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Und es geht weiter hin und her in der Griechenlandfrage. Es wird dazu viel geschrieben und noch mehr gemutmaßt. Die Börsen fallen erst, dann steigen sie wieder. Aber eine klare Linie ist nicht zu erkennen.
Sicherlich ist es unbefriedigend, hier keine klareren Prognosen erstellen zu können. Aber genau das ist eigentlich an den Börsen nicht ungewöhnlich. Die meisten Anleger und Analysten wissen nur nicht, wie oft sie lediglich Überzeugungen anheimfallen, deren Grundlagen oft genug kaum verlässlich sind. Und wenn sie dies tun, sind sie meist sehr sicher, dass sie etwas besser wüssten als alle anderen. An den Börsen ist dies ein grober und oft sehr teurer Fehler. Tatsächlich setzen sich gute Prognosen aus einer Vielzahl von Einzelfaktoren zusammen, die sich durchaus auch mal widersprechen können. Ein wichtiges Kriterium ist hierbei aber grundsätzlich die Markt-Stimmung. Viel Sorge und Skepsis Im Moment erhalte ich wieder sehr viele Mails, in denen entweder „Gründe“ aufgeführt werden, warum die Börse unvermeidlich bald crashartig einbrechen wird oder Leser besorgt nach dieser oder jener Theorie fragen (von der sie gehört oder gelesen haben), wonach es nun abwärts gehen soll. Die Masse der negativen oder sorgenvollen Mails stimmt mich eigentlich positiv. Aus folgendem Grund: Die Anzahl der Trader und Analysten, die gute Gründe für ein Top oder einen heftigen Kursrückgang finden, sinkt gemeinhin mit einem starken Kursanstieg dramatisch. Am Top werden selbst die Perma-Bären bullish. Gleichzeitig steigt die Anzahl der Trader und Analysten, die gute Gründe für immer weiter steigende Kurse finden (sie wechseln schließlich nur das Lager). Komfortzone und massives Unwohlsein Damit kann man als Beobachter also in weiten Phasen sehr genau einschätzen, wie es weitergehen wird. Bleiben wir dazu beim Beispiel der Rally (im Crash bzw. der Baisse ist es umgekehrt): Solange also nur eine ausreichende Menge von Anlegern skeptisch ist, kann dies ein gutes Zeichen dafür sein, dass die Rally noch weiter geht. Wenn Sie das verinnerlichen, können Sie während sich alle anderen unwohl mit den steigenden Kursen fühlen und auch die Nachrichten negativ gestimmt sind, entspannt bleiben. Sie halten sich damit quasi in einer Art Komfortzone auf, so lange nur ausreichend Skepsis vorhanden ist. Doch dann ändern sich die Vorzeichen. Irgendwann – nach anhaltend gestiegenen Kursen – sind fast alle nur noch der Meinung, dass die Rally immer weiter geht. Dann ist der Zeitpunkt für Sie gekommen, die Komfortzone zu verlassen und höchst nervös zu werden. Mich beschleicht in solchen Momenten immer ein Gefühl des Unwohlseins. Und dann ist ein Top nicht mehr weit. Dieses Kriterium habe ich hier im Steffens Daily oft erfolgreich live angewendet. Sie erinnern sich sicherlich an den China-, Gold- oder Apple-Boom, deren Ende ich mit Hilfe dieser Beobachtung ziemlich genau vorhersagen konnte. Aber auch an die Tiefs im DAX, als ich bullish wurde, weil ich mit dieser Meinung nahezu alleine dastand. Wenn Sie überall nur noch eine Meinung lesen, befinden Sie sich an der Spitze dieser Dreiecke. Fazit Die Anzahl der skeptischen Mails, aber auch die wieder zunehmend skeptischer werdende Börsenberichterstattung ist ein wichtiger Hinweis darauf, dass die Rally weitergehen kann. Wir haben zumindest im Moment noch kein Stimmungsextrem erreicht, halten uns also aus Stimmungssicht in der Komfortzone auf. Und das meinte ich auch, als ich schrieb, ich sei trotz all der Risiken verhalten bullish. Trotzdem kann die aktuelle Konsolidierung noch andauern. Es wäre wahrscheinlich sogar gut, wenn die Kurse noch etwas fallen und die Stimmung somit noch etwas pessimistischer wird. Lassen Sie sich nur nicht zu sehr davon anstecken! Viele Grüße Ihr Jochen Steffens | ||
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