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Jubelstimmung auf allen drei Weltmärkten. EZB-Chef Mario Draghi machte am Mittwoch den Auftakt mit seiner deutlichen Ansage, die Liquiditätsflutung der Märkte nötigenfalls länger aufrechtzuerhalten als bisher geplant. Wir erinnern uns: Eigentlich war der Ankauf von Anleihen bis zum September 2016 terminiert. Nun wird damit gerechnet, dass dieses Programm von Supermario im Dezember um ein Jahr verlängert wird.
Liquidität, die wie ein Pflaster die Wundheilung schützen und die Schmerzen lindern soll. Die Heilung selbst, so Draghi, muss von den nationalen Wirtschaftsministerien vorangetrieben werden. Strukturreformen seien nach wie vor erforderlich, wenngleich schon eine Menge geleistet wurde, so Draghi. Mehr Euros werden also auf den Markt geworfen. Entsprechend wurde der Euro billiger, er gab gegenüber dem US-Dollar 3,1% ab. MCDONALDS REISST DAS RUDER HERUM Ebenfalls am Mittwoch sowie am Donnerstag gab es eine ganze Reihe positiver Überraschungen bei Quartalszahlen. McDonalds überraschte bereits am Mittwoch mit steigendem Umsatz in den USA. Seit drei Jahren verzeichnete McDonalds in den USA Umsatzverluste von Quartal zu Quartal bei den bestehenden Filialen. Der neue CEO Easterbrook hatte sich in England einen guten Namen gemacht. Diese Quartalszahlen waren nun die ersten, anhand derer Anleger einschätzen konnten, ob seine England-Strategie auch in den USA funktioniert. Und die Antwort lautet: Ja. Das Angebot wurde vereinfacht, Frühstück bekommen Sie nun den ganzen Tag, Marketingaktionen zielen nicht mehr auf preisliche Sonderangebote ab, sondern auf die Reputation von McDonalds, und durch die stärkere Vernetzung der Filialen mit der Beschaffungslogistik gibt es erweiterte Informationen über die Herkunft der verwendeten Nahrungsmittel. Versteckt im Wust der Quartalszahlen war eine Ziffer zu China: 26,8% Umsatzwachstum in China. Nach den Skandalen über schlechte Qualitätsstandards (auch bei anderen US-Fastfoodketten in China) bei dem dort verwendeten Fleisch war der Umsatz in China vor einigen Jahren nachhaltig eingebrochen. Nun hat McDonalds auch in China wieder die Kurve gekriegt, der Umsatz ist nun wieder auf dem Niveau von vor den damaligen Skandalen. Die Aktie ist in folge der Quartalszahlen um 10% angesprungen und notiert nun auf einem Allzeithoch. Mit einer Dividendenrendite von 3,5% und einem KGV 2016e von 20 ist die Aktie in meinen Augen fair bewertet. Doch nach drei Jahren rückläufiger Umsatz- und Gewinnentwicklung eröffnet sich meines Erachtens nun die Möglichkeit eines Turnarounds. Und das würde der Aktie neuen Auftrieb geben. Im Falle eines Turnarounds würde sich die erwartete Umsatzentwicklung als viel zu niedrig herausstellen. Und wenn ein behäbiger Tanker seinen Kurs erfolgreich wechselt, dann sind viele Quartale mit steigendem Gewinn die Folge. Vor diesem Hintergrund würde sich die Bewertung von McDonalds als viel zu niedrig herausstellen. McDonalds hat die Zeichen der Zeit lange Zeit ignoriert. Wettbewerber wie Chipotle, Shake Shack oder auch Whole Foods Market haben dem Konzern Marktanteile abgejagt. Doch McDonalds verfügt nach wie vor über ein funktionierendes, gigantisches Vertriebsnetz weltweit und kann, wenn der Konzern nun erfolgreich auf den Zug der verantwortungsvollen Ernährung