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Sehr verehrte Leserinnen und Leser,
während die US-Märkte in den vergangenen Wochen eine fulminante Erholungsrally seit ihren Tiefs im Februar hinlegten, tat sich der DAX bekanntermaßen schwer. Inzwischen erkennen wir erste Warnzeichen – nicht nur im DAX, sondern auch in den US-Indizes (siehe Börse-Intern vom 01.04.2016). Das verheißt auch für die europäischen Märkte insgesamt nichts Gutes. Euro STOXX 50: An wichtigem Target gescheitert Das zeigt ein Blick auf den Leitindex im Euroraum, den Euro STOXX 50: Wie der DAX konnte der Euro STOXX 50 sein Zwischenhoch vom Januar (siehe blaue Linie) nicht nachhaltig überwinden. Und wie beim DAX geht es dabei letztlich um den Kampf mit einer neuralgischen Marke. Beim Euro STOXX 50 ist es die 3.000-Punkte-Marke, die in den vergangenen Jahren schon mehrfach im Brennpunkt des Geschehens stand und von der sich der Kurs zuletzt nicht nachhaltig lösen konnte. Ähnlich wie der DAX scheiterte der Euro STOXX 50 dabei an einem wichtigen Target (gelber Kreis). Dieses wurde gebildet aus einer bis Mitte 2013 zurückreichenden Aufwärtstrendtrendlinie (dicke dunkelgrüne Linie), der Oberkante des aktuellen Abwärtstrends seit Dezember 2015 (rot schattiert) und der Mittellinie des übergeordneten, seit April 2015 gültigen Abwärtstrends (rote Linien). Bullishes Szenario ist nun vorerst hinfällig Bis zur vergangenen Woche war das Geschehen im Euro STOXX 50 sogar noch bullish zu werten, obwohl der Kurs nicht nur am Target, sondern nachfolgend auch mehrfach an der Oberkante des rot schattierten Abwärtstrends scheiterte (siehe rote Pfeile). Denn dabei entstand ein kleines symmetrisches Dreieck, ein sogenannter Wimpel, als potenzielle Fortsetzungsformation der im Februar begonnenen Aufwärtsbewegung. Nach einem Ausbruch nach oben, also aus dem rot schattierten Kanal, wäre sehr wahrscheinlich auch der Sprung über die gestrichelte Mittellinie und die Rückeroberung des alten Aufwärtstrends gelungen. Allerdings nutzten die Bullen diese Chance nicht, sondern der Kurs fiel am Freitag nach unten aus diesem Wimpel heraus. Damit ist die Situation im Euro STOXX 50 nun auf allen Ebenen bearish. So wurde nicht nur der aktuelle rot schattierte Abwärtstrend bestätigt, sondern übergeordnet ist der Kurs auch an der dicken grünen Aufwärtstrendlinie gescheitert. Das spricht für die mittelfristige Fortsetzung des seit April 2015 gültigen Abwärtstrends – zumal der Euro STOXX 50 damit auch wieder unter die wichtige 3.000-Punkte-Marke fiel. Die weiteren Aussichten im Euro STOXX 50 Theoretisch ist nun wieder ein Kursrückgang bis an die Unterkante des rot schattierten Abwärtstrends möglich. Das würde neue Jahrestiefs mit sich bringen. Solange die US-Indizes sich aber robust präsentieren, sollten die Februar-Tiefs als Unterstützung halten. Auch die Unterkante des breiten roten Trends, die aktuell knapp unterhalb von 2.800 Punkten verläuft, kommt als belastbare Unterstützung infrage. Allerdings könnten auch die US-Indizes in den kommenden Wochen wieder Schwäche zeigen. Das liegt nicht nur daran, dass sie nach dem jüngsten Anstieg stark überkauft sind und bis an die Begrenzung des möglichen Roundings vorgestoßen sind (siehe Börse-Intern vom 01.04.2016). So hat der S&P 500 sein Kursziel aus der Bodenformation vom Jahresanfang fast erreicht (siehe folgender Chart): Dieses liegt an der Oberkante des oberen gelben Rechtecks bei 2.084 Punkten. Knapp darunter bei 2.082 Punkten liegt zudem ein wichtiger Widerstand: das Hoch von Ende 2015, dass der Ausgangspunkt der scharfen Korrektur vom Jahresbeginn war (rote Linie). Der bisherige Rückenwind durch die starken US-Märkte könnte also kurzfristig abflauen, wenn es dort nun ebenfalls zu einer Konsolidierung kommt. Unterstützung durch US-Märkte bröckelt Aber auch mittelfristig sind die Aussichten für US-Aktien eher verhalten. Dazu der durchschnittliche Verlauf des Dow Jones in einem US-Präsidentschaftswahljahr: Quellen: MarketMaker, eigene Berechnungen Danach folgt von Anfang April bis Ende Mai eine Schwächephase, bei der sogar neue Jahrestiefs markiert werden können. Nun ist das natürlich mit diesen statistischen Vergleichen so eine Sache. Aber in diesem Jahr hielt sich der Dow Jones beeindruckend genau an diesen „Fahrplan“: Die Korrektur vom Jahresanfang endete mit einem Tief am 11.2. Statistisch soll dieses Tief nur zwei Tage vorher, am 9.2., gebildet werden (siehe Chart). Daran schließt sich eine kräftige Rally bis Anfang April an. Auch diese haben wir bereits gesehen – genauso wie die ersten Schwächezeichen, die auf deren Ende hindeuten. Trostpflaster für Anleger Die Wahrscheinlichkeit ist also sehr hoch, dass die US-Märkte nun wieder in eine mehrwöchige Konsolidierung übergehen. Das würde auch aus saisonaler Sicht passen, wonach ab Mai ohnehin schwächere Kurse zu erwarten sind („Sell in May…“). Aber der letzte Chart hat auch einen Trost für uns Anleger parat. Ab Mitte des Jahres ist in einem US-Wahljahr wie 2016 eine fulminante Rally im Dow Jones zu erwarten… Mit besten Grüßen Ihr Torsten Ewert | ||
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