im Bund-Future vorige Woche ausgelöst hat. Ein Grund könnte in den Aussagen des Fondsmanagers Bill Gross liegen, der als Bond-Experte gilt. Dieser bezeichnete den Bund Future als „Short-Position des Lebens“. Diese Aussage führte am 22.04.2015 zu einem kleinen Kursrutsch. Und das wenige Tage, nachdem der Bund-Future zuvor bei 160,32 Euro sein bisheriges Allzeithoch erreichte.
Es kann sein, dass dadurch einige größere amerikanische Fondsgesellschaften auf den Bund-Future aufmerksam geworden sind und bei diesem Spiel mitspielen wollten. Schließlich ist die Aussage „Trade des Lebens“ sehr verlockend, und da wir uns bei Kursen über 160 Euro bereits im Negativ-Zinsbereich aufhalten, ist das Risiko nach oben sehr gering. Es sieht wie eine eindeutige Wette aus. Seitwärtsbewegung möglich Aber man sollte vorsichtig sein. Schließlich kann der Bund-Future auch Jahre im Bereich der 160er Marke seitwärts notieren. Hier unterscheidet er sich nämlich von anderen Indizes, eben weil es die „Barriere“ des negativen Zinses gibt. Insbesondere wenn sich die Lage in Griechenland wieder verschärfen sollte, wird der Bund auch sehr schnell wieder anspringen. Timing ist alles Und so verwies Gross auch auf das Timing. Erst wenn die Anleihekäufe der EZB auslaufen, wäre die Zeit gekommen, eine entsprechende Short-Position einzugehen, so seine Aussage. Doch auch so einfach ist es nicht. Jeder, der ein wenig Ahnung von Börse hat, weiß, dass Trades nur dann gut laufen, wenn man auf ein zukünftiges Ereignis tradet. Wenn das Ereignis eingetreten ist, dann ist es meist zu spät. Die Aussage müsste also eigentlich lauten: Erst wenn sich entfernt abzeichnet, dass die Anleihekäufe der EZB auslaufen werden (ohne dass es bereits konkret geworden wäre), sollte man eine entsprechende Short-Position eingehen. Und so gesehen hat Bill Gross recht: Es ist eine Frage des Timings, und das Timing ist in dieser Situation alles andere als leicht. Alles nur Taktik? Ich frage mich immer, ob nicht grundsätzlich eine Taktik dahintersteckt, wenn Investoren wie Gross oder Soros ihre Meinung derart konkret kundtun. Schließlich wissen sie, dass ihre Aussagen marktbewegenden Charakter haben. Warum sollte man diese Macht nicht nutzen? Es ist also durchaus denkbar, dass Bill Gross zu dem Zeitpunkt, als er diese Aussage tätigte, bereits in Short-Positionen investiert war. Vielleicht war er sogar leicht in Schieflage, weil er sich als Bond-Experte einfach nicht vorstellen konnte, dass ein Bund-Future über 160 Euro notieren konnte und damit einen Negativzins darstellt. Wenn dem so wäre, hätte er mit seiner Aussage sein Ziel erreicht. Das ist zumindest theoretisch eine denkbare Erklärung – aber bisher jedoch nur eine Vermutung. Aber eben weil die Kurse fallen und das eigentlich erst dann passieren sollte, wenn sich „entfernt abzeichnet“, dass die EZB die Anleihenkäufe einstellt, tauchen jetzt Gerüchte auf, die EZB würde im Falle von steigenden Inflationsdaten vielleicht doch schon früher die Anleihekäufe zurückfahren. Dieses Gerücht ist aber mit hoher Wahrscheinlichkeit wieder einmal Folge des Kurseinbruchs, sicherlich nicht der Auslöser. Es wird also spannend, ob der Bund-Future, nachdem sich der Kurs beruhigt hat, wieder in Richtung 160 Euro ansteigt, oder tatsächlich einfach weiter fällt. Wir werden sehen. DAX unterschreitet die 11.311er Marke Der DAX hat nun die 11.311er Marke unterschritten und damit ein weiteres bearishes Signal ausgelöst. Allerdings unter Vorbehalt. Wie ich schon am 30.04.2015 schrieb, gibt es die Sondersituation, dass die rote Konsolidierungslinie dicht unter der 11.311er Marke verläuft (siehe hier). Diese rote Konsolidierungslinie wurde heute angelaufen. Danach konnte sich der DAX jedoch wieder erholen und notiert schließlich wieder im Plus und damit über der 11.350er Marke. Das könnte nun auch wieder bullish zu werten sein. Es wäre ein Fehlsignal nach unten. Dafür müsste aber in den kommenden Tagen eine klare Aufwärtsdynamik zu erkennen sein. Auch hier wird es nun sehr spannend. Sie sehen aber, dass zunächst die grau gestrichelte Linie angelaufen wurde, dann die 11.311er Marke, heute die rote Konsolidierungslinie. Dies belegt die Relevanz der hier eingezeichneten Linien. Wenn es doch noch zu einem nachhaltigen Bruch der 11.311er Marke kommen sollte könnte dann sogar die obere Linie des ehemaligen Aufwärtstrends (grün) eine nächste kleine Unterstützung sein. Trotzdem trübt sich das Bild damit ohne Frage weiter ein und zwar weil wir im Moment keine wirklichen Zeichen von Stärke im DAX sehen. Die hier genannten Unterstützungen sind sozusagen die letzten Verteidigungslinien der Bullen, bevor es Richtung 11.000 Punkte und dann vielleicht sogar Richtung 10.000 Punkte geht. Bleiben oder werden Sie also sehr vorsichtig! Viele Grüße Ihr Jochen Steffens | ||
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