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Sie hat es tatsächlich getan ... und die Finanzmärkte reagieren mit einem Gähnen. Über Jahre wurden wir dahingehend konditioniert, die Interpretation bestimmter Ereignisse an den Reaktionen der Finanzmärkte auszurichten. "Der Markt hat immer Recht" heißt eine Traderweisheit, die ihren Weg in die Anlegergemeinde gefunden hat. Doch das ist falsch.
Trader agieren mit kurzem Horizont, Anleger können längerfristig agieren. Wenn ein Trader eine Aktie kauft, diese dann um 10% fällt, dann hatte der Trader Unrecht, der Markt Recht und der Trader wird seine Spekulation mit Verlust auflösen. Der Trader hatte zuvor eine technische Analyse vorgenommen und daraus abgeleitet, dass der Kurs steigen sollte. Nun hat er sich eben geirrt. Wenn ein Anleger eine Aktie kauft, diese dann um 10% fällt, dann freut er sich und kauft mehr davon. Denn er hat (hoffentlich) zuvor eine fundamentale Analyse des Unternehmens erstellt und ist sich sicher, dass die Aktie mittelfristig mehr wert sein wird als heute. Wenn nun also der Kurs fällt, ohne dass sich fundamental etwas geändert hat, dann kauft er nach. Die Weisheit "Der Markt hat immer Recht" gilt also nur für Trader und Spekulanten, nicht aber für Anleger und fundamental orientierte Investoren. Entsprechend kann eine Marktreaktion auf ein bestimmtes Ereignis auch falsch sein und sich zu einem späteren Zeitpunkt wieder korrigieren. Am gestrigen Donnerstag hat die US-Notenbank Fed das Ergebnis ihrer zweitägigen Sitzung bekannt gegeben: Chefin Janet Yellen verkündete, das Zinsniveau unverändert niedrig zu belassen, jedoch die Anleihekäufe sukzessive zu verringern. Wir erinnern uns: Die Fed kaufte in Folge der Finanzkrise Staats- und Unternehmensanleihen in großem Stil auf. Vor zwei Jahren endeten die Neukäufe, allerdings wurden die auslaufenden Anleihen reinvestiert. Die Fed-Bilanz war in Folge der Finanzkrise von 800 Mrd. USD auf 4,5 Billionen USD angewachsen. Auch wenn das Anleihekaufprogramm vor zwei Jahren offiziell endete, so führt es doch seither ein Eigenleben in der Bilanz der Fed: Auslaufende Gelder werden reinvestiert, die Bilanz verbleibt auf ihrem hohen Niveau. Ab Oktober wird sie monatlich 10 Mrd. USD von frei werdenden Anleihen nicht mehr reinvestieren. Ab Januar dann 20 Mrd. USD monatlich und jedes Quartal werden es 10 Mrd. USD mehr, die auf diese Weise dem Anleihemarkt entzogen werden, so dass Ende 2018 monatlich 50 Mrd. USD einbehalten werden. Das hört sich an wie kleine Zahlen, doch wenn Sie das zusammenrechnen, kommen Sie auf 450 Mrd. USD, um die die US-Notenbankbilanz bis Ende 2018 schrumpfen wird. Anfang 2019 wird sie dann unter 4 Billionen USD fallen. Ich habe stets gesagt, ein Zinsniveau unter 3% ist in meinen Augen keine restriktive Geldpolitik, sondern lediglich eine weniger progressive Geldpolitik. Die Fed geht bei einer Erhöhung der Zinsen bis 3% lediglich etwas vom Gaspedal, von Bremsen kann keine Rede sein. Ganz ähnlich verhielt es sich mit dem Anleihekaufprogramm: die Fed ist vor zwei Jahren vom Gaspedal gegangen, hat ausgekuppelt (ja, im Zeitalter der Automatikautos kennen das die wenigsten, schlagen Sie's nach) und rollte nun zwei Jahre mit hoher Geschwindigkeit. Erst jetzt bewegt sie den Fuß langsam rüber zum Bremspedal. Gleichzeitig hat Yellen, wenn auch verklausuliert, doch für mich dennoch sehr deutlich gesagt, wohin die Reise geht: Im laufenden Jahr sollte es wohl noch eine weitere Zinsanhebung geben, im Jahr 2018 zwei bis drei. Bis Mitte 2019 kommen wir dann in Richtung 2,5% beim Leitzins. Und das wäre dann nach neuer Betrachtungsweise der Fed eine Normalisierung. Und genau hier sehe ich die Revolution, die am Finanzmarkt bislang noch kaum jemand registriert hat: Nicht bei 3% spricht die Fed von einer Normalisierung, sondern bereits bei 2,5%. Und sie liefert den Grund gleich mit: Sie ist mit einem Wirtschaftswachstum von 2% zufrieden. Bislang galt in den USA eine Wachstumsrate von 3% als erstrebenswert. Doch