aufspringt, einen guten Teil zurück erobern. TECH-AKTIEN ÜBERRASCHEN POSITIV, DIE CLOUD TREIBT FRÜCHTE Am Donnerstag nach Börsenschluss folgten dann Google, Amazon und Microsoft mit herausragenden Quartalszahlen. Alle drei Aktien sprangen am Freitag um 10% in die Höhe. Amazon-Chef Jeff Bezos überraschte mit dem dritten Quartalsgewinn in den vergangenen fünf Quartalen. Ein Zeichen dafür, dass der notorische Expansionsinvestor nun ein wenig ruhiger wird und die Früchte seiner Investitionen erntet. Doch wir müssen den Erfolg von Amazon in Kombination mit dem Misserfolg von Wal-Mart sehen. Vor einer Woche hat Wal-Mart nämlich grottenschlechte Quartalszahlen vermeldet. Umsatzwachstum kennt der weltgrößte Einzelhändler schon lange nicht mehr. Nun bricht der Gewinn auch noch ein. Insbesondere die Prognose für 2016 schockierte die Anleger, der Gewinn werde um 6-12% einbrechen, so das Unternehmen. Amazon wächst mit 20%. Und das nicht auf Kosten des Gewinns, sondern profitabel. Amazon gewinnt also nicht aufgrund eines ruinösen Wettbewerbs Marktanteile von Wal-Mart, sondern aufgrund überlegener Technologie. Was bei Google vorgeht hatte ich Ihnen bereits am 3. April angekündigt, als Ruth Porat als CFO von der Wallstreet geholt wurde. Sie räumt auf mit den Kinderträumen der Gründer von Google: Ein Weltraumausflug nicht zum Mond, sondern zum Mars. Nicht das Geschäft von morgen stand auf der Tagesagenda des Managements, sondern Träume von Übermorgen. Ruth Porat führte nun harte Managementmethoden ein, die sich an Umsatz und Gewinn orientieren, nicht an technologisch anspruchsvollen Zukunftsvisionen. Und das Ergebnis kann sich sehen lassen. Sehr schnell zeigt sich nun, wie profitabel das von Google aufgebaute Geschäft wirklich ist: Werbung auf mobilen Endgeräten ist weiter angesprungen. Nun steuert auch YouTube nennenswerte Werbeeinnahmen bei. Sowohl Amazon als auch Google werden auf absehbare Zeit den Umsatz um jährlich über 20% steigern. Gemeinsam mit Facebook sind diese drei Unternehmen die einzigen großen Tech-Aktien, die trotz ihrer Größe noch immer solch eine Dynamik aufweisen. Microsoft überraschte positiv mit der Meldung, dass sich der Umsatzrückgang im PC-Geschäft abschwächt. Der PC, seit der Einführung der Tablets tot gesagt, erobert sich seine Nische und beweist dank Windows 10 seine Überlegenheit bei komplexen Anwendungen. Doch die hier genannten drei Aktien sind nicht allein aus den hier genannten Gründen um 10% angesprungen. Der wahre Wachstums- und somit Kurstreiber ist die Cloud. Microsoft und Amazon sind die beiden Unternehmen, die weltweit die Infrastruktur für die Cloud aufgebaut haben. Insbesondere bei Amazon gibt es noch immer viele Anleger, die davon wenig wissen. Amazon bietet über seine AWS Amazon Web Services weltweit Cloud-Infrastruktur an, die insbesondere von Unternehmen gerne genutzt wird. Einzig ernstzunehmender Wettbewerber in diesem Segment ist Microsoft. Doch Wettbewerber ist zuviel gesagt, denn beide Cloud-Bereiche wachsen explosiv an. Nach großen Investitionen in den vergangenen Jahren kann die Infrastruktur nun genutzt werden, und dank der guten Skalierbarkeit wachsen nun die Gewinne überproportional. Google hat eine eigene Infrastruktur und nutzt diese intensiv für Kundendienste wie Word- und Excel-Anwendungen, Speicherplatz für Bilder, Musik