Alt 29.06.18, 11:59
Standard Handelsstreit belastet die Aktienmärkte – Handel mit Cannabis-Aktien droht das Aus
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Mit bangem Blick schielten die Marktteilnehmer auf den sich weiter zuspitzenden Handelskonflikt zwischen den USA und China. Die Sorge der Investoren zeigte sich in der Talfahrt der Aktienmärkte. Der Dow-Jones-Index verlor im Wochenverlauf knapp zwei Prozent, der Technologieindex Nasdaq Composite büßte sogar drei Prozent ein. Bei den chinesischen Aktien fielen die Verluste noch deutlicher aus. Der Hang Seng China Enterprise Index verlor seit vergangenem Freitag 4,4 Prozent und schloss bei 10.868 Punkten. Der gesamte Verlust seit dem Januarhoch 2018 beläuft sich mittlerweile auf 22 Prozent. Der Pessimismus über die Wettbewerbsfähigkeit der chinesischen Unternehmen ist groß. Im Hang Seng China Enterprise Index sind die wichtigsten chinesischen Aktiengesellschaften zusammengefasst. Der Aktienindex wird an der Börse von Hongkong gelistet.

Eine recht unerfreuliche Nachricht hatten die Aktionäre von Cannabis-Aktien diese Woche zu verdauen. Die Deutsche Boerse Tochter Clearstream Banking, die ihren Rechtssitz in Luxemburg hat, teilte überraschend mit, dass sie die Abwicklung von Unternehmen, deren Hauptgeschäftszweck Anbau oder Handel von Cannabis ist, zum 28.09.2018 einstellen wird. Clearstream beruft sich hierbei auf eine Anweisung der Luxemburger Börsenaufsicht, welche wohl juristische Bedenken hat. Sollte Clearstream, wovon stark auszugehen ist, bei seiner Ankündigung bleiben, würde dies bedeuten, dass ein Handel der betroffenen Wertpapiere nach diesem Datum in Deutschland nicht mehr möglich ist. Die entsprechende Bekanntmachung finden Sie hier.

Diese Entscheidung ist sehr bitter für Investoren, die sich an dem stark wachsenden Cannabismarkt beteiligen wollten. Auch Large-Caps, wie zum Beispiel Aphira (WKN: A12HM0), Aurora Cannabis (WKN: A12GS7) oder Cronos (WKN: A2DMQY) mit einer Börsenkapitalisierung von mehreren Milliarden Euro sind betroffen. Selbst Canopy Growth (WKN: A140QA), die mit einem Listing an der NewYorkStockExchange quasi den Ritterschlag erhielten, stehen auf der Liste. Eine vorläufige Liste der betroffenen Wertpapiere finden Sie hier.

Auch der japanische Aktienmarkt hat in dieser Woche mit fallenden Kursen zu kämpfen und der Nikkei 225 verliert 423 Zähler und schließt bei 11.270 Punkten. Die immer stärker werdende rhetorische Aufrüstung im Handelsstreit zwischen den USA und dem Rest der Welt drückt überall auf die Stimmung der Anleger und die reagieren darauf mit Risikominimierung und bauen ihre Bestände ab. Der Börsengang der Mobilfunksparte von SoftBank (WKN: 892624) nimmt immer konkretere Formen an. SoftBank hat einen förmlichen Antrag an die Börse in Tokyo gestellt. „Sollte es keine größeren Verwerfungen an den Finanzmärkten geben, wird der Börsengang noch im Laufe diesen Jahres von statten gehen“, sagte Björn Marten von der Baader Bank AG in Stuttgart. Der Aktienkurs konnte in diesem Marktumfeld leider nicht von dieser positiven Nachricht profitieren und SoftBank Aktien verlieren zehn Prozent an Wert. Bei Takeda Pharma (WKN: 853849) läuft zurzeit noch die Hauptversammlung, auf der über die Übernahme des Konkurrenten Shire (WKN: A0MMAG) abgestimmt wird. Damit die größte jemals getätigte Übernahme, es geht um ein Volumen von gut 69 Milliarden Euro, eines ausländischen Unternehmens durch einen japanischen Konzern über die Bühne gehen kann, braucht es auf der Hauptversammlung eine 2/3 Mehrheit. Diese gilt aber als gesichert, da die großen Ankerinvestoren dem Deal schon im Vorfeld zugestimmt haben. Die Aktie von Takeda geht im Wochenvergleich so gut wie unverändert aus dem Handel.

