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Um 5% hat der DAX in der Spitze von seinem jüngsten Allzeithoch binnen sechs Tagen korrigiert. Ich habe Sie darauf vorbereitet, dass in einem wilden Bullen 3-7% Korrekturen keine Seltenheit sind, gerne auch mal 10% kurzzeitig abgegeben werden können. In meinen Augen gibt es keinen Grund, das Ende der Rallye auszurufen.
95% der S&P 600 Unternehmen haben inzwischen Q3-Zahlen berichtet. 72% davon haben die Umsatzerwartungen übertroffen. Im IT-Bereich waren es sogar 90%. Die Gewinnmarge der Unternehmen hat sich seit 2015 kontinuierlich Quartal für Quartal verbessert, von damals 8% auf heute 10,25%. Das durchschnittliche KGV steht bei 21 und ist damit zwar höher als im historischen Durchschnitt, aber aufgrund der guten Konjunkturlage in meinen Augen durchaus gerechtfertigt. Extreme KGVs haben wir 2000 und 2009 erlebt, damals ging's bis 26. Bereits seit Anfang 2016 steht das durchschnittliche KGV des S&P 500 um die 21, einen Crash hat dieses Niveau jedoch bislang noch nicht ausgelöst. In Deutschland ist das BIP im Q3 um 0,8% angestiegen, man erwartete nur 0,6%. Inzwischen gehen Volkswirte von einem Wachstum von 2,3% für das laufende Jahr aus. Wer erinnert sich, wann unsere Volkswirtschaft zuletzt mit über 2% gewachsen ist? Das war Mitte 2016 einmal kurz der Fall, einmal Mitte 2014, doch niemals über zwei Quartale in Folge. Davor müssen wir viele Jahre zurückgehen, bis wir solche Wachstumsraten wiederfinden. Und heute nehmen Volkswirte diese Wachstumsraten zum Anlass, um - anders als 2014 und 2016 - auch für das laufende Quartal und für das gesamte Jahr 2018 Wachstumsraten nördlich der 2% zu prognostizieren. Gleichzeitig sinkt das Zinsniveau erneut: Der Bund kann sich auf 10 Jahre für 0,36% verschulden. EZB-Chef Supermario Draghi hat in einem Vortrag gestern erklärt, dass er zwar die Käufe von Anleihen leicht und sehr langsam zurückfahre, aber gleichzeitig die Anhebung des Leitzinses für die absehbare Zukunft ausgeschlossen habe (sehr lange über die Laufzeit des Anleihekaufprogramms hinaus). Durch die zweite Aussage über das sehr lange andauernde, niedrige Zinsniveau habe er den Zinseffekt der Kürzung der Anleihekäufe neutralisiert. Sprich: Die Liquiditätsflutung setzt sich unvermindert fort. ...wie sollen die Aktienmärkte vor diesem Hintergrund einbrechen? Ich kann mir das nicht vorstellen. Seitens Washington ist an den US-Finanzmärkten ebenfalls kein Störfeuer zu fürchten. Lesen Sie mein Kapitel über die Trump-Strategie, dann werden Sie verstehen, warum Trump eben doch nicht "nichts" erreicht. Im Gegenteil. Und dann sind da noch eine Vielzahl von unerwarteten Turnarounds bei großen US-Konzernen: 1. General Electric: Ex-CEO Jeff Immelt hat das Vermächtnis von Jack Welch verwaltet, kaum neue Strukturen eingezogen und den Konzern damit langsam überaltern lassen. Der neue CEO John Flannery reißt nun das Ruder herum, 2018 wird ein Umbruchsjahr und ob das für die Aktie bereits gut ist, ist schwer zu sagen. Wer heute einsteigt, braucht einen langen Atem und gute Nerven. Wer erst in einem Jahr einsteigt, dem könnten die ersten hohen Gewinne entgangen sein. Doch an den Finanzmärkten begrüßt mann, dass der Branchenriese nun wieder seine Geschicke in die eigene Hand nehmen möchte. 2. Cisco: CEO Chuck Robbins hat 015 einen Netzwerkkonzern mit stagnierendem Umsatz von John Chambers übernommen. Frühzeitig hat Robbins seine Aktionäre auf die Zeit des Umbruchs vorbereitet, diese Woche wurden die Früchte geerntet. 3% Umsatzwachstum sind ein Zeichen dafür, dass der Turnaround geschafft ist, die Aktie sprang um 6% an. Robbins stieg voll ein in die Themen wie Cloud, Sicherheit und Analytics. Heute ist Cisco wieder ein Name, an dem Unternehmen die ihre Internetpräsenz perfektionieren wollen, nicht vorbeikommen. 