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Sehr verehrte Leserinnen und Leser,
die am Freitag gemeldeten US-Arbeitsmarktdaten schickten die Märkte auf Talfahrt. Wie schon so häufig in den vergangenen Monaten waren dafür die Leitzinserwartungen der Marktteilnehmer der Auslöser. Aber der Reihe nach. Unerwartet starker US-Arbeitsmarkt im Mai Laut dem US-Arbeitsmarktbericht wurden im Mai 280.000 neue Stellen geschaffen. Das war deutlich mehr als von den Ökonomen erwartet (225.000). Zudem wurde insbesondere der Wert für März deutlich nach oben korrigiert (+34.000). Quelle: U.S. Bureau of Labor Statistics Der immer noch recht schwache Wert vom März (siehe Pfeil) und die schwachen Konjunkturdaten des ersten Quartals sind damit offensichtlich tatsächlich nur ein Ausrutscher aufgrund kurzzeitiger widriger Umstände (strenger Winter, Hafenarbeiterstreik). Der US-Arbeitsmarkt präsentiert sich also weiterhin recht robust. Die Fed hat zuletzt mehrfach deutlich gemacht, dass der Arbeitsmarkt eine wichtige Richtschnur für ihre Entscheidung über Zinserhöhungen sein wird. Mit diesen guten Zahlen steigt daher die Wahrscheinlichkeit erheblich an, dass es spätestens im Herbst zu einer ersten Zinserhöhung kommen wird. Stundenlöhne signalisieren mögliche Inflationsgefahren Das wird zudem durch die Entwicklung der Stundenlöhne unterstrichen. Vor einem Monat konnten wir hierzu noch konstatieren: „Die Lohnentwicklung in den USA zeigt nur ein moderates Wachstum und das dämpft Inflationssorgen, so dass die Fed mehr Spielraum hat, die Zinsen niedrig zu halten.“ Mit den Daten vom Mai beschleunigte sich nun der Anstieg der Stundenlöhne wieder spürbar: Im Monatsvergleich legten die Stundenlöhne um 8,0 % zu, im Jahresvergleich um 2,3 %. Das deutet sowohl auf eine gute Nachfrage nach Arbeitskräften als auch eine mögliche zunehmende Inflation hin. Damit könnte sich die Fed stärker unter Druck sehen, die Zinsen früher und/oder schneller zu erhöhen. Genau das zeigen auch die aktuellen Leitzinserwartungen der Marktteilnehmer. Die Fed Funds Futures (detailliertere Informationen hierzu siehe Steffens Daily vom 02.03.2015) legten seit Mitte Mai deutlich zu (siehe folgende Grafik). Quelle: CME Group Markterwartungen zeigen klaren Fahrplan für Zinserhöhungen Interessant sind daran mehrere Punkte: Erstens stiegen die Werte für Juni bzw. Juli (untere beiden Kurven) kaum an. Das bedeutet, dass die Marktteilnehmer weiterhin davon ausgehen, dass die Fed weder auf ihrer bevorstehenden Sitzung Mitte Juni noch auf der letzten Sitzung vor der Sommerpause im Juli die erste Zinserhöhung vornehmen wird. Zweitens rechnen sie dagegen inzwischen ziemlich sicher mit dem ersten Zinsschritt im September: Der aktuelle gewichtete Erwartungswert für den September-Termin (siehe mittlere Kurve) liegt bei 0,28 % und damit klar über dem Schwellwert von 0,25 % für den ersten Zinsschritt der Fed (siehe rot gestrichelte Linien). Drittens sind nach den aktuellen Arbeitsmarktdaten auch die Werte für die darauffolgenden Fed-Sitzungen weiter gestiegen. Dabei erreichte der Wert für Dezember (siehe oberste Kurve) inzwischen das nächste Leitzinsniveau bei 0,5 %. Die Börsianer erwarten also nach dem ersten Zinsschritt im September den zweiten zurzeit für Dezember. Damit stellen sich die Anleger nun ganz klar auf eine vergleichsweise schnelle Folge von Zinserhöhungen ein. Die erste Reaktion ist selten die endgültige Logisch, dass es am Freitag daraufhin zu deutlichen Abschlägen an den Aktienmärkten kam. Schließlich sind vor allem die Aktienmärkte immer noch stark liquiditätsgetrieben. Allerdings könnte das nur die erste Reaktion der Börsen sein, die wie so häufig nicht die endgültige ist. Denn sowohl der Dollar als auch die US-Anleihemärkte signalisieren, dass die mittelfristigen Auswirkungen der ersten Zinserhöhungen begrenzt bleiben dürften. Nachdem mit den jüngsten Arbeitsmarktzahlen die Unsicherheit über den weiteren Kurs der Fed gewichen ist, haben daher auch die Aktienmärkte wieder die Chance, nach einer Besinnungspause ihren Anstieg fortzusetzen. Denn das Niveau, ab dem die Leitzinsen die Börsen und Unternehmen wirklich beeinträchtigen könnten, bleibt auch nach den ersten Zinserhöhungen noch weit entfernt. Mit besten Grüßen Ihr Torsten Ewert | ||
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