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Ich habe heute eine Mail erhalten, in welcher der Verfasser nach dem Dow Jones Transport-Index fragt. Diese zeigt nämlich seit einigen Monaten eine deutliche Schwäche gegenüber dem Dow Jones Industrial (dem „Standard“-Index, auch einfach nur Dow Jones genannt). Eine alte Weisheit dazu lautet: Der Dow Jones Transport Index gilt als Vorlaufindikator für den Dow Jones. Demnach hätten wir aktuell einen klaren Hinweis, dass der Dow Jones bald ebenfalls zumindest in eine längere Konsolidierung übergehen wird. Doch stimmt diese Weisheit? Wie immer verlassen wir uns hier nicht auf Thesen, es gibt nämlich einfach zu viele Börsenmärchen, sondern versuchen, eine klare Indikation für diese Theorie zu finden.
Die aktuelle Schwäche Aber schauen wir uns zunächst in der aktuellen Situation den Dow Jones (hier schwarz) im Vergleich zum Dow Jones Transport-Index (hier rot) an: Es ist deutlich zu erkennen, dass der Transport-Index seit einigen Monaten Schwäche gegenüber dem Dow Jones zeigt. Aber ist das deshalb auch ein Warnzeichen? Zunächst einmal zeigte der Transport-Index zuvor auch eine relative Stärke gegenüber dem Dow Jones. Es kann also sein, dass hier lediglich eine Angleichung stattfindet. Aber trotzdem wollen wir uns anschauen, ob es an früheren Hochs generell eine klare Indikation als Vorlaufindikator gab. Der Kurseinbruch 2011 Während des Kurseinbruchs im Jahr 2011 liefen beide Indizes faktisch synchron. Hier gab es im Vorfeld keine Schwäche des Transport-Index. Das Crashjahr 2008 Im Jahr 2008 ging der Dow Jones – entgegen der Theorie – sogar deutlich vor dem Transport-Index in einen Abwärtstrend über, bevor der eigentliche Crash einsetzte. Der Transport-Index lief hingegen noch einmal sein vorheriges Hoch an und überwand es sogar kurz (siehe roter Pfeil) Hier hat eine mögliche Vorlaufindikation ebenfalls eindeutig nicht funktioniert. Der 2000er Crash Vor dem 2.000er Crash zeigte der Dow Jones Transport-Index allerdings tatsächlich eine deutliche Schwäche im Vergleich zum Dow Jones. Diese setzte allerdings schon 1998/99 ein, während im Dow Jones die größeren Rückschläge erst mit dem Anschlag am 11.September 2001 begannen. Hier hat der Vorlaufindikator im großen Bild und auf lange Sicht also funktioniert, auch wenn das konkrete Timing schwierig war. Ist eine langanhaltende Schwäche vielleicht ein Warnsignal Man könnte daher vielleicht auf die Idee kommen, dass es erst dann ein deutliches Warnzeichen vorliegt, wenn der Transport-Index über längere Zeit, also mehrere Monate lang, Schwäche zeigt. Doch auch dazu gibt es ein Gegenbeispiel: Im Jahr 2012 kam es zu einer solch klaren Divergenz: Der Transport-Index zeigte ein Jahr lang eine klare Schwäche gegenüber dem Dow Jones (siehe Pfeile). Doch es kam trotzdem nicht zu einem Einbruch, stattdessen stieg der Dow Jones munter weiter und weiter. Fazit Auch bei weiteren starken Einbrüchen, z.B. dem 1987er Crash hat die Theorie nicht funktioniert. Ich bin zurückgegangen bis in die 70er Jahre und habe eigentlich nur festgestellt, dass sich die beiden Indizes zwar immer mal wieder unterschiedlich entwickeln, konnte daraus aber keine wirklich verlässliche Indikation ableiten. So sehr die Logik auch einleuchtet (die Transportbranche ist schließlich ein typischer Frühindikator für die Konjunktur und die Schwäche der entsprechenden Aktien wäre also ein Hinweis auf eine schwache wirtschaftliche Lage), so sehr fehlt es an Belegen. Auswirkung des niedrigen Ölpreises Ich schätze im Übrigen, dass der Rückgang des Transport-Index unter anderem auch etwas mit den Schwierigkeiten der US-Fracking-Industrie zu tun hat, die durch den sinkenden Ölpreis verursacht wurden. Inwieweit das durch die positiven Effekte des niedrigen Ölpreis kompensiert werden wird, bleibt noch offen. Auch insoweit ist fraglich, ob der Kursrückgang des Transport-Index zurzeit als Indikation für den Dow Jones nutzbar ist. Eine Indikation des Transport-Index als Vorlaufindikator für den Dow Jones ist meiner Meinung nach in den vergangenen 40 Jahren nicht mehr zu erkennen. Viele Grüße Ihr Jochen Steffens | ||
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