Alt 12.05.16, 21:24
Standard Darum sind die Ölpreise so wichtig für den DAX
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Der DAX ist heute mit einer Abwärtslücke (roter Pfeil im Chart) in den Handel gestartet und hat mit dem Bruch einer horizontalen Unterstützung bei ca. 9.955 Punkten (grün) ein kurzfristig bearishes Signal gesendet. Bei 9.867 Punkten drehte der Kurs jedoch und stieg, quasi aus heiterem Himmel, binnen 2,5 Stunden um mehr als 200 Punkte an. Damit war das nächste Fehlsignal perfekt. Doch genauso schnell, wie der DAX nach dem Fehlsignal anstieg, rutschte er auch wieder ab und markierte sogar noch ein neues Tagestief, womit die Verwirrung der Anleger perfekt gewesen sein dürfte.



Es bleibt also bei der unbefriedigenden Schaukelbörse um die 10.000er Marke, bei der man sich „wunderbar“ aufreiben kann.

Bei der bekannten Gleichung fehlt noch ein Faktor

Erinnern Sie sich noch an die einfache Gleichung aus der „Börse-Intern“ vom 5. April, die eine Woche später, am 13. April, so wunderbar aufging?! Die Formel „steigende Ölpreise + fallender EUR/USD + steigende US-Indizes = steigender DAX“ gilt auch heute noch.

Ölpreise und Euro geben dem DAX bereits wieder grünes Licht

Nach einem Rücksetzer machen sich die Ölpreise bereits seit Dienstag auf, ein neues Trendhoch zu markieren (grüne Ellipse). Ein solches würde den Ausbruch aus dem Abwärtstrend nachhaltiger bestätigen.



Der Euro ist seit seinem Ausbruchsversuch und dem Zwischenhoch bei 1,16163 USD hingegen wieder deutlich zurückgekommen (rote Ellipse).



Demnach hat der DAX mittlerweile von zwei Seiten grünes Licht erhalten. Es fehlt also noch ein Faktor, damit die eingangs genannte Gleichung aufgeht.

US-Indizes hängen an wichtigen Widerständen fest

Die US-Indizes spielen bislang nicht mit! An den wichtigen Widerständen (im S&P500 z.B. die Flaggenformation) gelingt einfach kein nachhaltiger Ausbruch. (roter Pfeil).



Doch solange nicht alle drei Faktoren der linken Seite der Gleichung erfüllt sind, wird sich die Formel nicht zu Gunsten des DAX auflösen.

So einfach kann Börse manchmal scheinbar sein, wenn man sie, um bei Floskeln aus der Mathematik zu bleiben, auf einen gemeinsamen Nenner herunterbricht. Das große Aber dabei: Es ist zwar aktuell nicht schwer zu erkennen, unter welchen Bedingungen der DAX wieder steigen kann, es ist aber schwer zu erkennen, wann diese Bedingungen wieder alle gemeinsam erfüllt sein werden.

Ölpreise sind ein wichtiger Faktor der Gleichung

Diverse andere Belastungsfaktoren wurden bereits gestern in der Börse-Intern angesprochen. Darunter war auch die noch offene Frage, ob die Erholung der Ölpreise nachhaltig ist oder sich die Probleme der Ölindustrie bald wieder verschärfen. Aktuell tendieren die Ölpreise zwar wieder nach oben, dennoch brechen den Ölfirmen nach wie vor aufgrund des immer noch relativ niedrigen Ölpreises die Einnahmen weg. Die Folge ist eine beachtliche Pleitewelle – vor allem in der jungen Fracking-Industrie. So sahen sich bislang 59 Öl- und Gasfirmen gezwungen, einen Antrag auf Gläubigerschutz zu stellen.

Und dies betrifft nicht nur die Ölfirmen selbst, sondern auch der Bankensektor wird in Mitleidenschaft gezogen (siehe auch „Börse-Intern“ vom 15. April). Dazu möchte ich Ihnen heute einmal im Rahmen der noch laufenden US-Bilanzsaison einmal konkrete Zahlen nennen:

Bei der US-Großbank Wells Fargo stieg zum Beispiel das Volumen der als problematisch eingestuften Darlehen im Zusammenhang mit der Öl- und Gasindustrie im ersten Quartal auf knapp 30 Milliarden Dollar. Ende 2015 lag dieser Wert noch bei 18,5 Milliarden Dollar. Das ist ein Anstieg um 62 Prozent innerhalb von drei Monaten!

Bei der größten US-Bank JP Morgan hat sich das Volumen an notleidenden Krediten an die Öl- und Gasindustrie im ersten Quartal 2016 sogar mehr als verdoppelt. Allerdings liegt deren Summe nur bei 9,7 Milliarden Dollar, also nur bei einem Drittel des Umfangs von Well Fargo.

Die Rating-Agentur Fitch rechnet damit, dass im laufenden Jahr elf Prozent aller bonitätsschwachen Unternehmensanleihen aus diesem Sektor notleidend werden. Das entspricht einem Anleihevolumen von bis zu 46 Milliarden US-Dollar.

Fazit

Diese Zahlen belegen, wie wichtig der Faktor „steigende Ölpreise“ in der oben genannten Gleichung ist. Sie sind ein Hinweis darauf, wie alles unmittelbar zusammenhängt. Ohne stabile oder steigende Ölpreise werden die US-Indizes angesichts der Risiken im Ölsektor wohl nicht zulegen können. Wenn sowohl die Ölpreise als auch die US-Indizes steigen, kann es aber immer noch sein, dass, wenn der Euro stark steigt, der DAX den Anstieg der US-Indizes nicht im gleichen Maße umsetzen wird.

Es gilt also, die Schaukelbörse abzuwarten und erst dann in Trendrichtung neu einzusteigen, wenn die Gleichung zugunsten des DAX oder auch für klar fallende Kurse aufgeht. Alles was derzeit zwischen grob 10.400 und 9.500 Punkten passiert, muss man als Pendeln um die 10.000er Marke und damit eher zufällige Kursbewegung hinnehmen.

Viele Grüße

Ihr

Sven Weisenhaus
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