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In ihrer gestrigen Rede bestätigte Fed-Chefin Janet Yellen, in diesem Jahr wie vorgesehen weitere Zinserhöhungen vorzunehmen. Sie bekräftigte die Ansicht, dass die US-Wirtschaft auf Kurs ist und steigende US-Zinsen daher angemessen seien (siehe dazu auch „Donald Trump übernimmt eine boomende US-Wirtschaft“). Yellen gab auch erneut das längerfristige Ziel aus, den Leitzins bis zum Ende des Jahrzehnts in mehreren Schritten auf drei Prozent zu steigern.
Drei Zinsanhebungen pro Jahr Sowohl 2015 als auch 2016 hatte die Notenbank nur jeweils im Dezember einen Schritt um einen Viertelprozentpunkt nach oben gewagt. Dadurch stieg der Leitzins bislang vom Tief bei 0,00 bis 0,50 auf eine Spanne von aktuell 0,5 bis 0,75 Prozent. Für 2017 wurden bereits drei Schritte in Aussicht gestellt. Um das 3-Prozent-Ziel zu erreichen, müssten auch in den Jahren 2018 und 2019 jeweils drei Zinsanhebungen erfolgen. Typisches Überdramatisieren der Medien Wenn Sie heute in den Medien gehört oder gelesen haben, dass Janet Yellen mit der gestrigen Rede schnellere Zinserhöhungen eingeleitet hat, dann können Sie das getrost vergessen. Die US-Notenbank hat stets einen graduellen Zinsanstieg angestrebt. Bislang hat sie diesen aufgrund diverser Probleme in 2016 lediglich immer weiter hinauszögern müssen. Doch mit dem aktuellen 3-Prozent-Ziel bis Ende 2019 hat sie den längst geplanten Pfad nun weiter vorgezeichnet. Wird der US-Dollar zu stark? Yellen ging auch auf die jüngsten Aussagen Donald Trumps ein, wonach der US-Dollar zu stark sei. Die Fed-Chefin sagte, sie gehe zwar davon aus, dass der Höhenflug des Dollar den Exporteuren weiter zu schaffen machen werde, insgesamt würde der Wirtschaftsaufschwung aber dennoch anhalten. Sie warnte daher auch vor einem zu zögerlichen geldpolitischen Kurs. Dieser könne sich „bitter rächen“, wenn die Notenbank dadurch letztlich gezwungen sei, aggressiver ans Werk zu gehen. Denn das könnte wiederum dazu führen, dass die USA in eine Rezession abrutschen. Geldpolitik ist noch lange expansiv Trotz des geplanten Zinspfades bleibt der Fuß auf dem Gaspedal, „da wir sichergehen wollen, dass der Aufschwung stark genug bleibt, um Störfeuer von außen zu widerstehen“, betonte Yellen. Dieses Vorgehen empfehle sich auch deshalb, da es aufgrund der noch extrem niedrigen Zinsen kaum Spielraum für Zinssenkungen gibt. Zur Politik des künftigen US-Präsidenten Donald Trump, der am Freitag vereidigt wird, äußerte sich Yellen nicht. EZB bleibt ebenfalls auf Kurs Auch die Europäische Zentralbank (EZB) hat bekanntgegeben, an ihrem eingeschlagenen geldpolitischen Kurs unverändert festzuhalten. Die Märkte hatten mit dieser Entscheidung gerechnet, da die EZB erst im Dezember ihr Kaufprogramm für Anleihen und andere Wertpapiere um neun Monate bis mindestens Ende 2017 verlängert hat, wobei sie von April an allerdings monatlich nur noch 60 Milliarden Euro statt 80 Milliarden Euro in den Markt pumpen wird. Auf Nachfrage der Reporter teilte EZB-Chef Mario Draghi auf der heutigen Pressekonferenz mit, dass ein Tapering erneut nicht diskutiert wurde. Und die leichte Reduzierung der monatlichen Käufe seit nicht als Tapering, sondern als leichte Adjustierung zu verstehen. Kein Tapering trotz anziehender Inflation Gerade in Deutschland war jüngst der Druck auf die EZB gestiegen, angesichts der anziehenden Inflation (wir berichteten) eine Normalisierung der Geldpolitik einzuleiten. Doch aus Sicht der EZB ist die Inflation zwar zuletzt gestiegen, der zugrundeliegende Inflationsdruck jedoch weiter schwach. Die steigende Inflation sei weitgehend auf höhere Energiepreise zurückzuführen, so EZB-Chef Mario Draghi auf der heutigen Pressekonferenz. Die Inflation war in Deutschland im Dezember auf 1,7 Prozent angestiegen und erreichte damit schon fast das EZB-Ziel von 2 Prozent. Auch im Euroraum hatte die Inflation im Dezember einen kräftigen Sprung gemacht und war mit 1,1 Prozent so kräftig gestiegen wie seit mehr als drei Jahren nicht mehr. (Quelle: Eurostat) Allerdings entwickelt sich die Inflation in den einzelnen Ländern der Eurozone sehr unterschiedlich: (Quelle: Eurostat) Und insgesamt ist sie mit 1,1 Prozent noch weit vom EZB-Ziel entfernt. Da sich der aktuelle Anstieg mit dem Basiseffekt durch die steigenden Ölpreise erklärt (siehe dazu Börse-Intern vom 01.06.2016), wird sich daran so schnell auch nichts ändern. Die Kölner Privatbank Sal. Oppenheim kommt in einer Untersuchung zu dem Ergebnis, dass selbst bei einem weitergehenden Ölpreisanstieg auf 70 US-Dollar das EZB-Ziel in diesem Jahr noch verfehlt wird (rechte Grafik). Auch in den USA hat der Anstieg der Ölpreise zunächst nur einen vorübergehenden Effekt, wenn auch auf einem etwas höheren Niveau (linke Grafik). Aber genau deswegen strebt die US-Notenbank ja auch bereits Zinsanstiege an, während die EZB eben noch zurückhaltend und abwartend agiert. Fazit Bezogen auf die vorangegangenen Ausgaben der Börse-Intern, wo ich stets auch die möglichen Konsequenzen für den DAX betrachtet habe, lässt sich nun sagen: Von Seiten der Notenbanken dürfte es auf absehbare Zeit keine Überraschungen geben. Insofern bleibt von dieser Seite eine Wirkung auf den DAX aus, weshalb er eher von anderen Themen beeinflusst werden dürfte - wie zum Beispiel den ersten Maßnahmen von Donald Trump, der morgen als US-Präsident vereidigt wird, oder die laufende Berichtssaison. Auf die Notenbanken brauchen Sie dagegen vorerst nicht zu achten, was die Börsenwelt zumindest ein wenig vereinfacht. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage Ihr Sven Weisenhaus www.stockstreet.de PS: Kürzlich wurde ich vom WDR zum Börsengang der RWE-Tochter innogy und den Zukunftsperspektiven des Unternehmens befragt. Teile des Interviews wurden nun in einem aktuellen Bericht der Sendung "Lokalzeit" eingebunden, die kürzlich ausgestrahlt wurde. Die Sendung ist online abrufbar. Klicken Sie dazu einfach HIER oder auf das Bild. Der Bericht beginnt ab Minute 15:09 | ||
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