Alt 21.04.17, 12:20
Standard Rentenreport KW 16: Wahlen im Fokus
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Ruhiger Osterhandel trotz politischer Neuigkeiten.

Die Umsätze im Anleihehandel waren auf Grund der Osterferien eher beschaulich. Dabei hatte die Nachrichtenlage einiges an Zündstoff zu bieten. Anleiheemittenten hielten sich auf Grund der feiertagsbedingten Abwesenheit vieler Akteure zurück. Auf dem Neuemissionsmarkt herrschte vornehme Zurückhaltung. Politisch wurde innerhalb der Woche jedoch einiges auf den Kopf gestellt.

Evet! Ja – oder alles nach Plan durchgezogen.

Am Sonntag stimmten die Türken für Erdogans Systemwechsel. Dies bedeutet konkret weg von einem Mehrparteiensystem hin zu einem Präsidialsystem mit nahezu uneingeschränkter Macht für den Präsidenten. Das Wahlergebnis lag mit 51,3% Prozent Zustimmung sicherlich hinter Erdogans Plänen, es hat aber letzten Endes wohl auch Dank der Auslandsstimmen für eine Mehrheit gereicht. Da am Kapitalmarkt allgemein die Meinung vorherrschte, dass mehrheitlich mit „ja“ gestimmt würde, reagierte der Markt dann auch gelassen. Türkische Staatsanleihen bewegten sich kaum, auch die Türkische Währung gab anfängliche Gewinne wieder ab und handelt gegen den Euro nahezu unverändert in der Bandbreite zwischen 3,8800 – 3,9800. Die geringe Volatilität überraschte Marktbeobachter. Offensichtlich will die Mehrheit der Marktteilnehmer erst einmal abwarten, welche konkreten Änderungen nun mit dem Systemwechsel anstehen.

Anders sah es diese Woche auf der britischen Insel aus. Premierministerin May verkündete Neuwahlen! Dies geschah wohl um Ihre Verhandlungsbasis nach einem erfolgreichen Urnengang gegenüber der Opposition und der Europäischen Union zu stärken. Dies hatte der Kapitalmarkt nicht erwartet und zeigte sich sehr überrascht. Da Beobachter nach den Wahlen von einer gestärkten May ausgehen, konnte das britische Pfund gegenüber der Gemeinschaftswährung Euro zulegen. Dies dürfte die Besitzer von auf GBP (Britische Pfund) lautenden Anleihen wegen des Wechselkurses gefreut haben. Aktuell geben 10 Jährige britische Staatsanleihen (GILTS) jedoch wieder etwas nach, was die Rendite von 1,02 auf 1,088% nach oben trieb. Dies könnte sich jedoch sehr schnell wieder ausgleichen, sobald die Verhandlungen mit der EU richtig beginnen und wirtschaftliche Daten wieder mehr in den Fokus rücken.

Als wären diese Ereignisse und der ständig schwelende Konflikt Trumps mit Nordkorea noch nicht genug, begnügt sich der Anleihenmarkt wegen der bevorstehenden Frankreichwahl weiter mit Abwarten. Man könnte auch ruhigen Gewissens von „in Schockstarre verharren“ sprechen. Da vermutlich keiner der Kandidaten die erforderliche Mehrheit von 50% am Sonntag erreichen dürfte, wird es am 07. Mai aller Vorrausicht nach zur Stichwahl um das Amt des Staatsoberhaupts kommen. Besorgt schaut man hier auf Marine Le Pen. Sollte die europakritische Kandidatin der Front National ein starkes Ergebnis in der Vorwahl einfahren (aktuell geht man von 25% aus und damit weniger als Emanuel Macron) könnte dies zu Turbulenzen an den Börsen führen.

