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Im Krieg stirbt als erstes die Wahrheit, lautet ein Sprichwort, das mir in diesen Tagen in den Sinn kommt.
Da behaupten die USA, Assad habe erneut einen Giftgasangriff unternommen und führen umgehend einen Vergeltungsschlag durch. Pensionierte Geheimdienstmitarbeiter der USA haben Trump zum Nachdenken aufgefordert, ob die in Syrien betriebene Eskalation der richtige Weg sei. Ihren Informationen zufolge sei der vermeintliche Giftgasanschlag Assads die unbeabsichtigte Folge eines Bombenabwurfs auf einen al Quaida Standort, in dem giftige Chemikalien gelagert wurden (https://consortiumnews.com/2017/04/...ria-escalation/). Ungeachtet dessen, wer nun "Recht" hat (meistens keiner), lautet die wichtige Frage, ob und warum sich die USA in Syrien wieder stärker einmischen sollten. Nachdem vor einem Jahr die Russen ihre Aktivitäten hochfuhren, kehrte eine sukzessive und verhältnismäßige Beruhigung ein. Nun ist die Welt wieder deutlich unsicherer geworden. Dann gehen drei Sprengsätze in unmittelbarer Nähe des Mannschaftsbusses des BVB hoch. Die Polizei spricht unaufhörlich von der Komplexität, die das Timing der Sprengsätze zum Bus sowie untereinander bedeutet habe. Völlig untypisch für IS-Anschläge, dennoch wird ein Bekennerschreiben präsentiert, das IS-Forderungen mit schlechtem Deutsch formuliert. Da sind also Terroristen in der Lage, einen komplexen Anschlag in Deutschland zu verüben, ohne ordentlich Deutsch zu können. Gleichzeitig erinnert das Muster eher an die Anschläge der RAF, sowohl die Perfektion der Durchführung, als auch das Anschlagsziel. Der IS hatte doch bislang stets großen Wert darauf gelegt, zufällige Ziele in der Bevölkerung auszuwählen. Ich fühle mich nicht mehr in der Lage, mir eine Meinung zu bilden. Da vertraue ich dem Generalbundesanwalt, der mit der Aufklärung betraut ist. Doch ob wir irgendwann die ganze Wahrheit erfahren werden, das ist ungewiß und das hinterlässt ein ungutes Gefühl. Und so stellt sich in der Bevölkerung ein Gefühl der Ohnmacht ein. Das spüre ich derzeit insbesondere auch an den Finanzmärkten, die dieses Gefühl in Zahlen umwandeln.Herrschte seit dem Wahlsieg Trumps im vergangenen November ein großes Grundvertrauen, dass die Wirtschaft sich schon bessern werde, so sucht man nun vergeblich nach Beweisen für dieses Grundvertrauen. Und Beweise gibt es nicht, im Gegenteil. Derzeit finden Anleger jede Menge Haare in der Rallye-Suppe: Die Banken haben die Rallye beendet. Immer wieder habe ich darauf hingewiesen, dass keine Aktienmarktrallye nachhaltig sein kann, wenn nicht die Banken daran teilhaben. Bislang haben Bankaktien allein schon aus Vorfreude auf die Zinserhöhungen der US-Notenbank sowie aus Vorfreude auf die Deregulierung von Trump deutlich zugelegt. Doch seit die Umsetzung der Trumpschen Wahlversprechen ins Stocken geraten ist, ist auch die Umsetzung des 1 Bio. USD Infrastrukturprogramms fraglich: Vielleicht wird das Programm kleiner, vielleicht kommt es erst im nächsten Jahr. Das wiederum mindert den Druck auf die Inflationsrate und so mindert sich auch der Druck auf die Fed, den Leitzins in diesem Jahr insgesamt dreimal anzuheben. Vielleicht reichen ja zwei Zinsschritte? Vor wenigen Wochen noch galten drei Zinsschritte als sicher, es wurde über vier spekuliert. Entsprechend ist die Rendite der 10 Jahre laufenden US-Staatsanleihen von 2,6% vor einem Monat auf nunmehr 2,24% gerutscht. Von wegen steigende Zinsen. Und entsprechend rutschen die Kurse der Bankaktien mit ab. Heute hat mit einer Reihe von Banken die Berichtssaison für das Q1/2017 begonnen. J.P. Morgan, Wells Fargo, Commerce Bankshares und PNC Financial haben allesamt heute früh bereits bessere Zahlen abgeliefert, als Analysten erwartet