3. Wal-Mart: Das prominente Opfer von Amazon schlägt zurück, CEO Doug McMillon hat Amazon den Kampf angesagt. Er werde jeden verfügbaren Cent in den Wettbewerb gegen Amazon stecken, verkündete er. Wir erinnern uns an seine jüngst verkündete Kooperation mit der chinesischen JD.com. Außerdem hat Wal-Mart mit Jet.com kürzlich ein Unternehmen gekauft, das dem Online-Umsatz einen Schub verpassen wird. Aber gleichzeitig, so McMillon, werde er die Gehälter der Mitarbeiter erhöhen. Denn gerade die Mitarbeiter seien dafür verantwortlich, sich von Amazon abzuheben. Und das geht nicht mit den billigsten Kräften. Bei einigen Unternehmen haben Anleger meines Erachtens falsch reagiert: 1. Home Depot wurde am Dienstag vor der Veröffentlichung der Q-Zahlung um 2% ausverkauft, weil sich aufgrund der schlechten Marktstimmung am Dienstag plötzlich eine depressive Erwartung von nur mittelmäßigen Zahlen durchgesetzt hatte. Die Zahlen waren dann aber überraschend gut, 7,9% organisches Wachstum statt der erwarteten 5,8% aufgrund des starken E-Commerce Geschäfts. Die Aktie sprang nach oben und endete mit einem Plus von 2%. 2. IBM sprang Mitte Oktober infolge eines guten Ausblicks von 147 USD auf 162 USD. Es ist das letzte schwache Quartal und künftig werden die Früchte der Cloud und von Watson Analytics (klingt ähnlich wie Cisco, oder?) geerntet, so die Marktmeinung nach der Telefonkonferenz. Doch dann gab Warren Buffet bekannt, sich von einem Drittel seiner großen IBM-Position zu trennen, die Aktie rutschte seither wieder in Richtung 147 USD zurück. Es ist natürlich riskant, gegen Buffet zu wetten. Doch Buffet hat eine Vielzahl von Gründen, warum er die Aktie verkaufen möchte - vielleicht möchte er nur seine Portfoliostruktur ein wenig verfeinern. Ich sehe es als Fehler der Anleger an, die Aktie nach dem hervorragenden Ausblick genauso billig zu handeln, wie sie vor dem Ausblick war - egal ob Buffet verkauft oder nicht. 3. Walt Disney veröffentlichte vor einer Woche Zahlen, die in so ziemlich allen Unternehmensbereichen ziemlich mies aussahen. Die Aktie fiel zunächst auf 87 EUR zurück. Doch in der Telefonkonferenz sprach das Unternehmen über das Streamen von Baseball-Spielen, über die im Dezember in die Kinos kommende neue Folge von Star Wars, über erfolgreiche Besucherzahlen bei Disneyland Shanghai und schließlich konnten sich Anleger nicht mehr zurück halten und jubelten die Aktie auf 91 EUR. Inzwischen notiert Disney erneut bei 88 Euro, in meinen Augen ist das eine zweite Chance zum Einstieg. Soweit ein paar Dinge, die mir diese Woche aufgefallen sind. Schauen wir uns nun einmal die Wochenveränderung bei den wichtigsten Indizes an: WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES INDIZES (16.11.2017) Woche Δ Σ '17 Δ Dow Jones 23.371 0,0% 18,3% DAX 12.994 -1,4% 13,2% Nikkei 22.397 -2,1% 17,2% Shanghai A 3.543 -1,3% 9,0% Euro/US-Dollar 1,18 1,3% 12,0% Euro/Yen 132,28 0,4% 7,6% 10-Jahres-US-Anleihe 2,36% 0,03 -0,09 Umlaufrendite Dt 0,20% 0,04 0,21 Feinunze Gold $1.294 0,6% 12,3% Fass Brent Öl $62,76 -1,8% 10,7% Kupfer 6.763 -0,2% 24,6% Baltic Dry Shipping 1.361 -8,1% 46,7% DAX und Nikkei haben diese Woche kräftig korrigiert, der Dow Jones hat sich gut gehalten. Das mag am schwachen US-Dollar liegen, der Euro hat gegenüber dem US-Dollar 1,3% zugelegt. An den Rohstoffmärkten wird ebenfalls konsolidiert, der Ölpreis ist um 1,8% gefallen und das Kupfer gab leicht nach. Der Baltic Dry Verschiffungsindex ist sogar um 8,1% eingebrochen, wir müssen also weiterhin China im Auge behalten. | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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