Alt 05.08.15, 17:56
Standard US-Wahlzyklus im Fokus
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Der „vergessene Vorteil“ im dritten Jahr.

Griechenland, China, drohende Zinserhöhung der FED – vielfältige Sorgen sind auch im Börsenjahr 2015 zur Genüge vorhanden. Grundlegend positive Dinge spielen sich dagegen vorwiegend im Stillen ab. Ein sehr gutes Beispiel hierfür ist der US-Wahlzyklus. Barack Obama befindet sich mittlerweile im dritten Jahr seiner zweiten Amtsperiode. Dieses „Vorwahljahr“ wartet mit einigen statistischen Besonderheiten auf: Seit dem Jahr 1925 konnte der S&P 500 Total Return Index in 20 von 22 Fällen das dritte Jahr im Wahlzyklus positiv abschließen, und dabei im Durchschnitt um 18,7 % zulegen. Mit großem Abstand ist das Vorwahljahr damit das erfolgreichste Jahr im Wahlzyklus, der Renditevorsprung insbesondere zum ersten und zweiten Jahr innerhalb einer Amtsperiode ist signifikant - hier stehen nur 9,3 % bzw. 9,2 % im historischen Durchschnitt auf der Habenseite. Woher kommt dieser Renditevorteil?

Wahlkampf statt Gesetzgebung

Märkte hassen unvorhergesehene politische Eingriffe in das wirtschaftliche Geschehen. Unternehmen brauchen Planungssicherheit und Kontinuität, keine Gesetzesänderungen! Diese beinhalten oftmals Umverteilungen und beschädigen Geschäftsprozesse. Ideale Rahmenbedingungen sind somit gegeben, wenn sich die Politik so wenig wie möglich in die Wirtschaft einmischt - wenn das legislative Risiko klein ist. Die Voraussetzungen für diese „idealen Rahmenbedingungen“ sind insbesondere im dritten Wahljahr gegeben - weil sich die US-Regierung in diesem Stadium lieber dem Wahlkampf widmet, als sich mit umstrittener Gesetzgebung auseinanderzusetzen. Der legislative Aktionismus, der in den ersten beiden Jahren des Wahlzyklus deutlich ausgeprägter ist - um zumindest einige der zahlreichen Wahlversprechen einzuhalten - kühlt sich merklich ab.

Dieser statistische Zusammenhang wurde im vorangegangenen Wahlzyklus mit großem Interesse verfolgt, die Erwartungen an das Vorwahljahr 2011 waren entsprechend hoch. Die „Nullrunde“ im S&P 500 veranlasste Medien und Analysten jedoch dazu, sich schnell wieder vom Thema US-Wahlzyklus abzuwenden. Im Jahr 2015 widmet sich nunmehr kaum noch ein Analyst diesem Sachverhalt. Umso besser - das positive Überraschungspotential ist zurück!

Besonders positiv: Das politische Patt hat weiterhin Bestand. Solange die Republikaner im Kongress eine starke Stellung einnehmen, ist die demokratische Regierung ohnehin weitgehend „gelähmt“. Diese Pattsituation hat US-Anlegern seither vorzügliche Renditen beschert.

Von Clinton zu Obama

Der Vergleich des laufenden Bullenmarkts mit dem Bullenmarkt der Neunziger Jahre bietet sich aus vielerlei Gründen an. Auch die politischen Rahmenbedingungen weisen eine Parallele auf: Letztmalig gab es die Konstellation „drittes Jahr in der zweiten Amtsperiode eines demokratischen Präsidenten“ im Jahr 1999 unter Bill Clinton. Der S&P 500 beendete dieses Jahr mit einem Zuwachs von 21 % - trotz aller vorherrschender Skepsis. Die Warnung von Alan Greenspan vor „irrationalem Überschwang“ war zu diesem Zeitpunkt schon drei Jahre alt. Auch den Bullenmarkt der Neunziger Jahre wollte damals keiner so richtig als Bullenmarkt wahrhaben! Die Ära Barack Obama stellt sich von der Marktstimmung, den wirtschaftlichen Rahmendaten und dem politischen Umfeld sehr ähnlich dar.

Fazit

Das dritte Jahr im US-Wahlzyklus steht unter einem guten Stern. Die Erwartungshaltung ist niedrig, das politische Patt ist nachhaltig, die Parallele zum Bullenmarkt der Neunziger Jahren wird kaum gesehen. Der positive Ausblick für das Jahr 2015 bleibt bestehen. Nächste Woche gehe ich darauf ein, was von der US-Wahl 2016 selbst zu erwarten ist.


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Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Thomas Grüner die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
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