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Der DAX gab heute kräftig nach. Hintergrund ist der Zwischenfall im syrisch-türkischen Grenzgebiet. Ein russischer Kampfjet wurde laut Medienberichten durch die türkische Luftwaffe an der Grenze zu Syrien abgeschossen. Der DAX fiel aufgrund dieser Nachricht aus der kleinen Seitwärtsbewegung der vergangenen Handelstage heraus und rutschte unter die rote Abwärtslinie zurück, womit wir es nun mit einem Fehlausbruch zu tun haben.
Zudem wurde das Gap Up (Kurslücke nach oben) wieder geschlossen und unterschritten, womit das eigentlich starke Signal, über das ich gestern berichtete, wieder neutralisiert wurde. Das dadurch entstandene bearishe Signal wird nun nach der Target-Trend-Methode bestätigt, wenn auch die Mittellinie bei 10.828 Punkten wieder unterschritten wird. Wobei man bei solchen, durch „äußere“ Anlässe verursachten Signalen, die nichts direkt mit der wirtschaftlichen Situation zu tun haben, sehr vorsichtig sein muss. Wenn sich die dadurch ausgelösten Irritationen und Unsicherheiten wieder legen, kann die bisherige Kursbewegung – in diesem Fall aufwärts – auch bald wieder aufgenommen werden. Einkaufsmanagerindizes und Ifo-Index positiv Die eigentliche Aufmerksamkeit der Marktteilnehmer galt aber zu Beginn der Woche zunächst den Umfrageergebnissen unter den deutschen und europäischen Einkaufsmanagern, die als guter Frühindikator für die Nachfrage der Unternehmen in den kommenden Monaten gelten. Der gemeinsame Einkaufsmanagerindex für Industrie und Dienstleister (Composite PMI) legte im Berichtsmonat November um 0,5 auf 54,4 Zähler zu und kletterte damit überraschend auf den höchsten Stand seit 54 Monaten. Demnach befindet sich die Eurozone auf dem Weg zur stärksten Erholung in einem Quartal seit viereinhalb Jahren. Alle Indexwerte der Einkaufsmanager signalisieren Expansion der Wirtschaft Europas Auch die Teilindizes für das verarbeitende Gewerbe konnten zulegen, und zwar von 52,1 auf 52,6 Punkte (für Deutschland) bzw. von 52,3 auf 52,8 Punkte (für die Eurozone). Das ist der höchste Stand seit 19 Monaten. Der Teilindex für den deutschen Dienstleistungssektor zeigte sogar eine noch stärkere Verbesserung und stieg um 1,1 auf 55,6 Punkte. Der Dienstleistungsindex für die Eurozone stieg von 54,1 auf 54,6 Punkte. Damit liegen alle Werte dieser Einkaufsmanagerindizes nicht nur im Expansionsbereich (über 50 Punkte), sondern steigen dort weiter. Damit deuten sie auf eine kräftige Fortsetzung des Wirtschaftswachstums in der Eurozone hin. Optimistisch stimmt auch die Tatsache, dass die Dynamik bei der Schaffung neuer Stellen im Dienstleistungssektor in Deutschland auf dem höchsten Stand seit 2011 und in der Eurozone sogar auf dem höchsten Stand seit 2010 liegt. Ifo-Index bläst in das gleiche Horn Heute überraschte dann ein weiterer Stimmungsindikator positiv: Der Ifo-Geschäftsklimaindex ist im November auf 109,0 Punkte und damit den höchsten Stand seit Juni 2014 gestiegen. Analysten hatten im Durchschnitt nur mit einem im Vergleich zum Vormonat Oktober unveränderten Indexwert von 108,2 Punkten gerechnet. Damit bewegt sich auch dieser Indikator auf einem Niveau, das auf ein weiterhin solides Wirtschaftswachstum in Deutschland im vierten Quartal hindeutet. Sind weitere EZB-Maßnahmen überhaupt noch erforderlich? Nach diesen Zahlen ist es kein Wunder, dass insbesondere einige Vertreter Deutschlands inzwischen weiteren geldpolitischen Maßnahmen der EZB immer skeptischer gegenüberstehen. Nach Bundesbank-Präsident Weidmann sprach sich auch EZB-Direktorin Lautenschläger dagegen aus. Dennoch fiel gestern der Euro zum US-Dollar in Erwartung einer weiteren Lockerung der Geldpolitik durch die EZB auf ihrer Sitzung am 3. Dezember auf den tiefsten Stand seit sieben Monaten. Der Rohstoffmarkt und der BDI signalisieren hingegen Schwäche im Welthandel Der Grund für diese Entwicklung könnte sein, dass der starke Dollar den Rohstoffmarkt belastet, auf dem die Preise für Basismetalle wie Kupfer, Nickel und Aluminium erneut Mehrjahrestiefs erreichten. So fiel der Kupferpreis auf den tiefsten Stand seit 2009, Nickel rutschte sogar auf das tiefste Niveau seit zwölf Jahren. Und auch der Baltic Dry Index (BDI), der die Entwicklung der Charterraten auf den wichtigsten Seehandelsrouten widerspiegelt, brach alleine seit Mai um 60 Prozent ein und rutschte in der vergangenen Woche mit 498 Punkten sogar auf das Allzeittief seiner 30-jährigen Geschichte. Da sowohl die Rohstoffmärkte als auch der BDI als Frühindikatoren für die Entwicklung des Welthandels gelten, muss durchaus mit einer weiteren Schwäche der Weltwirtschaft gerechnet werden. Das würde sich auch auf die europäische Wirtschaft negativ auswirken. Hier fragt sich, was sich durchsetzt - die positive Stimmung der europäischen Einkaufsmanager oder die negativen Signale der Rohstoffmärkte, bzw. des BDI. Der Druck auf die Inflationsraten zwingt EZB zum Handeln Die EZB hat jedoch noch einen weiteren Grund, die geldpolitischen Maßnahmen auszuweiten: Die sinkende Rohstoffpreise entlasten zwar die Wirtschaft, doch gleichzeitig werden damit auch die Inflationsraten weiter gedrückt. Und das zwingt die EZB zu weiteren Maßnahmen, da sie auf jeden Fall deflationäre Entwicklungen vermeiden will und muss. Märkte haben neue EZB-Maßnahmen bereits eingepreist Die Märkte preisen, wie gesagt, neue EZB-Maßnahmen bereits ein, nicht nur über den Euro, sondern auch bei den Anleihen: So deutet zum Beispiel die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihen von nur einem halben Prozent auf eine Ausweitung des QE-Programms hin. Die Rendite der zweijährigen Bundesanleihen hat mit minus 0,39 Prozent (!) sogar ein neues Allzeittief markiert, womit eine weitere Senkung des Einlagensatzes vorweggenommen wird. Wie es jedoch nach der EZB-Sitzung mit dem Bund-Future weitergeht, ist wohl die spannendste Frage in diesem Zusammenhang. Der „Short des Lebens“, über den ich am Mittwoch vergangener Woche berichtete, wird aber sicher noch etwas länger auf sich warten lassen. Viele Grüße Jochen Steffens | ||
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