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Es gehört zur Verhandlungstaktik, nicht auf den wirklich wichtigen Kernforderungen herumzureiten. Man wählt sich einen emotionalen Schauplatz, über den man öffentlich streitet, doch hinter den Kulissen geht's dann erst ans Eingemachte. Die Autoindustrie ist für Trump der Schauplatz, doch was ihm wirklich wichtig ist, können wir nur vermuten. Ich vermute, die Pipeline nach Russland ist ihm ein Dorn im Auge, wie auch die Agrarsubventionen und Einfuhrkontingente, mit denen Europa heimische Märkte gezielt vom internationalen Wettbewerb abschottet.
Im Handelsstreit zwischen China und den USA ist es offensichtlich: Es wird nochmals schlimmer, bevor es besser wird. Leider scheint das auch für die Verhandlungen zwischen den USA und der EU zu gelten, obwohl Junker mit einem Waffenstillstand aus Washington nach Hause kam. Der Waffenstillstand gilt offensichtlich nicht für das Wort, und das Wort ist ja bekanntlich schärfer als das Schwert. NACHTRAG ZU VITA 34 Gestern früh hat Vita 34 Quartalszahlen veröffentlicht. Der Umsatz ist akquisitionsbedingt um 24,8% angesprungen, Vita 34 hatte vor einem Jahr den Wettbewerber Seracell aus Rostock übernommen und damit den heftigen Preiskampf um Neukunden im deutschsprachigen Raum beendet. Auch auf der Kostenseite konnten deutliche Einsparungen erzielt werden, so dass aus dem Vorjahresverlust nun ein Gewinn wurde. Die Zahlen bestätigen meine Einschätzung: Kurzfristig sind deutliche Ergebnisverbesserungen bei Vita 34 zu erwarten, was den Kurs noch ein wenig weiter treiben könnte. Langfristig ist das Geschäft jedoch kein Wachstumsmarkt mit zweistelligen Wachstumsraten. Für mich ist das daher zu spekulativ und ich lasse die Finger davon. SMT SCHARF WIEDER AUF DIE SCHIENE GESETZT Auf den ersten Blick völlig unsexy ist der Anbieter von Schienensystemen für den Kohlebergbau aus Hamm am Rand des Ruhrpotts. Doch der Kohleausstieg ist lange genug bekannt und SMT Scharf hat dank eines inzwischen weltweiten Vertriebsnetzes wieder ordentliches Wachstum auszuweisen. Zudem ist das Geschäft mit Schinentransportsystemen für den Untertagebau lukrativ und nach dem Neugeschäft sichern lang laufende Wartungsverträge gegen Konjunkturschwankungen ab. Die Ein-Schienensysteme von SMT Scharf hängen an der Decke. Der Grund dafür ist einfach: Schwere Lasten müssen so nicht erst auf die Schiene gehievt werden, sondern mit einem einfachen Flaschenzug an der Deckenschiene können auch schwere Lasten angehoben und sodann transportiert werden. Zudem stören dann liegengelassene Werkzeuge auf der Strecke nicht, was bei auf dem Boden verlegten Schienen schon mal zu Problemen führen kann. Und wer noch immer nicht überzeugt ist, der sollte wissen, dass auf dem Boden verlegte Schienen unter schwerer Last über die Zeit einsacken und uneben werden. An der Decke montierte Schienen hingegen, die ihr Gewicht über die Wölbung auf die Seitenwände abgeben, bewegen sich nicht. In Russland hat SMT Scharf im Jahr 2017 41% des Umsatzes erwirtschaftet. Nicht zuletzt wegen der Sanktionen gegen Russland ist das Russland-Geschäft jedoch seit 2015 stark rückläufig. Nicht nur direkte Sanktionen, sondern auch das sich durch die Sanktionen verlangsamende Wachstum in Russland führte zu einem herben Geschäftsverlust. In der Not suchte das Unternehmen Rettung in China und baute mit Hilfe von Kooperationen dort ein ordentliches Geschäft auf. Im laufenden Jahr tragen die Bemühungen endlich Früchte, der Umsatz in China hat sich gegenüber dem Vorjahr mehr als verdoppelt und macht inzwischen 30% des Konzernumsatzes aus. Doch auch China ist nun im Visier der Geopolitik, denn der Handelsstreit mit den USA droht dort das Wachstum negativ zu beeinflussen. Zudem werden in China viele Minen geschlossen, weil keinerlei Umweltauflagen berücksichtigt wurden. Wenn ich mir diese Entwicklung vor Augen führe, dann