Beitrag gelesen: 2122 x |
||
Ereignisreiche Woche lässt Anleger verunsichert zurück.
Großbritannien will einen harten Brexit – so hat es Premierministerin Theresa May in ihrer Grundsatzrede am Dienstag deutlich gemacht. Das würde bedeuten, dass Großbritannien aus dem EU-Binnenmarkt und der Zollunion aussteigen wird, um dabei auch die Kontrolle über die eigenen Grenzen zurückzugewinnen. Allerdings soll die europäische Gemeinschaft der wichtigste Partner bleiben, was für Erleichterung an den Märkten sorgte. Der DAX drehte bereits während des Statements von seinem Tagestief bei 11.425 wieder nach oben. Das Pfund Sterling, das nach den Medienberichten am Montag auf den tiefsten Stand seit drei Monaten gefallen war, erholte sich wieder und lag schon im Vorfeld der May-Rede ein Prozent im Plus bei 1,2160 Dollar. Dabei halfen auch überraschend hohe britische Inflationsdaten. Am Donnerstagnachmittag lag das Pfund Sterling bei 1,2331 US-Dollar. Die Rede von US-Notenbankchef Janet Yellen am Mittwochabend spielte hingegen kaum eine Rolle. Die Vorsitzende der amerikanischen Notenbank erwartet, dass der US-Leitzins „ein paar Mal“ pro Jahr angehoben wird. Für dieses Jahr signalisierte die Fed bisher drei Zinsanhebungen. Dies sorgte im freien Handel für steigende Renditen bei Staatsanleihen, während die Kurse im Gegenzug unter Druck gerieten. Schließlich hielten sich die Anleger am Markt mit Blick auf die Sitzung der EZB am Donnerstag und die Amtseinführung des neuen US-Präsidenten Donald Trump am Freitag eher zurück. Der Rat der EZB hat seine Geldpolitik wie erwartet unverändert gelassen. Der Hauptrefinanzierungssatz bleibt bei 0,00 Prozent, der Spitzenrefinanzierungssatz bei 0,25 Prozent und der Satz für Bankeinlagen bei der EZB bei minus 0,40 Prozent. Zudem bestätigte die EZB ihre Prognose, dass die Leitzinsen für längere Zeit und zwar weit über das Ende der Wertpapierkäufe hinaus auf dem aktuellen oder einem niedrigeren Niveau bleiben werden. Die Wertpapierkäufe sollen laut aktueller Mitteilung zunächst bis Ende 2017, auf jeden Fall aber so lange dauern, bis der EZB-Rat eine nachhaltige Korrektur der Inflationsentwicklung erkennt, die mit dem Inflationsziel im Einklang steht. Zuletzt betrug die Inflationsrate im Euroraum 1,1 Prozent, das mittelfristige Ziel liegt bei knapp 2 Prozent. Auch am Rohstoffmarkt gab es Bewegung. Der Preis für die Feinunze Gold verteidigte auch nach den Aussagen Mays das Kursniveau über 1.200 Dollar, allerdings bröckelte der Kurs nach den Aussagen von Janet Yellen leicht. Der Ölpreis legte zunächst aufgrund Aussagen Saudi-Arabiens deutlich zu: Der weltgrößte Erdöl-Exporteur hatte erklärt, sich strikt an die vereinbarte Förderkürzung halten zu wollen. Zur Wochenmitte geriet der Preis jedoch wegen eines steigenden US-Angebots unter Druck: Die Nordseesorte Brent verbilligte sich am Donnerstag wieder bis auf 54,10 Dollar pro Barrel. Bundesanleihen Deutsche Staatsanleihen mussten in dieser Woche Kursverluste hinnehmen. Der richtungweisende Euro-Bund-Future fiel unter die Marke von 163 Punkten auf zuletzt 162,94 Zähler. