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Einen Poker zwischen der Fed und der OPEC habe ich in der vorhergehenden Ausgabe beschrieben. Beide Pokerspieler zeigen nun nervöse Übersprungshandlungen. Das wird von den Finanzmarktteilnehmern zwar honoriert, aber nur sehr kurzfristig.
Am Mittwoch äußerte sich William Dudley, Präsident der New York Notenbank, dahingehend, dass der starke US-Dollar und die sich gleichzeitig abschwächende globale Konjunktur durchaus negative Auswirkungen auf die US-Wirtschaft haben können. Dadurch seien die Bedingungen an den Finanzmärkten deutlich angespannter als noch im Dezember, als die Fed ihre Zinsanhebung bekanntgab. Sollte diese negative Entwicklung bis zur nächsten Notenbanksitzung im März anhalten, werde man dies bei der Entscheidung über die nächsten geldpolitischen Schritte berücksichtigen. Dies ist eine wichtige Aussage. Dudley hatte noch vor zwei Wochen in einer Rede keinerlei Bezug auf die aktuell angespannte Situation an den Finanzmärkten genommen. Dies wurde dahingehend gedeutet, dass die Fed an ihrem Vorhaben, den Leitzins im Jahr 2016 viermal anzuheben, festhält, egal was passiert. Denn schon die Dezember-Entscheidung war eher eine Grundsatzentscheidung als durch Konjunkturdaten unterstützt. Dudley ist nur eines der Notenbankmitglieder, die über den Zins entscheiden, aber neben Janet Yellen einer der wichtigsten. Entsprechend schossen die Aktienkurse in Folge dieser Aussage vorübergehend in die Höhe. Doch mehr als schwammige Worte sind es ja nicht die Dudley äußerte, und so war diese Gegenbewegung sehr kurzatmig. Am gestrigen Donnerstag kamen sodann Gerüchte auf, die OPEC würde sich außerplanmäßig treffen, um über eine Quotenkürzung zu verhandeln. Noch vor wenigen Tagen hatte Russland ein Gerücht in die Welt gesetzt, dass Saudi Arabien, der größte Produzent der OPEC, zu Kürzungen bereit sei. Nun folgt die Meldung eines kurzfristig anberaumten Treffens. Auch hier gibt es keine harten Fakten, aber immerhin ist der Ölpreis (WTI) daraufhin vorübergehend auf 33 USD/Fass geschossen. Rückt die Fed also von ihren vier Zinserhöhungen ab? Wird es Förderkürzungen am Ölmarkt geben? Anlegern sind solche Gerüchte nicht genug, um Vertrauen zu fassen. Der DAX ist in dieser Woche um weitere 4,9% eingebrochen. Doch Spekulanten schnuppern Morgenluft. Größter Gewinner im S&P 500 war gestern die Aktie von Freeport McMoRan, der einstige Kupferproduzent, der sein Geschäft unter dubiosen Umständen auf Öl ausgeweitet hat. Seit dem überteuerten Zukauf des Ölgeschäfts Mitte 2014 ist die Aktie von 39 USD auf 3,52 USD eingebrochen. Der Ölpreis ist in diesem Zeitraum von 110 USD/Fass auf 27,57 USD/Fass eingebrochen, der Kupferpreis von 7.200 auf 4.319 USD/to. Rückläufige Rohstoffpreise sind zum existenziellen Problem für viele Rohstoffkonzerne geworden. Zum Zeitpunkt hoher Rohstoffpreise wurden teure Investitionen getätigt, deren Finanzierung häufig auf US-Dollar läuft. Seither sinken die Einnahmen durch die rückläufigen Rohstoffpreise, während gleichzeitig die Finanzierungskosten durch den teuren US-Dollar steigen. Kosten werden gekürzt, doch gleichzeitig versucht man, die Fördermengen konstant zu halten, um im nächsten Aufschwung den möglichst hohen Marktanteil zu halten. Wann ist also der Crash an den Rohstoffmärkten vorüber? Während Anleger erst Beweise für ein Ende sehen wollen, reicht Spekulanten schon ein Gerücht. Und da wir diese Woche nicht nur das Gerücht über eine mögliche Förderkürzung am Ölmarkt erhalten haben, sondern gleichzeitig auch die Möglichkeit formuliert wurde, keine weiteren vier Zinsanhebungen im laufenden Jahr zu sehen, sind Spekulanten auf zyklische Rohstoffaktien gesprungen. Vale schoss um 16% nach oben, BHP und Rio Tinto um 7%, Aluminium-Produzent Alcoa um 10%. Glencore sprang gestern um 14% an, heute um weitere 6%. Selbst Salzgitter (+7%), ThyssenKrupp (+5%) und K+S (+3%) konnten gestern dem allgemeinen Börsentrend trotzen. Bei Aurubis haben Anleger erst heute mitbekommen (+4%), was die Spekulanten da