Alt 03.12.15, 20:10
Standard EZB sorgt für Turbulenzen im DAX
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Wir haben heute dramatische Entwicklungen im DAX gesehen. Auslöser waren Ereignisse um die EZB-Sitzung. Für den ersten Kurseinbruch sorgte eine Meldung der "Financial Times" aus der hervorging, dass die EZB sowohl den Leitzins als auch der Einlagenzins nicht verändern wird..

Das stellte sich allerdings als falsch heraus, denn die EZB beließ zwar den Leitzins wie erwartet unverändert, senkte aber den Einlagesatz von zuvor -0,20 % auf jetzt 0,30 % und erfüllte zumindest hier die Erwartungen der Analysten.

Ab 14:30 Uhr brach der DAX dann aber zeitweise um mehr als 3,7 % (!) ein, nachdem er zuvor im Plus notierte. Hintergrund war, dass die EZB das monatliche Volumen des QE-Programms von 60 Milliarden Euro nicht ausweiten wird. Hier hatten Analysten mit einer Erhöhung auf bis zu 80 Milliarden Euro gerechnet. Allerdings wird das Anleihekaufprogramm nun bis mindestens März 2017 laufen und wird damit um sechs Monate verlängert.

Dieser Einbruch hat natürlich charttechnisch wichtige Folgen, dazu der DAX nach der Target-Trend-Methode:



Wir sehen, dass der DAX sich nicht wirklich von der 11.311er Marke absetzen konnte und damit an dieser Linie ein kleines Fehlsignal ausgebildet hat, in dessen Folge es, wie so oft, zu stärkeren Kursverlusten gekommen ist. Interessanterweise endeten diese genau an der blau gestrichelten Mittellinie bei 10.828 Punkten. Und Sie erinnern sich vielleicht, dass ich geschrieben habe, dass die bearishen Signale erst bestätigt werden, wenn auch diese Linie nach unten bricht. Das ist bisher nicht geschehen.

Interessant ist auch, dass diese Konsolidierung wieder einmal an der rot gestrichelten Konsolidierungslinie gestartet ist, wie man schön in dem Chart erkennen kann. Kurz: die Target-Trend-Methode funktioniert wieder einmal sehr gut und die Linien sind nach wie vor von hoher Relevanz.

Im Prinzip kann aber alles, was wir heute gesehen haben, nur ein etwas überschießender Test des alten Abwärtstrends (dicke rote Linien) sein. Das muss abgewartet werden. Sollten die Kurse allerdings wieder nachhaltig in den alten Abwärtstrend zurückfallen, rückt das Alpha-Target wieder in den Fokus.

Ein neuer, möglicher Trend

Sehr frühzeitig möchte ich auch noch auf eine andere Betrachtung aufmerksam machen, auf einen möglichen neuen Trendkanal im DAX. Es gibt einige Anhaltspunkte, die für diesen sprechen. Im oberen Chart ist er bereits mit grau gestrichelten Linie eingezeichnet. Um es zu verdeutlichen, habe ich diesen Trend im folgenden Chart hervorgehoben und die anderen Linie gelöscht:



Die entscheidende Linie ist die obere Linie dieses grünen Trendkanals. Hier haben wir bereits unglaubliche 12 Treffer (siehe rote Kreise), was diese ober Begrenzung zu der aktuell wichtigsten Trendlinie macht. Nach der Target-Trend-Methode können wir diese Linie nehmen und nach unten „parallelisieren“. So entsteht ein Trendkanal, der interessanterweise auf der Unterseite auch schon zwei Treffer hat (blaue Kreise) und damit den Trendkanal im Prinzip bestätigt. Diese liegen aber sehr dicht beieinander, so dass die Unterseite noch nicht wirklich eindeutig definiert ist.

Trotzdem ist dieser Trendkanal die wichtigste charttechnische Formation nach klassischer Charttechnik, die zurzeit im kurzfristigeren Bereich zu finden ist. Im Moment hat der DAX noch Platz bis zu unteren Linie. Diese kann aber auch über eine Seitwärtsbewegung erreicht werden. Erst wenn diese Linie bricht, ist die aktuelle Trenddynamik, und nichts andere zeigt ein Aufwärtstrendkanal auf, hinfällig. Und das wäre somit ein weiteres bearishes Zeichen.

So lange diese Linie aber noch hält, bleibt dieser Trend intakt – ein wichtiger Punkt in der aktuellen Beurteilung der Wahrscheinlichkeiten für weiter steigende oder fallende Kurse.

Euro reagiert heftig

Eine dicke weiße Kerze legte nach der EZB-Sitzung dagegen der Euro hin. Dieser stieg heute von im Tief bei 1.0523 Dollar auf im Hoch 1,0891 Dollar – sprich um mehr als 3 Cent! Das ist die stärkste Aufwärtsbewegung an einem Tag seit März diesen Jahres. Und damit war das, was ich am Dienstag zum Euro geschrieben hatte, eine gute Warnung: Ich schrieb, dass man vorsichtig mit den Erwartungen der Analysten sein solle, die von einer Parität sprechen. Eher sollte man vor der EZB-Sitzung mögliche Euro-Short-Positionen dicht absichern. Das wäre auch, wie man jetzt sieht, sehr vernünftig gewesen.

Viele Grüße

Ihr

Jochen Steffens
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