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Der DAX ist heute erneut an der oberen Linie seines Abwärtstrendkanals abgeprallt. Und das auch, weil es keine Einigung zwischen Griechenland und der EU gegeben hat. Da ich über den DAX gestern bereits alles geschrieben habe können wir uns heute einem anderen Thema zuwenden und uns gleichzeitig mit der Art und Weise beschäftigen, wie man Charts auf sehr langfristige Sicht analysiert.
Schauen wir uns dazu den langfristigen Chart von Silber seit den 1970er Jahren an: Es gibt zwei wesentliche Punkte in diesem Chart: Zunächst einmal ist eine langfristige Aufwärtstrendlinie zu erkennen, die beim Tief bei 1,27 Dollar des Jahres 1971 beginnt und über die 4-Dollar-Marke des Jahres 2001 verläuft. Man kann nun trefflich darüber streiten, ob dies eine inflationäre Trendlinie ist, die also lediglich die inflationäre Abwertung des Dollars anzeigt oder ob noch weitere Faktoren (Verknappung, industrielle Nachfrage u.a.) eine Rolle spielen. Aber egal welche fundamentale Begründung für Sie plausibel erscheint, diese Linie ist vorhanden und daher für eine Analyse höchst relevant. Auf der Oberseite sieht man, dass Silber in den 80er Jahren die 50-Dollar-Marke erreicht hat und dieses Niveau auch 2011 wieder angelaufen wurde. Das ist der entscheidende Widerstand auf der Oberseite. Sollte dieser überwunden werden, wäre der weitere Weg nach oben frei. Und noch ein dritter Punkt, der mit der aktuellen Situation zu tun hat, fällt auf: Im Moment notiert Silber über einer wichtigen Unterstützung bei 15 Dollar. Das (sehr) große Bild Insgesamt haben wir es also beim Silber mit einem aufsteigenden Trend zu tun, der an der Oberseite bisher begrenzt bleibt. Man könnte diese Bewegung auch als ein riesiges aufsteigendes Dreieck bezeichnen. Damit ist das große Bild langfristig bullish! Die Frage ist: Wo und wie steigt man ein? Die Antwort darauf hängt vom Anlagehorizont ab. Gehen wir einmal davon aus, dass man sehr langfristig in Silber investieren will – also auf Sicht von 15 bis 20 Jahren. Der perfekte Einstiegspunkt liegt bei 8 Dollar, nämlich dem Schnittpunkt zwischen der aktuellen Abwärtstrendlinie und der oben beschriebenen Aufwärtstrendlinie. Das sollte auch das Zielniveau der laufenden Abwärtsbewegung sein. Bis dahin sind es aber noch ca. 1.000 Handelstage – also ungefähr vier bis fünf Jahre Zeit - und das auch nur unter der Voraussetzung, dass Silber weiterhin genauso dynamisch fällt wie bisher. Nun kann man sich auf den Standpunkt stellen: Ich kaufe Silber erst, wenn der Kurs diese Trendlinie erreicht. Vorher ist dieser Rohstoff/das Edelmetall für mich vom Chance/Risiko-Verhältnis nicht interessant. Und wenn Silber nicht mehr soweit fällt und schon vorher wieder ansteigen sollte, dann ist mir das auch egal. Man sollte schließlich immer nur Anlagen tätigen, die hohe Gewinne bei geringem Risiko versprechen. Glauben Sie mir, das ist ein guter Standpunkt. Der Absicherungsgedanken Nun gibt es jedoch viele Anleger, die ihr Depot gerne mit Gold und Silber absichern wollen. Und die wenigsten werden noch vier Jahre Geduld aufbringen wollen, ohne zu wissen, ob sie dann noch einen Einstieg in Silber finden. Ein langfristiger Einstieg Immer wenn man in einen Index (egal welchen) langfristig einsteigen will, empfehle ich einen gestaffelten Einstieg. Dabei wird das gesamte anzulegende Kapital in mindestens drei Positionen aufgeteilt. Die erste investiert man sofort und die folgenden dann, wenn die Kurse weiter fallen (oder weiter steigen, aber das lasse ich heute außen vor). Gehen wir, weil es einfacher zu berechnen ist, davon aus, ein Anleger möchte langfristig auf Sicht von 20 Jahren bis zu 30.000 Dollar in Silber anlegen. Diese Position teilt man durch drei und erhält 10.000 Dollar als Einzelposition. Tatsächlich hält sich Silber gerade an einer wichtigen Unterstützung auf. Hier wäre ein erster Einstieg also durchaus sinnvoll. Denn schließlich weiß niemand, ob Silber weiter fällt, auch wenn zurzeit noch keine Anzeichen von Stärke zu erkennen sind. Die Staffelung Der Anleger investiert also jetzt die ersten 10.000 Dollar. Aktuell steht Silber bei 15,85 Dollar. Das sind also 631 Anteile. Wenn Silber dann doch weiter fallen sollte, erhöht er die Position bei z.B. der runden 10-Dollar-Marke um weitere 10.000 Dollar. Er erhält damit zusätzlich 1.000 Anteile. Er hat dann insgesamt 1.631 Anteile und 20.000 Dollar investiert. Sein Einstandskurs hat sich damit auf 12,26 Dollar reduziert. Zwar befindet sich seine erste Position 50 Prozent im Verlust, aber mit dieser neuen Position reduziert sich dieser auf etwas mehr als 22 Prozent (bei höherem Einsatz, der Verlust in Dollar bleibt natürlich gleich). Aber Silber fällt tatsächlich noch auf die 8-Dollar-Marke. Hier kauft der Anleger dann für weitere 10.000 Dollar Silber und erhält weitere 1.250 Anteile. In Summe hat er nun 30.000 Dollar investiert und dafür 2.881 Anteile erhalten. Das ergibt einen Einstandskurs von 10,41 Dollar. Wenn Silber dreht, dann wird es schnell dieses Kursniveau wieder erreichen. Und vergleicht man diesen gestaffelten Einstieg mit einem Komplett-Einstieg bei 15,85 Dollar, wird es dem Anleger bei einem Kurs von 8 Euro sicherlich viel besser gehen. Und wenn Silber noch weiter fällt? Wenn dann Silber weiter fällt, wird es ungemütlich – keine Frage. Aber die eigentliche „Aufgabe“ war eine Absicherung. Und diese kann natürlich auch schief gehen, selbst mit Edelmetallen. Aber auch dann gibt es eine mögliche Lösung: Er könnte überlegen, bei 5 Euro noch einmal für 10.000 Dollar nachzukaufen und würde dann auf einen Kaufkurs von 8,20 Dollar kommen – hätte dann aber 40.000 Dollar investiert und müsste womöglich lange warten, bis er wieder im Plus ist. Das ist auch der Grund, warum man solche gestaffelten Einstiege nie mit Aktien machen darf, sondern nur mit Indizes. Unternehmen, die Aktien herausgeben, können insolvent werden. Indizes eher nicht und Edelmetalle werden schon seit Tausenden von Jahren gehandelt… Viele Grüße Jochen Steffens | ||
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