Bundes-/Staatsanleihen

Zu Wochenbeginn haben sich die Kurse deutscher Staatsanleihen nur wenig bewegt. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe lag bei 0,24 Prozent. Nachdem die Marke von 164 Punkten nicht genommen werden konnte, verließ der Bund Future zum Wochenende seinen Aufwärtstrend von Mitte März und durchbrach die Unterstützung von ca. 163,15 Punkten ohne Nennenswerte Gegenwehr. Damit stieg die Wahrscheinlichkeit einer Trendumkehr hin zu steigenden Renditen zumindest auf kurzfristiger Sicht deutlich, so Charttechniker.


Anlegertrends

Rickmers Holding AG gibt Restrukturierung Ihrer Anleihe bekannt

Die Rickmers Holding AG aus Hamburg gab die Restrukturierung Ihrer Anleihe (WKN A1TNA3) unter Gläubigervorbehalt bekannt. Geplant ist eine Restrukturierung unter Beteiligung aller Gläubiger. Betram Rickmers erklärte sich bereit seinen Anteil an der Holding von 100% auf 24,9% zu reduzieren sowie eine Bareinlage von über 10 Mio. Euro vorzunehmen. Damit soll der Weg für eine Beteiligung von größeren Gläubigern wie z.B. der HSH Nordbank und der restlichen Anleihe Gläubigern frei gemacht werden.

Petróleos de Venezuela S.A / Venezuela Staatsanleihen

Venezuela und dessen Ölkonzern Petróleos de Venezuela (PDVSA) bleiben diese Woche weiterhin die meistgehandelten Schwellenländeranleihen. Auch der 2018 fällige Bond von Electricidad De Caracas (WKN: A0TULU) wurde zwischen 72,50% – 73,75% rege gehandelt.

Konnte das Lateinamerikanische Land noch letzte Woche positiv glänzen und die erfolgreiche Rückzahlung einer PDVSA Anleihe und einiger Kuponzahlungen auf Staatsschulden vermelden, wurden die daraus resultierenden Kursgewinne im Wochenverlauf wieder pulverisiert. Der politische Druck auf Nicolás Maduro wächst weiter. Die von Nahrungs- und Medikamentenmangel gezeichnete Bevölkerung drängt auch nach einem versuchten Staatsstreich gegen die Opposition weiter auf die Straße. Zwar steht die Polizei und das Militär weiterhin fest an der Seite des Präsidenten, wie lange diese Unterstützung jedoch anhalten wird, insbesondere wenn keine Devisen mehr vorhanden sind, bleibt abzuwarten. Auch dürfte mit schwinden Devisenreserven der Druck auf Maduro steigen, das Geld anstatt für Rückzahlungen und Zinsen eher für dringend benötigte Importe zu verwenden.

Da Venezuela, gemessen an der Schuldenhöhe, ein größerer Ausfall wäre als seinerzeit Argentinien, ist die Stimmung in gesamt Lateinamerika unter den Investoren weiterhin sehr angespannt. Da in nächster Zeit mehrere Kuponzahlungen und die nächste Rückzahlung auf eine PDVSA Anleihe (WKN A1A25E) im November anstehen, wird es hier auch in absehbarer Zeit nicht ruhiger werden. Der wieder fallende Ölpreis trägt momentan auch nicht zu einer Stabilisierung bei. Die Anleihen bleiben sehr riskant, da das Risiko eines Defaultes (Zahlungsausfalles) von Woche zu Woche zu steigen scheint.


Börse Stuttgart TV

Dr. Jörg Krämer: “Draghi nähert sich einer rechtlichen Grenze”

Während die Fed auch in diesem Jahr die Zinsen voraussichtlich weiter anheben wird, geht die EZB den entgegengesetzten Weg. An der expansiven Geldpolitik will man im Frankfurter Euro-Tower weiter festhalten. Vielleicht sogar länger als manchem Anleger lieb sein wird, meint zumindest Dr. Jörg Krämer, Chefvolkswirt bei der Commerzbank, im Gespräch mit Börse Stuttgart TV am Rande der Invest 2017.



Quelle: boerse-stuttgart AG
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