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Sehr verehrte Leserinnen und Leser,
für den DAX wird es in dieser Woche spannend. Er könnte zunächst seine extrem enge Seitwärtsbewegung der vergangenen Tage (siehe Börse-Intern vom 13.01.2017) fortsetzen, wobei es im Wesentlichen drei Ereignisse sind, die bewirken, dass die Anleger weiterhin vorsichtig sind: die EZB-Sitzung am Donnerstag und der Verfallstag bzw. die Amtseinführung von Donald Trump am Freitag. Warum die EZB-Sitzung doch noch Überraschungspotenzial bietet Ein vierter Termin könnte immerhin für kurzfristige Turbulenzen sorgen: die Grundsatzrede zum Brexit von Großbritanniens Premierministerin May am morgigen Dienstag. Allerdings wird hier bereits eine harte Gangart erwartet. Daher sollten nur besonders harsche oder moderate Töne zu Kursausschlägen führen, die jedoch nur von kurzer Dauer sein dürften. Viel wichtiger ist aber die EZB-Sitzung am Donnerstag. Diese sollte eigentlich ein Non-Event sein – schließlich hatte die EZB erst im Dezember das Anleihekaufprogramm verlängert und kann nun erst einmal abwarten. Aber im Dezember stieg die Inflation stärker als erwartet (1,1 % statt 1,0 %). In Deutschland gab es statt der erwarteten 1,3 bis 1,4 % sogar ein sattes Plus von 1,7 %. Das sind jeweils die höchsten Werte seit mehr als drei Jahren. Natürlich wird die EZB daraufhin keine neuen Beschlüsse treffen. Sie wird vielleicht sogar versuchen, diese Entwicklung als Erfolg ihrer bisherigen Maßnahmen darzustellen. Dennoch wird Mario Draghi sich vermutlich Fragen stellen müssen, ob die Inflation – z.B. bei weiter steigenden Ölpreisen – nicht bald über das angestrebte Ziel hinausschießen kann. Und zudem stellt sich die Frage, wie die EZB den unterschiedlichen Inflationsraten in den einzelnen Mitgliedsländern wirksam begegnen will. Besonders brisant: Nach der EZB-Sitzung folgt der Verfallstag Es wird also darauf ankommen, wie überzeugend seine Antworten auf derartige Fragen sind. Die Rentenmärkte sind jedenfalls hochgradig angespannt. Dort könnte es leicht zu einem kräftigen Kursrutsch kommen, wenn die Anleger die Äußerungen verwirrend finden. Einbrechende Anleihekurse bedeuten aber steigende Renditen, wodurch die Attraktivität von Anleihen gegenüber Aktien weiter zunehmen würde. Daher könnten Turbulenzen am Anleihemarkt auch Auswirkungen auf die Aktienmärkte und damit auf den DAX haben. Bis zur EZB-Sitzung dürften die Anleger daher in gespannter Erwartung verharren. Und wenn es auch nach der EZB-Sitzung ruhig bleibt, dann wird der DAX bis zum Verfallstag am Freitag in seiner bisherigen engen Spanne dahindümpeln. Darauf deutet jedenfalls die Verfallstagsanalyse hin: Unsere Verfallstagprognose für Freitag In der Kursspanne der vergangenen Tage von 11.500 bis 11.600 Punkten (siehe gelbe Markierung) liegen die beiden größten Call-Positionen (blau) sowie die beiden größten Put-Positionen (rot) im weiteren Kursbereich. Ähnlich große Puts finden sich erst wieder bei 11.300 und 11.000 Punkten, eine größere noch weiter weg bei 10.800 Punkten. Oberhalb von 11.600 Punkten befinden sich dagegen überhaupt keine Puts nennenswerter Größe mehr. Aus Sicht der Stillhalter ist damit zumindest eines klar: Höhere DAX-Kurse möchten sie nach Möglichkeit nicht mehr zulassen. Dann würden weitere Calls ins Geld laufen. Damit ist der DAX bis zum Verfallstag faktisch bei 11.600 Punkten gedeckelt. Aber auch an tieferen Kursen haben die Stillhalter eigentlich kein Interesse. Bis 11.300 Punkte finden sich nur noch ein paar kleinere Calls, die neutralisiert werden könnten. Aber bis dahin würden die beiden großen Put-Positionen bei 11.500 und 11.600 Punkten kräftig ins Geld laufen und den Stillhaltern Verluste bescheren. Mit Blick auf die Verfallstagspositionierungen ist daher klar: Der DAX sollte idealerweise bis zum Verfallstag am Freitag weiter in seiner bisherigen engen Spanne dahindümpeln. Dank der EZB-Sitzung (siehe oben) könnte dies auch aus „nachrichtentechnischen“ Gründen so kommen. Diesmal gibt es sogar Unterstützung aus den USA Die große Unbekannte in dieser Rechnung ist natürlich die Richtung der US-Märkte in diesem Zeitraum. Aber auch hier könnte der DAX zufälligerweise Unterstützung erhalten. Denn ebenfalls am Freitag steht die Amtseinführung von Donald Trump als US-Präsident an. Eigentlich ist das eher ein protokollarischer Akt. Aber Trump hat im Vorfeld mehrfach angekündigt, an seinem „ersten Tag“ bereits weitreichende Entscheidungen treffen zu wollen. Es könnte also sein, dass auch die US-Anleger erst einmal die Köpfe einziehen und ebenfalls abwarten. Dann hätte der DAX tatsächlich die Chance, seine nervige Seitwärtsbewegung fortzusetzen. Lassen Sie sich also nicht verunsichern oder zu unüberlegten Handlungen verleiten, wenn es so kommt. Insbesondere Day-Trader sollten weiterhin vorsichtig agieren. Die aktuell geringe Volatilität führt zu vielen Fehlsignalen und die Kursspannen sind häufig zu klein, um profitabel agieren zu können. Weniger ist jetzt also mehr! Die gute Nachricht für entnervte Trader! Aber es gibt auch Hoffnung! Falls es doch zu einem nachhaltigen Ausbruch aus der aktuellen Seitwärtsspanne kommt (z.B. nach der EZB-Sitzung), dann dürfte die nachfolgende Trendbewegung sehr dynamisch sein. Das ist zwar ein bekanntes Phänomen nach derart engen Bewegungen, aber in diesem Fall gibt es einen zusätzlichen Katalysator: den Verfallstag. Auch das ist regelmäßigen Lesern der Börse-Intern längst bekannt: Wenn es im Vorfeld des Verfallstags zu dynamischen Ausbrüchen aus der Zielzone der Stillhalter kommt, dann verstärken deren Absicherungsmaßnahmen diese neue Bewegung zusätzlich. Mit anderen Worten: Wenn der DAX bis zum Freitag die 11.600er Marke überwindet oder unter die 11.500er Marke fällt, dann könnten schnell mehrere hundert Punkte überwunden werden. Seien Sie also in den nächsten Tagen besonders aufmerksam! Mit besten Grüßen Ihr Torsten Ewert | ||
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