und Dokumente, sowie eine Vielzahl von Applikationen, die über das Google-Account genutzt werden können. Vor dem Hintergrund der Angebote von Microsoft und Google wird es die Drop Box beispielsweise meiner Einschätzung nach schwer haben, sich langfristig als eigenständiges Angebot zu halten. Nachdem sich vor 10 Tagen insbesondere die rohstoff- und konjunktursensiblen Aktien zu einer fulminanten Rallye aufgebäumt hatten, folgten nun die Tech-Aktien. Gleichzeitig haben die konjunktursensiblen Unternehmen in der Nacht zum Freitag einen weiteren Schub erfahren: CHINA SENKT DIE ZINSEN Die chinesische Zentralbank hat den Zins um 0,25% auf 4,35% gesenkt. Gleichzeitig wurde die Einlagenverzinsung der Banken gleich um 0,5% gesenkt. Dieser Schritt wurde als Eingeständnis gesehen, dass die chinesische Konjunktur eben doch stärkere geldpolitische Unterstützung benötigt, als bislang von der zentralen kommunistischen Partei zugegeben wurde. Das Konjunkturwachstum war auf 6,9% gesunken, also unter die Zielgröße von 7% und viele Marktbeobachter halten die 6,9% für eine positiv manipulierte Zahl. In Wirklichkeit, so äußern sich derzeit einige westliche Wirtschaftsinstitute, könnte das Wachstum bereits deutlich niedriger liegen. Von 3-4% ist da die Rede, vereinzelt sogar von 1%. Seitens Chinas kam nun das deutliche Signal, eine sogenannte "Harte Landung" der Konjunktur mit allen Mitteln zu vermeiden. Und wie immer, wenn die Notenbanken stützend in die Konjunkturentwicklung eingreifen, jubeln die Finanzmärkte. Der Shanghai-Aktienindex ist in Folge dieser Entscheidung um 4,25% angesprungen. Supermarios Liquiditätsflutung sowie der Konjunkturstimulus in China sind für Deutschlands Exportindustrie hervorragende Meldungen. Entsprechend verzeichnete gerade der DAX einen besonders großen Kurssprung in dieser Woche, den größten seit 2011. Schauen Sie selbst: WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES INDIZES (23.10.2015) | Woche Δ Dow Jones: 17.647 | 2,9% DAX: 10.795 | 7,3% Nikkei: 18.825 | 2,9% Euro/US-Dollar: 1,10 | -3,1% Euro/Yen: 133,81 | -1,3% 10-Jahres-US-Anleihe: 2,08% | 0,06 Umlaufrendite Dt: 0,43% | 0,01 Feinunze Gold: $1.164 | -1,0% Fass Brent Öl: $48,08 | -4,7% Kupfer: 5.180 | -2,0% Baltic Dry Shipping: 774 | 1,0% Auf den Rohstoffmärkten hingegen wurden diese Freudensprünge nicht nachvollzogen. Das liegt jedoch insbesondere an der Wechselkursentwicklung. Wenn der US-Dollar gegenüber dem Euro um 3,1% an Wert gewinnt, dann können aus Sicht der Nicht-Amerikaner die Rohstoffe, gerechnet in US-Dollar, um 3,1% günstiger werden, ohne dass sich in Euro gesehen etwas am Preis ändert. So ist der Preisrutsch beim Gold (-1%) und Kupfer (-2%) kleiner als der Wechselkursanstieg. Lediglich das Öl hat mit -4,7% heftig Federn gelassen. Dafür ist meines Erachtens auch der Preisanstieg von Ende August verantwortlich, als der Ölpreis binnen weniger Tage um 20% in die Höhe schoss. Der Ausflug unter 40 USD/Fass WTI Texasöl war ein Ausrutscher nach unten. Nun gilt wieder die Marke von 43 USD/Fass WTI (in unserer Tabelle betrachten wir das Nordseeöl, das stets ein paar US-Dollar höher notiert), und wir müssen darauf achten, dass diese Marke nicht nach unten durchbrochen wird. | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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