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Um 6,9% ist der DAX im Wochenverlauf angesprungen. Der Nikkei sogar um 8,5%. Und der Dow Jones sowie auch der S&P 500 haben diese Woche mehrere Allzeithochs erreicht. Es läuft so ziemlich alles im Sinne der Börsianer, könnte man meinen. Schauen wir uns die einzelnen Entwicklungen einmal näher an.
BANKENKRISE ITALIENS BEHERRSCHBAR Das Kreditgeschäft boomt in Italien, Banken kommen ihrer gesellschaftlichen Pflicht, Kredite auszugeben, reichlich nach. Leider gibt es immer mehr Schwarze Schafe unter den Kreditnehmern, in Italien werden derzeit Kredite im Volumen von 360 Mrd. Euro nicht mehr bedient. Sprich: die Schuldner zahlen nicht einmal mehr die Zinsen darauf. 200 Mrd. Euro davon gelten als verloren, da die Schuldner bereits Insolvenz angemeldet haben. Allein 47 Mrd. Euro dieser faulen Kredite liegen bei der ältesten Bank der Welt, der Banca Monte dei Paschi. 23 Mrd. davon hat sie bereits abgeschrieben. Es gilt als fraglich, ob sie weitere Abschreibungen verkraften würde. Noch im vergangenen Jahr hätte die italienische Regierung nun einfach ein paar Milliarden Euro nehmen und den bedrohten Banken eine Kapitalerhöhung aus Staatsmitteln verordnen können. Doch Banken mit Staatsgeldern zu retten, bevor Aktionäre als auch Sparer in Anspruch genommen wurden, ist seit dem neuen europäischen Insolvenzrecht "eigentlich" verboten. Zuerst müssen die Aktionäre bluten, dann werden Sparer mit Spareinlagen über 100.000 Euro belastet. Erst danach darf der Staat zu Hilfe kommen. Im vergangenen Herbst war dieses Verfahren an vier Kleinbanken in Italien ausprobiert worden. 360 Mio. Euro wurden so eingeholt. Die Folge waren Tumulte auf den Straßen bis hin zu einem Selbstmord. Diese Bilder sind Matteo Renzi durchaus präsent, das Ausmaß der Tumulte infolge entsprechender Aktionen im Rahmen der nunmehr deutlich größeren Kreditausfälle mag er sich gar nicht vor Augen führen. Doch es gibt ein Hintertürchen, wie Angela Merkel gestern erkennen ließ: "zur Abwendung einer schweren Störung der Volkswirtschaft eines Mitgliedstaats und zur Wahrung der Finanzstabilität" darf der Staat durchaus helfend eingreifen, ohne Aktionäre und Sparer zuvor zu belasten. Doch dazu muss zunächst das Ausmaß der Bedrohung festgestellt werden. Ende Juli werden die Ergebnisse des Banken-Streßtests veröffentlicht. Wir können davon ausgehen, das dort die notwendigen Belege zu finden sein werden. Na also, die Bankenkrise in Italien ist seit Merkels Hinweis von gestern also beherrschbar. BREXIT BEHERRSCHBAR Gestern ist Theresa May in die Downing Street eingezogen. Premierminister David Cameron hat seinen Hut genommen, sein angerichtetes Chaos darf nun eine Frau aufräumen, für die der Begriff "eiserne Lady" eine Schmeicheleinheit sein soll. Man spricht von "Stahl" als passenderem Metall. Theresa May wird also die Austrittsverhandlungen Kleinbritanniens mit der EU leiten. Natürlich Fordern EU-Mitglieder nun eine schnelle Trennung. Natürlich nimmt sich May die nötige Zeit, um sich sorgfältig auf die Verhandlungen vorzubereiten. Natürlich fordern EU-Mitglieder, es dürfte keine Besserstellung Kleinbritanniens gegenüber anderen Nicht-EU-Mitgliedern geben. Natürlich ist Kleinbritannien