fabrizieren. Gleichzeitig werden Wachstumsaktien verkauft. Denn derzeit fürchtet man eine Rezession und ist daher vorzugsweise in defensiven Titeln investiert. Wachstumsaktien wie Google und Facebook, die unabhängig von der Konjunkturentwicklung wachsen, gelten als defensiv. Daher werden diese Aktien nun von Spekulanten abgestoßen. Apropos Google: Die Mutter Alphabet hat diese Woche Quartalszahlen vorgelegt. Erstmals wurde zwischen dem Kerngeschäft (Google Core) und den Investitionen in zukünftige Geschäfte (Other Bets, andere Wetten) unterschieden. Erstmals wurde Anlegern im Detail vor Augen geführt, welche Schätze sich im Google-Konzern führen und welche Wachstumsmöglichkeiten bestehen. Google hat sieben Dienste, die jeweils über eine Milliarde monatliche Nutzer haben: Suchmaschine, Android, Maps, Chrom-Browser, YouTube, Google Play und Gmail. Insbesondere in YouTube sehen Analysten derzeit das nächste große Geschäft für Google, denn YouTube hat gerade erst begonnen, durch Werbeclips Geld zu verdienen während gleichzeitig immer häufiger Videos auf mobilen Geräten gesehen werden. Bei den Zukunftsprojekten (Other Bets) hat Google nur 3,1 Mrd. USD investiert, Analysten hatten 3-5 Mrd. USD erwartet. Es ist das Resultat der harten Hand von CFO Ruth Porat, die vor einem Jahr von der Wallstreet ins Silicon Valley wechselte. Googles Investitionen waren ausgeufert, Porat hatte die Aufgabe, die Projekte zielorientierter zu führen. Wie es scheint, ist ihr das gelungen. 18% Umsatzwachstum bei 80 Mrd. USD Jahresumsatz weist kein anderes großes Unternehmen auf. Porat machte die mobile Suche sowie YouTube für die gute Umsatzentwicklung verantwortlich und noch einen dritten Bereich: Programmatic Advertising, also automatische Werbung. Dahinter versteckt sich wieder mein neues Lieblingsthema: Apps. Googles Werbekunden können über Apps komplexe Werbekampagnen ihrer eigenen Software ins Google-Werbeuniversum schicken. Das wird intensiv genutzt. Der Quartalsgewinn ist auf 8 Mrd. USD angesprungen, erwartet wurden lediglich 6 Mrd. USD. Anleger jubelten die Aktie auf neue Allzeithochs, dadurch konnte Google Apple vom Thron des teuersten börsennotierten Unternehmens stoßen. Ein Warnsignal? Ich denke nicht, ich habe vielmehr den Eindruck, dass Google gerade erst richtig anfängt, Geld zu verdienen. Schauen wir nun einmal, wie sich die wichtigsten Indizes im Wochenvergleich entwickelt haben. WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES INDIZES (04.02.2016) | Woche Δ Dow Jones: 16.414 | 1,4% DAX: 9.393 | -4,9% Nikkei: 17.044 | -0,7% Shanghai A: 2.910 | 1,7% Euro/US-Dollar: 1,12 | 3,0% Euro/Yen: 130,78 | 1,1% 10-Jahres-US-Anleihe: 1,88% | -0,16 Umlaufrendite Dt: 0,19% | -0,07 Feinunze Gold: $1.155 | 3,4% Fass Brent Öl: $34,76 | 2,5% Kupfer: 4.702 | 2,8% Baltic Dry Shipping: 298 | -16,1% Öl, Kupfer und auch das Gold sind in der abgelaufenen Woche deutlich angestiegen (gerundet 3%). Aber auch der Euro ist um 3% angesprungen. Das ist darauf zurückzuführen, dass Spekulanten nun auf weniger als vier Zinserhöhungen der Fed im laufenden Jahr wetten, was den US-Dollar schwächt und somit den Euro stärkt. Ein starker Euro jedoch hat nachteilige Auswirkungen auf unsere Exportunternehmen, da deren Produkte im Ausland teurer und damit weniger wettbewerbsfähig werden. Entsprechend wird der DAX als Exportindex um so heftiger ausverkauft. Auch die Entwicklung im DAX deutet darauf hin, dass derzeit Spekulanten am Werk sind. Zudem ist das Handelsvolumen nach wie vor sehr gering, was es für Spekulanten leichter macht, die Kurse in die von ihnen gewünschte Richtung zu treiben. Im Baltic Dry Verschiffungsindex sind keine Spekulanten am Werk, dort werden die tatsächlichen Tagesraten für die Anmietung von Ladekapazitäten auf Schiffen gezeigt. Und der Spotpreis für Ladefläche auf Schiffen ist so niedrig wie seit vierzehn Jahren nicht mehr. Von einer Trendwende kann hier also noch nicht gesprochen werden. | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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