genau wie bei uns in Europa wird auch in den USA das Wachstum immer schwerer zu erzielen sein. Und so richtet die Fed ihre Zuhörer auf eine Phase mit niedrigeren Wachstumsraten ein. Diese niedrigeren Wachstumsraten werden nicht etwa mit normalem Zinsniveau erreicht (3%), sondern mit dem NEUEN normalen Zinsniveau (2,5%). Ich lese daraus zwei Dinge ab: 1. Die Liquiditätsflutung infolge der Finanzkrise, die ich in ihrer Ausprägung als zu groß und zu lange kritisiert habe, hat nicht die erforderlichen Strukturreformen nach sich gezogen, um ein "nachkrisentypisches" Wachstum von 3% zu erzeugen. Wir sollen uns nun mit 2,5% zufrieden geben. 2. Die Normalisierung der Geldpolitik (Rückführung des Anleihekaufprogramms, Anhebung des Leitzinses) wird auch dann erfolgen, wenn das Wachstum zu wünschen übrig lässt. Gleiches gilt für die Inflationsrate, die - wenngleich sie nun unter 2% gerutscht ist - als normal bezeichnet wird. Sprich: Wir werden eine Straffung der Geldpolitik erleben, auch wenn die dazu bisher für notwendig erachteten Voraussetzungen nicht gegeben sind. Ich finde das extrem überraschend. Sie erinnern sich vielleicht, wie ich nach der EZB-Entscheidung vor zwei Wochen mit meiner Interpretation ins Schwimmen kam: Entweder Draghi und Yellen begeben sich in einen Währungskrieg, denn aus konjunktureller Sicht kann Yellen derzeit in den USA keine Straffung der Geldpolitik umsetzen. Oder aber Draghi und Yellen haben sich in Jackson Hole abgesprochen und Draghi wartet mit seiner Zinswende auf die Vorlage von Yellen. Nun, Yellen hat das Unmögliche möglich gemacht und eine langfristige Perspektive für eine straffere Geldpolitik aufgezeigt. Nun wird Draghi im Oktober nachlegen, davon bin ich überzeugt. Profitieren von dieser Entwicklung werden in erster Linie Finanztitel. Das Heibel-Ticker Portfolio umfasst aktuell 21 Titel und enthält daher aktuell 5 Finanztitel. Beim Poker würde man sagen: "All in". In den Finanzmedien wird diese Notanbankrevolution kaum gewürdigt. Schauen wir einmal, wie sich die wichtigsten Indizes in der abgelaufenen Woche entwickelt haben. WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES INDIZES (21.09.2017) Woche Δ Σ '17 Δ Dow Jones 22.359 0,7% 13,1% DAX 12.600 0,5% 9,7% Nikkei 20.296 2,5% 6,2% Shanghai A 3.516 -0,4% 8,2% Euro/US-Dollar 1,20 0,4% 13,7% Euro/Yen 134,09 1,9% 9,0% 10-Jahres-US-Anleihe 2,28% 0,08 -0,17 Umlaufrendite Dt 0,25% 0,06 0,26 Feinunze Gold $1.297 -2,5% 12,6% Fass Brent Öl $56,39 1,4% -0,6% Kupfer 6.407 -0,2% 18,1% Baltic Dry Shipping 1.470 8,0% 58,4% Zunächst wartete man auf die Entscheidung der Fed, die Finanzmärkte liefen überwiegend seitwärts. Dann blieb eine Reaktion an den Finanzmärkten aus, der Dow Jones wackelt ein wenig, bleibt aber auf Rekordniveau. Der japanische Yen hat diese Woche stark Federn gelassen (-1,9%), entsprechend ist der Nikkei um 2,5% angesprungen. Auch Japan ist ein Exportland und eine schwache Währung gilt als positiv für die Exportindustrie. Die Zinsen sind leicht angestiegen, Anleihepreise sind in Folge der Fed-Entscheidung gefallen. Ich hätte auch hier eine heftigere Reaktion erwartet. Logisch, dass der Goldpreis fällt (-2,5%), wenn die Fed ausruft, den US-Dollarwert durch eine straffere Geldpolitik zu stützen. Ich halte das für einen Schnellschuss, der es Ihnen ermöglicht, den 100gr-Barren nochmals zu unter 3.500 Euro zu kaufen. Der Ölpreis zieht schon langsam an (+1,4%). Ich habe heute in meinem Update zu unserem Uranproduzenten eine Theorie dargelegt, die einen steigenden Ölpreis für die kommenden Monate prognostiziert. Kupfer und der Baltic Dry Verschiffungsindex bleiben stabil bzw. steigen weiter an und deuten ebenfalls auf eine anziehende Konjunktur in China. Für mich sieht das alles eher so aus, als bereiten sich die Märkte auf die nächste Rallye vor. Von einem Crash, vor dem vielerorts gewarnt wird, kann ich nichts sehen. | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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