aber der wichtigste Handelspartner der EU-Länder außerhalb der EU und wird allein dadurch in beiderseitigem wirtschaftlichen Interesse sehr gute Konditionen aushandeln können. Meine Einschätzung: Im Rahmen der Austrittsverhandlungen wird die britische Wirtschaft, und mit ihr die britische Börse, noch kräftig leiden. Doch befreit von den EU-Fesseln wird Kleinbritannien sehr schnell wieder auf den Wachstumspfad zurückkehren und durch überfällige Strukturreformen gestärkt aus dem Prozess hervorgehen. Mal sehen, vielleicht bleiben dann Schottland und Nordirland ja sogar dabei, so dass ich wieder von "Groß"britannien schreiben kann. Heute hat die Bank of England zur Überraschung vieler doch keine geldpolitische Lockerung verkündet, der Leitzins wurde heute wider Erwarten nicht gesenkt. Man wolle zunächst die wirtschaftliche Entwicklung in Folge der brexit-Entscheidung abwarten, bevor man tätig wird, so das begleitende Protokoll. Ich werte das als erste Bestätigung meiner Einschätzung, dass der Brexit nicht so schlimm für England wird, wie weithin behauptet. ABENOMICS KÖNNEN FORTGESETZT WERDEN In Japan gab es zum Wochenstart Wahlen, die Premierminister Shinzo Abe den Rücken stärkten. entsprechend hat er im Anschluss verkündet, seine lockere Geldpolitik noch weiter auszuweiten. Nun wartet man in Japan auf weitere geldpolitischen Maßnahmen der Bank of Japan, die Aktien haussieren. SELEKTIVE WAHRNEHMUNG DER US-NOTENBANK In den USA sind die versprochenen Zinsanhebungen in weite Ferne gerückt. Der Grund ist in einem Konjunkturmosaik zu finden: die Arbeitsmarktdaten für den Monat Mai. Diese waren vor vier Wochen deutlich schlechter ausgefallen als erwartet und schnell hat die Fed von ihren Zinsanhebungsabsichten Abstand genommen. Seither gab es eine ganze Reihe positiver Konjunkturmosaiksteinchen, zuletzt sogar die Arbeitsmarktdaten für den Monat Juni, die bewiesen, dass die Mai-Daten ein einmaliger Ausrutscher waren. Doch davon möchte die Fed nichts wissen, sie bleibt bei ihrer lockeren Haltung, was die Aktienbörsen sehr erfreut. Entsprechend haben Dow Jones und S&P 500 inzwischen Allzeithochs erreicht. WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES INDIZES (13.07.2016) | Woche Δ Dow Jones: 18.505 | 3,4% DAX: 10.068 | 6,9% Nikkei: 16.385 | 8,5% Shanghai A: 3.197 | 1,2% Euro/US-Dollar: 1,11 | 0,4% Euro/Yen: 117,32 | 5,4% 10-Jahres-US-Anleihe: 1,53% | 0,14 Umlaufrendite Dt: -0,22% | 0,03 Feinunze Gold: $1.332 | -1,9% Fass Brent Öl: $47,24 | 1,3% Kupfer: 2.244 | 5,4% Baltic Dry Shipping: 726 | 3,9% Der Yen ist nach der Ankündigung Abes, weiterhin eine lockere Geldpolitik zu fahren, eingebrochen. Gegenüber dem Euro gab er 5,4% ab. Das ist der Nährboden für den heftigen Kurssprung um 8,5% im Nikkei, dem Aktienindex des Exportlandes Japan. Der Absicherungsbedarf ist bei den Anlegern deutlich zurück gegangen. Anleiherenditen stiegen infolgedessen wieder leicht an. Die Feinunze Gold gab 1,9% ab. Konjunktursensible Indikatoren hingegen wie das Kupfer (+5,4%) und auch der Baltic Dry Verschiffungsindex (+3,9%) spiegeln den gestiegenen Risikoappetit der Anleger deutlich wider. | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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