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In den vergangenen zwei Wochen ist der DAX um 1,1% gefallen. Als Korrektur würde ich das nach den zuvor erzielten +17% nicht bezeichnen, eher als Verschnaufpause. Ich habe gesehen, dass eine ganze Reihe von Halbleiterunternehmen gut gelaufen sind: Angefangen von Skyworks Solutions über Broadcom, Texas Instruments, Cypress Semiconductor bis hin zu Nvidia. Ich werte das als erste Anzeichen, dass das Internet der Dinge (IoT) wieder in Mode kommt.
Aber auch dafür, das der Hang zur Sicherheit, die Suche nach Dividendenaktien, etwas nachlässt. China hat in den vergangenen Wochen gute Konjunkturdaten vermeldet, in den USA steht eine Zinsanhebung an und in Europa hält sich die Konjunktur auf niedrigem Niveau erstaunlich robust trotz Brexit. Auch der Goldpreis ist zurück gekommen. Es bleibt spannend, ob und wie die US-Notenbank den Ausstieg aus der Niedrigzinsphase bewerkstelligt. Gestern und heute tagen die weltweit wichtigsten Notenbanker und Geldpolitiker gemeinsam mit einer auserlesenen Riege an Akademikern in Jackson Hole, am südlichen Zipfel des Yellowstone Nationalparks. Diese jährliche Veranstaltung ist dafür bekannt, dass Notenbanker dort ihre Strategie überdenken, diskutieren und gegebenenfalls anpassen. Mit entsprechender Spannung wird die Rede von Janet Yellen heute Nachmittag erwartet. Die US-Notenbankchefin könnte Hinweise auf das Timing der angekündigten Zinsanhebungen geben. Und wie immer gilt: Sollten Zinsanhebungen in naher Zukunft in Aussicht gestellt werden, dürften die Aktienmärkte mit einem Ausverkauf reagieren. In der Regel hält sich Yellen mit konkreten Aussagen zurück und versteckt sich hinter der Aussage, man müssen zu gegebener Zeit unter Berücksichtigung der dann aktuellen Daten entsprechend entscheiden. Das bedeutet in diesem Fall, bei der nächsten Notenbanksitzung Mitte September wird entschieden. Doch vielleicht gibt die akademisch geprägte Notenbankerin einen Einblick in ihre Strategie für die kommenden Monate. Das könnte dann zu entsprechenden Reaktionen führen. Die Konjunkturdaten Europas der vergangenen Wochen waren durchwachsen und somit vor dem Hintergrund des Brexits erstaunlich robust. Während der GfK-Einkaufsmanagerindex hinter den Erwartungen zurückblieb und insbesondere der Ifo-Geschäftsklimaindex einbrach, zeigte sich der GfK-Konsumklimaindex sehr stark. Sprich: Einkäufer halten sich zurück, das Management ist skeptisch aber die Bürger kaufen was das Zeug hält. Die Industrie schnürt den Gürtel enger und stellt sich auf schwere Zeiten ein während der Konsument noch freudig einkauft. Schauen wir uns einmal die Veränderung der wichtigsten Indizes im Vergleich zu vor zwei Wochen (vor meinem Urlaub) an: WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES INDIZES (25.08.2016) | Woche Δ Dow Jones 18.448 -0,2% DAX 10.530 -1,1% Nikkei 16.368 -2,2% Shanghai A 3.214 1,7% Euro/US-Dollar 1,13 1,0% Euro/Yen 113,42 0,2% 10-Jahres-US-Anleihe 1,58% 0,05 Umlaufrendite Dt -0,22% 0,02 Feinunze Gold $1.324 -1,7% Fass Brent Öl $49,42 11,5% Kupfer 2.095 -3,5% Baltic Dry Shipping 718 13,8% Der Ölpreis ist um 11,5% auf 49,42 USD(Fass Nordseeöl angesprungen. Nachdem der Ölpreis im Juli um 20% eingebrochen war erfolgte nun ein ebenso schneller Anstieg bis fast auf das ursprüngliche Niveau. Gerüchte um eine mögliche Einigung der OPEC mit dem Iran beflügeln den Ölpreis. Wir erinnern uns: Zum Jahresbeginn hatten sich Saudi Arabien und Russland um den Iran bemüht. Man wollte die Fördermenge auf dem aktuellen Niveau einfrieren und dann kürzen, um den Ölpreis zu stabilisieren. Der Iren, der nach einigen Jahren Wirtschaftssanktionen gerade erst seine Ölförderung wieder hochfuhr, lehnte ab, nahm nicht einmal an dem Treffen in Doha teil. Für Ende September wurde nun ein informelles Treffen der OPEC in Algier einberufen und der Iran hat seine Teilnahme zugesagt. Inzwischen ist die Ölförderung im Iran wieder auf einem deutlich höheren Niveau als vor sechs Monaten und somit ist die Ausgangslage des Irans in den Verhandlungen wesentlich besser, wenn es um man mit den aktuellen Fördermengen als Ausgangslage argumentiert. Ich erhalte immer wieder unterschiedliche Aussagen über den Minimuspreis, den kanadische Schieferölproduzenten sowie US-Fracking-Produzenten benötigen, um kostendeckend zu fördern. Doch die meisten Preise pendeln so zwischen 40 und 50 USD/Fass WTI, also durchaus auf dem aktuellen Preisniveau. Damit ist davon auszugehen, dass auf dem amerikanischen Kontinent wieder gefördert wird, und zwar nicht wenig. Das belegen auch die Zahlen der eingesetzten Fördertürme. Wir haben also eine hohe Fördermenge an Öl und dennoch kann sich der Ölpreis über 40 USD/Fass WTI halten. das allein ist schon ein Zeichen des Vertrauens in die weltweite Konjunkturentwicklung. Wenn nun tatsächlich Ende September in Algier eine Einigung der OPEC gefunden wird, das wäre dann wieder erstmals seit vielen Jahren der Fall, dann sollte der Ölpreis deutlich höher steigen, ich habe hier die 70 USD/Fass im Blick. Scheitern die Verhandlungen jedoch erneut, dann dürfte es auch nochmals deutlich unter 40 USD/Fass gehen. Aktuell geben Anlegern dem Treffen zumindest hohe Einigungschancen, denn der Ölpreis notiert nah seinem 12-Monatshoch. Der chinesische Shanghai-Index ist um 1,7% angestiegen, der Baltic Dry Verschiffungsindex um 13,8%. In Kapitel 04 gehe ich näher auf die Bedeutung dieses Anstiegs ein. | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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