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Zinsbewegungen lassen aufhorchen.
Die Welt am Sonntag betitelt den Rutsch im Anleihen-Barometer Bund-Future als „Beben mit Ansage“. Ist dem tatsächlich so? Seit dem 20. April 2015 ist die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen um etwa eintausend Prozent angestiegen. Die deutsche Umlaufrendite hat sich von 0,05 % auf 0,61 % mehr als ver-12-facht! Der Basis-Effekt lässt grüßen! Die Nähe zum Nullzinsniveau versetzt die Prozentrechnung nun mal in absurde Dimensionen. Ihre Wirkung verfehlt diese abrupte Gegenbewegung allerdings nicht: Für Anleiheinvestoren, die durch den jahrelangen Zinsrückgang permanent begünstigt wurden, wirkt die kritische Diskussion über Zinsbewegungen wie ein Weckruf. Droht jetzt ein Bärenmarkt im Anleihebereich? Platzt jetzt gerade die Blase? Kommt der Crash? Crash, Bärenmarkt, die Blase platzt – intuitiv werden diese Begriffe vor allem dem Aktienmarkt zugeordnet. Finden sie im Anleihemarkt Verwendung, wirken sie auf Anleger eher ungewohnt. Wie ist es um das Risiko nun tatsächlich bestellt? Medien versuchen krampfhaft, Erklärungen für die jüngsten Zinsbewegungen zu finden. Um sich nicht in dieser Diskussion zu verstricken, ist vor allem die Beachtung grundsätzlicher Zusammenhänge hilfreich. Anleihemärkte unterliegen einer gewissen Volatilität, genau wie Aktienmärkte auch. Kurzfristige Bewegungen können aus beliebigen Gründen oder völlig grundlos entstehen. Renditen können erheblich schwanken! Langfristig gilt jedoch auch hier der grundlegende Marktmechanismus, dass die Bewegung von Angebot und Nachfrage gesteuert wird. Man sollte die aktuelle Gegenbewegung bisher nicht überbewerten. Zwar hat der jüngste Zinsanstieg - Schätzungen von Bloomberg zufolge - den Wert der weltweiten Anleihemärkte binnen einer Woche um 430 Milliarden US-Dollar verringert - nüchtern betrachtet ist das Zinsniveau allerdings schlicht und einfach auf das Niveau vom Jahresbeginn 2015 zurückgekehrt. Im langfristigen Bild ist das Zinsniveau immer noch historisch außerordentlich extrem und niedrig. Einige schreiben den Zinsanstieg der akuten Sorge um den „Grexit“ zu, andere verweisen auf gesteigerte Inflationserwartungen. Der groß angelegte, unmittelbare Crash lauert allerdings nicht hinter diesen Faktoren. Dennoch kann dieser Schreckmoment hilfreich sein: Er gibt einen guten Vorgeschmack auf die Risiken, die in den nächsten Jahren auf Anleger zukommen können – wenn zum Beispiel die EZB überraschend ihren Kurs ändern sollte. Was für Anleihekäufer wirklich zählt Sie bezeichnen sich als konservativ ausgerichteter Investor? Anleihen mit kurzer Laufzeit werden auch in naher Zukunft nützlich sein, Wertschwankungen im Portfolio zu verringern. Es ist allerdings äußerst wichtig zu erkennen, dass die Zeit der großen (Zusatz-) Renditen vorbei ist. Auch das Niedrigzinsumfeld stößt irgendwann an seine Grenzen. Der Anleihemarkt wird in den kommenden Jahren nicht von derartigen Kursgewinnen beflügelt sein wie in den drei vergangenen Jahrzehnten. Die Zeitenwende ist jetzt da! Diversifizieren Sie Ihr Anleiheportfolio deshalb sehr sorgfältig, und verfallen Sie nicht der Illusion, die durch die Entwicklung der letzten Jahrzehnte entstanden ist: Anleihen beinhalten sehr wohl das Risiko von Kursverlusten! Fazit Nehmen Sie die Zinsentwicklung der letzten Wochen zum Anlass, um sich in diesem Sinne gut auf die Zukunft vorzubereiten. Verlieren Sie dabei niemals Ihre langfristigen Anlageziele aus den Augen! Wenn Sie Anleihen benötigen, um diese Anlageziele zu erreichen, dann wählen Sie mit großer Sorgfalt – und bedenken Sie: Auch Anleihen können mitunter sehr volatil sein! Weitere umfangreiche Auswertungen und überraschende Ergebnisse sind in unserer Kapitalmarktprognose für 2015 erhältlich. Sie können sich diese Prognose unter www.gruener-fisher.de anfordern. | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Thomas Grüner die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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