Beitrag gelesen: 11035 x |
||
Ja, ich weiß, das Allzeithoch im DAX steht bei 12.390 Punkten. es wurde ziemlich genau vor zwei Jahren erreicht, aber nur Intraday. Zum Tagesschluss stand der DAX bei 12.375 Punkten. Je nachdem, wie genau Sie es nun mit diesen Marken nehmen, haben wir das Hoch eingestellt oder eben nicht. Montag früh eröffnete der DAX bei 12.368 Punkten und erreichte nach wenigen Minuten die 12.375 Punkte, um sodann im weiteren Wochenverlauf kontinuierlich unter Verkaufsdruck Punkte abzugeben.
Also egal ob nun 12.390 oder 12.375 Punkte, für mich hat der DAX in dieser Woche eine Rekordmarke erreicht, die viele Anleger zu Gewinnmitnahmen motiviert hat. Und seither wird jede Meldung nach Gründen abgesucht, die einen Verkauf rechtfertigen könnten. So entsteht eine negative Stimmung. Heute Nacht hat Präsident Trump Syrien mit Raketen beschossen und greift damit, anders als Präsident Obama, direkt in den Krieg in Syrien ein. Trump möchte gerne den starken Mann markieren und zeigt, dass er willens und vor allem auch fähig ist, seinen Worten Taten folgen zu lassen. Nachdem sich einige seiner Wahlversprechen nicht so einfach umsetzen lassen (Grenzkontrollen, Abschaffung Obamacare), zeigt er nun, wo er handlungsfähig ist. Dies stärkt nun seine Position in der Auseinandersetzung um Nord Korea, auch hier hat er bereits starke Worte gegenüber China fallen lassen. Doch es zeigt gleichzeitig, wie gefährlich dieser Mann ist, wenn er seine Ideen umsetzen kann: Wir haben nun einen weiteren Krieg mit direkter Beteiligung der USA. An den Finanzmärkte dürfte diese Aktion als Zeichen der Stärke begrüßt werden, wenngleich für heute vermutlich zunächst ein wenig Verunsicherung auf den Kursen lasten wird. Der Dow Jones notiert aktuell 2,4% unter seinem im Februar geschriebenen Allzeithoch. In der kommenden Woche wird sich zeigen, ob wir es mit einer klitzekleinen Verschnaufpause zu tun haben oder ob die Konsolidierung der Kursgewinne seit November das gesamte Frühjahr in Anspruch nimmt. DRAGHI SIEHT KEINE INFLATION EZB Präsident Mario Draghi (Supermario) hat diese Woche seine Einstellung bekräftigt, vorerst die Liquiditätsflutung unvermindert fortzusetzen. Als Beweis für die Richtigkeit seiner Strategie führt er die Inflationsrate an, die, wenn wir den Ölpreisanstieg der vergangenen Monate heraus rechnen, noch immer deutlich unter 2% notiert. Da, wie Sie meinen Ausführungen zum Öl seit einigen Wochen entnehmen können, meiner Einschätzung nach ein weiterer Ölpreisanstieg über 60 USD/Fass unwahrscheinlich ist, dürfte die Inflationsrate in der zweiten Jahreshälfte wieder zurückgehen. Supermario hat also ein Argument ins Feld geführt, das vermutlich nicht zu widerlegen ist. Gleichzeitig zeigen jedoch sämtliche Konjunkturindikatoren wie Arbeitslosigkeit, BIP-Wachstum, Lohnentwicklung, ... eine überaus robuste Entwicklung in Euroland. Die Liquiditätsflutung ist also aus Sicht von Europa gar nicht mehr erforderlich. Ein Blick in die Verfassung der nationalen Konjunkturen zeigt, dass lediglich Italien vielleicht noch ein wenig geldpolitische Unterstützung benötigt, denn Spanien und selbst Frankreich laufen inzwischen rund. Und es