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Der Schwung der ersten Gegenbewegung ist fort, der DAX wird an der Marke 11.000 Punkte gebremst. Nachdem EZB-Chef Draghis Aussage, die Liquiditätsflutung auszuweiten, die Leitzinssenkung in China und die ausgebliebene Leitzinsanhebung in den USA an den Aktienmärkten weltweit für eine Rallye gesorgt hatte, geht nun der Brennstoff langsam aus. War es ein Strohfeuer? Oder holen Anleger lediglich Luft vor dem nächsten Aufschwung?
Janet Yellen, Chefin der US-Notenbank, hat am Mittwoch zumindest einen kleinen Dämpfer ausgeteilt. In ihrer Rede vor dem US-Senat bekräftigte sie die Absicht der Notenbank, den Leitzins der USA im Dezember erstmals seit neun Jahren wieder anzuheben, sofern es die Rahmenbedingungen zulassen. Eine wichtige Information über die Rahmenbedingungen werden wir heute Mittag aus den USA erhalten: Die Arbeitsmarktdaten. Sollte die Arbeitslosigkeit der USA auf dem niedrigen Niveau verharren und vielleicht sogar das Lohnniveau endlich ein wenig anziehen, dann spricht das für die Zinsanhebung im Dezember. Fallen die Arbeitsmarktdaten jedoch enttäuschend aus, so wird die Zinsanhebung erneut in Frage gestellt werden. An der Börse hat man sich inzwischen darauf eingestellt. Wurden bislang positive wirtschaftliche Daten begrüßt, weil sie den Konjunkturaufschwung widerspiegelten, so könnten positive Konjunkturdaten nun negativ aufgefasst werden, weil sie die Zinsanhebung unterstützen. Aktuell wird an den Märkten die Wahrscheinlichkeit einer Zinsanhebung im Dezember mit 54% beziffert, Tendenz steigend. Ich habe so meine Zweifel, wie ich inzwischen mehrfach ausgeführt habe, dass eine solche Zinsanhebung wirklich erfolgen kann. Der Aufschwung in den USA ist bereits sechs Jahre alt und zeigt erste Ermüdungserscheinungen. Zudem hat die Fed inzwischen explizit auch globale Risiken mit in ihre Entscheidungsgrundlage einbezogen, und global sieht es deutlich schlechter aus als in den USA. Denn in China gab es unlängst enttäuschende Daten aus der Industrieproduktion, in Brasilien bricht die Wirtschaft derzeit zusammen, das Land versinkt in einem Korruptionsskandal. Europa kann mit 1,6% Wachstum nicht wirklich als globale Konjunkturlokomotive bezeichnet werden. Immerhin: Der Verfall der Rohstoffpreise, der auf die Inflationsdaten gedrückt hat, schein sich zu verlangsamen oder in einigen Bereichen bereits zum Stillstand gekommen zu sein. Das wird die Inflationsraten automatisch erhöhen, da die Vergleichsbasis des Vorjahres von nun an nicht mehr so hoch ist. Aus dieser Sicht könnte die Fed also durchaus Spielraum für eine Zinsanhebung bekommen. Doch ich halte das Problem der anhaltend niedrigen Löhne für extrem gefährlich. Immer mehr Bereiche des Arbeitslebens werden automatisiert und für die Masse der Menschen bleiben immer stupidere Tätigkeiten übrig, die mit niedrigen Stundenlöhnen bezahlt werden können. Gut verdienen tun diejenigen, die neue Automatisierungen entwickeln, mit denen Unternehmen Geld sparen können. Es ist eine Entwicklung, die wir bereits seit der Industriellen Revolution mehrfach durchlebt haben. Sie lässt sich nicht aufhalten und führt ultimativ auch zu besseren Lebensumständen. Doch in der Umbruchsphase gibt es Verwerfungen und soziale Spannungen. Auf eine solche Phase laufen wir zu. Also: Wir dürfen gespannt sein, ob die Fed im Dezember tatsächlich eine Zinsanhebung durchführen wird. Der Druck, dies zu tun, ist groß. Der Druck, es zu unterlassen, ebenfalls. Schauen wir einmal, wie sich die wichtigsten Indizes im Wochenvergleich entwickelt haben: WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES INDIZES (05.11.2015) | Woche Δ Dow Jones: 17.863 | 0,6% DAX: 10.888 | 0,8% Nikkei: 19.266 | 1,0% Euro/US-Dollar: 1,09 | -1,2% Euro/Yen: 132,52 | -0,2% 10-Jahres-US-Anleihe: 2,25% | 0,08 Umlaufrendite Dt: 0,41% | 0,05 Feinunze Gold: $1.110 | -3,2% Fass Brent Öl: $45,51 | -7,4% Kupfer: 5.037 | -1,4% Baltic Dry Shipping: 640 | -12,1% Der VW-Skandal hat den DAX erneut belastet. Nun kommen alle anderen Vergehen auf den Tisch. Was jedem Autofahrer seit Jahren bewusst ist, wird nun zum Skandal: Die Abgaswerte sowie der Verbrauch von viel mehr Autos als bislang offiziell gedacht sind falsch. Ob es sich um kleine Schummeleien handelt, um systematische Fehlinformationen oder gar um weitere rechtswidrig durch Software manipulierte Werte handelt, wird nun in einer Vielzahl an Einzelfällen untersucht werden müssen. Unter Verdacht stehen nun nicht mehr nur VW, sondern auch Skoda, Audi und Porsche. Nicht mehr nur Diesel, sondern auch Benziner. VW hat diese Woche 10% auf 97 Euro verloren, bis zum Tief bei 92 Euro ist es nicht mehr weit. Aber auch die anderen deutschen Autobauer geraten unter Generalverdacht, BMW und Daimler bestreiten jedoch kategorisch, die Methoden von VW angewendet zu haben. Die Kurse der Zulieferer waren ebenfalls nur zwischenzeitlich unter Druck, konnten sich aber im Wochenverlauf wieder erholen. So beispielsweise Continental, Infineon und BASF. Die Aussicht auf eine Zinsanhebung in den USA macht den US-Dollar attraktiv, er hat 1,2% gegenüber dem Euro zugelegt, 0,2% gegenüber dem japanischen Yen. Gleichzeitig ist der Goldpreis um 3,2% eingebrochen, da man weniger der wertvoller gewordenen US-Dollars dafür aufbringen muss. Wenn ich mir die Erwartungen für das Gold anschaue und daraus die zu erwartende Zinsentwicklung der USA ableite, dann sieht das wie folgt aus: Der Goldpreis soll, so prognostizieren es die vermeintlichen Experten seit Jahren, nochmals unter 1.000 USD/Unze fallen, bevor ein Boden gefunden wird. Das wird in meinen Augen in der aktuellen Marktpage nicht so einfach passieren, dazu wäre schon ein Ereignis nötig, das das Vertrauen in das Gold schwächt bzw. das Vertrauen in den US-Dollar stärkt. Aus dem fallenden Goldpreis können wir also ein steigendes Vertrauen in den US-Dollar ableiten. Wenn die Prognosen eines Goldpreises unter 1.000 USD/Unze wahr werden sollen, dann müsste die Fed meines Erachtens tatsächlich den US-Leitzins im Dezember anheben. Sprich: Gute Arbeitsmarktdaten und weitere positive Konjunkturdaten sind in den kommenden Wochen schlecht für das Gold. Sollte sich im Anschluss an die Zinsanhebung im Dezember herauskristallisieren, dass es sich um eine einmalige Angelegenheit handelte, dass also vorerst keine weiteren Zinsanhebungen zu erwarten sind, dann könnte der Goldpreis im Anschluss wieder ansteigen. Wenn könnte und würde sollten, wären wir alle schlauer :-( Der Ölpreis schwankt stark zwischen 43 und 50 USD/Fass. Einem Wochenminus von 7,4% ging ein Sprung um 12% voraus, könnte also wieder ein Sprung folgen. Solange diese Handelsspanne nicht verlassen wird, brauchen wir uns keine Gedanken um einen neuen Trend machen, auch wenn die Preissprünge heftig sind. Die chinesische Industrieproduktion ist eingebrochen, entsprechend ist auch der Baltic Dry Verschiffungsindex eingebrochen. Das hinterlässt einen bitteren Nachgeschmack nach der Leitzinssenkung der chinesischen Notenbank. War es ein frühzeitiges Gegensteuern oder aber, wie diese aktuellen Daten vermuten lassen, eine Notmaßnahme mit dem Rücken zur Wand? Der chinesische Konsum bleibt stark. Doch ein Land wird nicht ewig nur vom Konsum leben können, wenn die anderen Wirtschaftsbereiche ringsherum einbrechen. | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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