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Und plötzlich hat der Terror in unserem Land Einzug gehalten.
Die schrecklichen Anschläge von Paris führen uns vor Augen, dass die Probleme im Mittleren Osten uns mehr angehen denn je. Ich halte es für weit hergeholt, den jüngsten Terror als Folge der offenen Grenzen Europas zu brandmarken. Natürlich haben es die Terroristen vor dem Hintergrund des Flüchtlingsstroms leichter, sich in Europa zu bewegen. Doch das Resultat darf nicht sein, Hilfesuchende auszusperren. Vielmehr muss die Selektion besser werden. Und dazu kennen Sie meine lockere Betrachtungsweise des Reizthemas NSA und BND. Eine Einschränkung müssen wir in Kauf nehmen: Entweder die Grenzen dicht machen, oder aber dem BND die Arbeit erleichtern. Aber es gibt auch eine dritte Alternative, über die ich vor Jahren einmal geschrieben habe: Alles zulassen und darauf bauen, dass der Radikalisierung dadurch der Boden entzogen wird. Verglichen mit den USA können sich Politiker und Menschen in verantwortlichen Positionen in Deutschland und Europa sehr frei bewegen. Dennoch kommt es bei uns nicht häufiger zu Anschlägen als in den USA. Dieser verhältnismäßig freie Umgang miteinander entzieht radikalen Strömungen das Argument, "die da Oben würden sich abschotten". Entsprechend selten sind Anschläge aus unserer Mitte geworden. Doch der IS kommt nicht aus unserer Mitte und ist nicht in der Lage, unsere Offenheit zu schätzen. Der Nährboden für Terrorakte wird im Mittleren Osten gelegt, hier kommt es dann nur zur Ausführung, ohne Rücksicht auf unsere Gesellschaftsform, geschweige denn die Opfer. Entsprechend muss ich feststellen, dass die Offenheit unserer Gesellschaft keine Antwort auf den Terrorakt in Paris sein kann. An der Börse wurde der Terroranschlag schnell weggesteckt. Anleger sehen die Folgen der neuen Situation: Verstärkte Rüstungsausgaben in Europa, verstärkte Investitionen bei den Behörden wie bspw. dem BND. Und zudem ein Ruck, der durch die Weltgemeinschaft geht, um zu einem abgestimmten Verhalten im Syrien-Konflikt zu kommen. Kürzlich wurde ein russisches Flugzeug vom IS in die Luft gesprengt. Nun der Anschlag in Paris. Russland und Frankreich haben ein gemeinsames Ziel, wenngleich derzeit der Weg dorthin in Details noch unterschiedlich aussieht. Doch Frankreich wird Europa auf seinen Weg mitnehmen. Und gemeinsam mit Russland werden auch die USA zu einem koordinierten Handeln gezwungen sein. Damit sind sämtliche Großmächte an einem Tisch. Die lokalen Interessen der einzelnen Länder des Mittleren Ostens können im Rahmen dieser Verhandlungen ebenfalls besprochen und zu einem Kompromiss geführt werden, wie auch die Vorstellungen der einzelnen Bevölkerungsgruppen Syriens selbst. Noch sträubt man sich dagegen, Assad zu unterstützen, doch es wird immer offensichtlicher, dass ohne Bodentruppen keine Lösung herbeigeführt werden kann, und dazu muss man am besten auf die lokalen Truppen bauen. Wie lange sich Assad im Anschluss dann wird halten können ist natürlich ebenfalls Verhandlungssache. Aber nach dem Terroranschlag von Paris ist eine Lösung deutlich wahrscheinlicher geworden, und das wurde von den Anlegern in der abgelaufenen Woche durch steigende Kurse begrüßt. Der DAX ist um 2,8% angestiegen. Schauen wir uns einmal die Entwicklung der wichtigsten Indizes im Wochenvergleich an: WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES INDIZES (19.11.2015) | Woche Δ Dow Jones: 17.733 | 1,6% DAX: 11.085 | 2,8% Nikkei: 19.880 | 1,4% Euro/US-Dollar: 1,07 | -0,7% Euro/Yen: 131,21 | -0,6% 10-Jahres-US-Anleihe: 2,25% | -0,07 Umlaufrendite Dt: 0,36% | -0,08 Feinunze Gold: $1.085 | 0,1% Fass Brent Öl: $44,15 | -3,4% Kupfer: 4.658 | -3,5% Baltic Dry Shipping: 504 | -13,0% Auch Dow Jones und Nikkei sind kräftig angestiegen. Ein weiteres Gerücht machte sich breit: Terrorangst könnte das Weihnachtsgeschäft vermiesen und entsprechend könnten die Konjunkturdaten der kommenden Wochen hinter den Erwartungen zurückbleiben, was die Wahrscheinlichkeit einer Zinsanhebung in den USA wieder ein wenig senkte. Und wenn es keine Zinsanhebung gibt, dann hält die Liquiditätsflutung also länger an, und entsprechend steigen die Aktienmärkte, so die logische Gedankenkette der Anleger. Der Ölpreis schrammt nun wieder an seinen Tiefs vom August. Hier entwickelt sich eine gefährliche Situation: Sollte der Ölpreis unter die Tiefs vom August fallen, so hat dies erhebliche Verwerfungen in der Ölbranche zur Folge: Laufende Finanzierungen von Projekten könnten platzen, Kredite könnten fällig gestellt werden und die kostenintensive Ölbranche könnte der Finanzbranche herbe Verluste zufügen. Entsprechend nervös sind die Märkte bei einem Ölpreis um 40 USD/Fass WTI. Auch das Kupfer führt seinen Preisverfall fort, diese Woche wurden nochmals 3,5% abgegeben. Damit notiert das Kupfer auf dem niedrigsten Niveau seit sechs Jahren. Für die Konjunktur bedeutet das nichts Gutes. Entsprechend ist auch der Absturz des Baltic Dry Verschiffungsindex (-13%) ein Warnsignal. Es muss nach wie vor exorbitante Überkapazitäten in der Schifffahrtsindustrie geben, damit Frachtschiffe auf dem Spotmarkt unter den Selbstkosten angeboten werden. | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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