liegt in der Natur der Inflation, dass man sie, wenn man nicht sehr frühzeitig gegensteuert, irgendwann nicht mehr einfangen kann. So wenig, wie die lockere Geldpolitik den Konsumenten in einen Kaufrausch versetzen kann, eine lockere Geldpolitik wird nämlich vom Konsumenten häufig als Warnsignal gesehen, so wenig wird eine verspätete Straffung der Geldpolitik konsumfreudige Menschen vom Kaufrausch abhalten, wenn sie sich in einer guten Konjunkturumgebung ihres Jobs sicher sind. Supermario bleibt seiner Linie treu. Wir können nur auf das Ende seiner Amtszeit warten. Erst Anfang 2019 wird er das Zepter weiterreichen, dann hoffentlich an Jens Weidmann, der sich schon langsam warm läuft. Weidmann wird dann die schwere Aufgabe haben, die Inflation unter Kontrolle zu halten. Am Aktienmarkt zeigt sich eine relativ gesunde Entwicklung: Die eine Woche liegen die Finanzaktien vorne, in der nächsten die Logistikaktien, dann wieder die Technologieaktien und diese Woche haben überraschenderweise die Einzelhändler gut abgeschnitten. Schauen wir einmal, wie sich die wichtigsten Indizes im Wochenvergleich entwickelt haben: WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES INDIZES (06.04.2017) Woche Δ Σ '17 Δ Dow Jones 20.698 -0,1% 4,7% DAX 12.231 -0,2% 6,5% Nikkei 18.597 -2,4% -2,7% Shanghai A 3.436 2,2% 5,7% Euro/US-Dollar 1,06 -0,3% 1,1% Euro/Yen 118,11 -1,2% -4,0% 10-Jahres-US-Anleihe 2,35% -0,06 -0,09 Umlaufrendite Dt 0,06% -0,04 0,07 Feinunze Gold $1.251 0,7% 8,6% Fass Brent Öl $54,99 4,0% -3,0% Kupfer 5.870 0,2% 8,2% Baltic Dry Shipping 1.215 -8,2% 30,9% In Deutschland und in den USA laufen die Aktienmärkte seitwärts, während der japanische Nikkei um 2,4% ausverkauft wurde und der chinesische Shanghai A Index um 2,2% klettern konnte. Der japanische Yen hat gegenüber dem Euro und US-Dollar kräftig zugelegt, das belastet natürlich die exportorientierte Wirtschaft Japans. In China hingegen blieben die Börsen Montag und Dienstag geschlossen. Am Mittwoch sorgten dann gut gelaunte Anleger für steigende Kurse. Der Ölpreis konnte sich diese Woche kräftig erholen (+4%). wenn wir mal das Säbelrasseln der Ölförderunternehmen unbeachtet lassen, dann können wir feststellen, dass vor einigen Wochen die Long-Position im Öl so groß war wie nie zuvor (COT-Daten). Diese hat sich in den vergangenen Wochen ein wenig abgebaut und den Ölpreis unter Druck gesetzt. Auf dem nun niedrigeren Niveau folgt nun eine Gegenbewegung des Ölpreises. Ich rechne jedoch nicht damit, dass der Ölpreis über 60 USD/Fass springt, denn mittelfristig wird der Preisdruck durch die immer günstiger werdenden Fracking-Förderungen in den USA groß bleiben. Derweil werden immer mehr Fördertürme aufgestellt und die Öl-Läger in den USA verzeichnen große Zuwachsraten. Beides spricht grundsätzlich gegen steigende Ölpreise, daher dürfte diese Rallye nicht mehr als eine Gegenreaktion zum vorangegangenen Ausverkauf sein. Auch der Goldpreis zieht wieder an. Insbesondere aufgrund des Raketenschlags der USA gegen Syrien dürfte der Goldpreis in den kommenden Tagen weiter anziehen, der sichere Hafen wird wieder gesucht. | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
|