Stark unter Druck standen die Währungen und Aktienmärkte der südamerikanischen Emerging Markets. Der brasilianische Real verlor ebenso wie der schon seit Wochen unter Druck stehende argentinische und mexikanische Peso. Auch eine Zwischenerholung des argentinischen Aktienmarktes, nach der Ankündigung des Indexanbieters MSCI Argentinien ab 2019 wieder in den wichtigen Schwellenländerindex MSCI EM aufzunehmen, verpuffte nach zwei Tagen. „Auf den Schwellenländern lasten weiterhin die steigenden Zinsen in den USA und den damit festeren US-Dollar“, erklärte Steffen Kircher von der Baader Bank AG in Stuttgart. „Die Bedenken bezüglich weiterer Handelsspannungen zwischen den USA und China belasten zusätzlich. Durch die von der argentinischen Zentralbank getroffenen Maßnahmen zur Stabilisierung des Pesos kamen vor allem Finanztitel und Versorger unter Druck. Kursverluste von bis zu 15 Prozent verzeichneten Banco Macro (WKN: A0JJT4), Pampa Energia (WKN: A0LEB0) oder Grupo Supervielle (WKN: A2AC61)“, so Kircher.

In einem äußerst fragilen Markt veröffentlichte an diesem Donnerstag die Elektrotechnikgruppe Carlo Gavazzi (WKN: 869279) ihr Zahlenset für das abgelaufene Geschäftsjahr. Dieses wurde Ende März mit einer Umsatzsteigerung von 8,5 Prozent auf nun knapp 147 Millionen Franken abgeschlossen, in Lokalwährung stand noch ein Plus von 6,1 Prozent. Und auch der Auftragseingang ließ sich mit einem Plus von 11,5 Prozent gut lesen. Nach einem außerordentlichen Ertragszuwachs um 2,4 Millionen Franken im vergangenen Geschäftsjahr und einem Anstieg der Investitionen in den Bereichen Entwicklung, Forschung und Vertrieb resultierte hieraus zum Abschluss nun ein Rückgang des EBIT auf 13,9 Millionen Franken , was einem Minus von 17 Prozent entspricht und damit auch einem Rückgang des Reingewinns auf nun 8,4 Millionen. Die vorherigen Analystenschätzungen konnten damit zwar beim Umsatz leicht übertroffen werden, allerdings versprach man sich mehr beim Ertrag. Wie das Schweizer Unternehmen bekanntgab soll die bisherige Dividende von 15 Franken auf nun 12 Franken gesenkt werden. Bis zum Donnerstagmittag lag die Aktie dann auch knapp fünf Prozent im Minus.

Der österreichische Leuchtenhersteller Zumtobel (WKN: A0JLPR) hat im vergangenen Geschäftsjahr 2017/2018 enttäuscht. Der operative Gewinn Ebit brach von zuvor 72,4 Millionen Euro auf 19,7 Millionen Euro zusammen, der Umsatz schrumpfte um 8,2 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro. Der Vorstand sprach von einem enttäuschenden Geschäftsjahr, das von Preisdruck und Währungseffekten geprägt war. Für das kommende Geschäftsjahr geht Zumtobel von einem Übergangsjahr aus, in dem sich das operative Geschäft stabilisieren soll. Die Aktie reagierte mit einem Kursrutsch von zeitweise 18 Prozent und hat sich im Laufe des Tages bei einem Minus von 13 Prozent stabilisiert und liegt derzeit bei 7 Euro.

Quelle: boerse-stuttgart AG
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