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe steigt weiter bis auf 0,39 Prozent am Donnerstagnachmittag. Italien ging mit einer neuen 15-jährigen Staatsanleihe an den Start, die von Investoren beherzt aufgegriffen wurde. In der frühen Vermarktungsphase sind Orderbekundungen in Höhe von 18 Milliarden Euro vorgelegt worden. Geschlossen wurde das Orderbuch beim Stand von 21,3 Milliarden Euro. Auch Portugal konnte mit einem Sechsmonatspapier am Geldmarkt mehr Volumen realisieren, als zunächst gedacht. Gesammelt wurden 1,75 Milliarden Euro, geplant waren 1,25 bis 1,5 Milliarden Euro. Schließlich griffen Investoren auch nach einem neuen zehnjährigen Bond der Türkei. Diese lockt mit einer Rendite von 6,15 Prozent. Der türkische Staat hat mit der Anleihe 2 Milliarden US-Dollar eingesammelt. Anlegertrends Reger Handel mit der neuen Commerzbank-Anleihe Absoluter Umsatzspitzenreiter war an der Börse Stuttgart die neue Tieranleihe der Commerzbank (WKN: CZ40LW). In den ersten Handelstagen wurden bereits über 36 Millionen Euro umgesetzt. Verzinst wird die Anleihe mit 4,0 Prozent p.a. Die Besonderheit dieser Anleihe ist, dass sie nachrangig ist: Im Verwertungsfall stehen die Anleihegläubiger dieses Bonds nicht an erster Stelle der Rangfolge. Die Rückzahlung soll am 30.03.2027 erfolgen. Ab einer Mindeststückelung von 1.000 Euro nominal kann die 500 Millionen Euro-Anleihe gehandelt werden. Die Ratingagentur S&P vergibt die Ratingnote BBB-. Neuemission von HeidelbergCement stößt auf positive Resonanz Die Finanztochter des Baustoffunternehmen HeidelbergCement hat eine 750 Millionen Euro Anleihe begeben (WKN: A19BPE). Der Kupon wurde für die vierjährige Laufzeit auf 0,5 Prozent p.a. festgelegt. Der Emittent hat sich in den Anleihebedingungen ein Kündigungsrecht eingeräumt: Die Make Whole Call Option bis zum 18.11.2020 unter Zahlung einer Prämie von 0,2 Prozent und ab dem 18.11.2020 zu 100,0 Prozent, sprich ohne Prämie, gezogen werden. Die kleineste handelbare Einheit der Anleihe ist 1.000 Euro nominal. Die Ratingagenturen S&P und Moody’s bewerten HeidelbergCement mit BBB- bzw. Baa3. Mit der Übernahme des italienischen Zementunternehmens Italcementi wurde HeidelbergCement weltweit Nummer 1 bei Zuschlagstoffen, Nummer 2 bei Zement und Nummer 3 bei Transportbeton, so der Konzern. Laut Unternehmensangaben wurde durch die Übernahme das Unternehmensprofil gestärkt und die Kreditwürdigkeit verbessert. Insbesondere durch diese Entwicklung erfolgte die Einstufung der Bonität im Investment Grade durch die Ratingagenturen, so das Unternehmen weiter. Lanxess AG weiterhin im Fokus der Anleger Umsatzspitzenreiter bei den Unternehmensanleihen an der Börse Stuttgart war in dieser Handelswoche erneut die Hybridanleihe von Lanxess mit der WKN A2DACG. Der Bond des Spezialchemiekonzerns im Volumen von 500 Millionen Euro läuft bis Dezember 2076 und die Mindeststückelung beträgt 1.000 Euro nominal. Aktuell notiert die Anleihe bei 104,55 Prozent. Börse Stuttgart TV Trotz Trump-Drohung: Anleger erwarten Peso-Erholung Am Devisenmarkt geht’s rund: Der mexikanische Peso leidet unter Trumps Wirtschaftspolitik, das britische Pfund geht mit den Sorgen um einen harten Brexit in die Knie und auch die türkische Lira kennt aktuell nur den Weg gen Süden. Wie reagieren die Anleger in Fremdwährungsanleihen? Kommt es aufgrund der Zinsdifferenz trotzdem zu Käufen? Aktuelle Einschätzungen aus dem Anleihenhandel von Bianca Becker. Quelle: boerse-stuttgart AG | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Bonds weekly die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
|