hatten. Die Ausblicke sind verhalten. Entsprechend notiert nur die Hälfte aktuell im Plus, die andern beiden im Minus. In den kommenden Wochen werden wir Quartalszahlen erhalten und insbesondere viele Jahresprognosen hören. Die Stimmung in den USA ist gut, das wissen wir inzwischen. Doch ob Unternehmen sich von dieser Stimmung leiten lassen und rosige Prognosen ausgeben, das müssen wir erst abwarten. Ein vorsichtiger Kaufmann darf sich von der Stimmung nicht verleiten lassen, sondern muss Fakten zur Grundlage seiner Prognose machen. Ein Markt, der stark an der Währungsentwicklung hängt, ist der Automobilmarkt. Dank des günstigen Euros feiern deutsche Autobauer Absatzrekorde in den USA. Ford und GM hingegen vermelden Hiobsbotschaften: hohe Lagerbestände von unverkauften Autos, hohe Rabatte schädigen die Gewinnmarge, Autofinanzierungen werden mit immer längeren Laufzeiten versehen und die Produktionsausweitung läuft unvermindert weiter. Sieht nach Problemen für Ford und GM aus. Und allein heute gibt es drei IPOs in den USA: Drei Börsengänge. Gleichzeitig wird die Liste der Insiderverkäufe immer länger. Mit anderen Worten: An der Börse steigt das Angebot von Aktien. Wer soll die denn alle kaufen? Diese Woche ist der DAX um 0,6% nach unten gerutscht, auch der Dow Jones gab 0,6% ab. Schauen wir uns die Entwicklung der wichtigsten Indizes im Wochenvergleich einmal näher an: WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES INDIZES (12.04.2017) Woche Δ Σ '17 Δ Dow Jones 20.453 -1,2% 3,5% DAX 12.109 -1,0% 5,5% Nikkei 18.427 -0,9% -3,6% Shanghai A 3.431 -0,2% 5,6% Euro/US-Dollar 1,06 -0,3% 0,8% Euro/Yen 115,88 -1,9% -5,8% 10-Jahres-US-Anleihe 2,23% -0,12 -0,21 Umlaufrendite Dt -0,04% -0,10 -0,03 Feinunze Gold $1.287 2,9% 11,8% Fass Brent Öl $55,65 1,2% -1,9% Kupfer 5.684 -3,2% 4,8% Baltic Dry Shipping 1.282 5,5% 38,1% Wochengewinner ist das Gold mit +1,9%, gefolgt vom Öl mit +1,7%. Natürlich steigt der Goldpreis, wenn sich die geopolitischen Spannungen erhöhen - und genau das ist in dieser Woche passiert. Und der Ölpreis steigt ungeachtet der Produktionsmöglichkeiten der USA, wenn irgendwo im Nahen Osten Spannungen aufkommen, die vielleicht die Ölindustrie beeinträchtigen könnten. Die Baltic Dry Verschiffungsraten sind sogar um 5,5% angesprungen: China meldete den größten Anstieg im Außenhandelsüberschuss seit zwei Jahren. Es ist schon lange her, dass wir über die BRIC-Staaten Brasilien, Russland, Indien und China gesprochen haben. Ich denke, alle vier Länder haben ziemlich schwere Jahre durchlebt und könnten bald wieder auf die wirtschaftliche Bühne zurückkehren. Nicht nur in den USA ist das Zinsniveau wieder abgesunken, sondern auch in Deutschland. Die Umlaufrendite ist heute Mittag wieder ins Minus gedreht, nachdem gestern Abend auf der Nulllinie aufgesetzt wurde. Da es aus konjunktureller Sicht für Gesamteuropa keinen Grund mehr für die Liquiditätsflutung gibt und auch die Inflationsentwicklung eine Straffung der Geldpolitik hergeben würde, wird EZB-Chef Mario Draghi sich bald noch den Vorwurf der Politik-Begleitung gefallen lassen müssen: Durch seine Liquiditätsflutung verhindert er einen Ausverkauf an den Finanzmärkten, am Anleihe-, als auch am Aktienmarkt. Es gibt ausreichend Spannungen, die zu einem Ausverkauf an den Finanzmärkten hätten führen können, doch Draghi sorgt für so viel Liquidität in den Märkten und entzieht gleichzeitig durch das Anleihekaufprogramm die Zufluchtsorte der Liquidität, so dass es zu keinem nennenswerten Ausverkauf kommen kann. Frankreich-Wahlen, Brexit-Verhandlung, geopolitische Spannungen, ... Gründe gibt es genug. Doch ist das wirklich die Aufgabe der EZB? | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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