ergibt sich bei mir der Eindruck, dass wir zwar weltweit ordentliches Konjunkturwachstum haben, aber gerade der Rohstoffbereich, bzw. die Länder, die viele Rohstoffe haben, werden ziemlich hart angegangen. Es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bis die Rohstoffpreise wieder stärker anziehen. Und noch eine Randbemerkung sei mir erlaubt: Bislang können China, Europa und/ oder Russland keine gemeinsame Linie finden, um die protektionistische Politik Trumps aufzubrechen. Das liegt meiner Einschätzung nach daran, dass Trump viele Probleme adressiert, die auch bei anderen als Problem erkannt werden - insbesondere gegenüber China. Doch zu glauben, die USA würden unter dieser protektionistischen Politik stärker leiden als andere Länder, ist ein Irrtum. Die USA sind eines der rohstoffreichsten Länder der Erde. Mir ist eine Übersicht aufgefallen, demzufolge China 400 Erzminen betreibt, Russland 215, Australien 387 und Chile 498. Die USA betreiben mit 826 mit Abstand am meisten Erzminen (Gold, Platin, Kupfer, Nickel, ...) und sind daher relativ zu anderen Industrieländern betrachtet sehr autark. Nach diversen Rückschlägen ist SMT Scharf also nun einmal mehr mit der Aufgabe konfrontiert, wegbrechende Märkte auszugleichen. Dass dies gelingen kann, hat das Unternehmen in der Vergangenheit immer wieder bewiesen. Kürzlich wurde mit RDH ein Unternehmen zugekauft, das bereifte Transportfahrzeuge mit einer breiten Palette von Antriebsarten im Bereich Diesel als auch Batterie anbietet. Zudem bietet das Unternehmen nun Sessellift-Systeme an, mit denen die Arbeiter zum und vom Untertage-Arbeitsplatz transportiert werden können. Und neben Kohleschächten findet man die Schienensysteme inzwischen immer häufiger auch in Nicht-Kohle-Minen (Erze). Doch derzeit habe ich den Eindruck, dass es gar nicht nötig ist. Für SMT Scharf würde es schon reichen, wenn sich die permanenten Störeinflüsse der Politik vermindern würden. Sowohl mit China als auch mit Russland unterhält Deutschland traditionell gute Handelsbeziehungen, die derzeit in meinen Augen nur vorübergehend belastet sind. Und das anhaltend hohe globale Wirtschaftswachstum - trotz der geopolitischen Krisen - dürfte auch für eine Stabilisierung an den Rohstoffmärkten sorgen, irgendwann müssen die Preise auch mal wieder steigen. So ist die Aktie von SMT Scharf in meinen Augen eine Wette auf globale Entwicklungen. Sowohl die globale Konjunktur als auch die Geopolitik könnten sich schon bald positiv entwickeln. Doch Vorsicht, wie ich in meinen Ausführungen zu JD.com (Updates) zeige: vorher könnte es nochmals schlimmer werden. Jetzt ist also noch nicht der Zeitpunkt, um aus diesem Grund eine Spekulation einzugehen. In der Zwischenzeit zeigt sich CEO Hans Joachim Theiß unzufrieden mit dem Working Capital seines Unternehmens: derzeit würden Forderungen zu spät hereingeholt, 62% des Jahresumsatzes stünden durchschnittlich an Zahlungen aus. Er möchte das auf 50% reduzieren, was die Bilanz umgehend aufbessern würde und die durch die RDH-Übernahme entstandene Verschuldung umgehend ausgleichen könnte. Dadurch möchte Theiß sich finanziellen Spielraum verschaffen, um auch weiterhin gezielte Übernahmen zu tätigen, die auf dem aktuell niedrigen Bewertungsniveau seiner Branche eine inhaltlich gute Ergänzung zum Geschäft darstellen können. Sprich: SMT Scharf ist ein aktiver Teilnehmer im Prozess der Marktbereinigung. Der Umsatz von 65 Mrd. Euro wird mit einer Marktkapitalisierung von 80 Mio. Euro bewertet. Eine organische Wachstumsrate von rund 7% wird mit einem KGV 2019e von 14 bewertet. Wartungsverträge sichern Konjunkturabschwünge, Neuverträge versprechen Wachstum und eine Rohstoffhausse würde der Aktie Beine machen. WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES INDIZES (30.08.2018) Woche Δ Σ '18 Δ Dow Jones 25.980 1,3% 4,6% DAX 12.494 1,0% -3,3% Nikkei 22.870 2,0% 0,5% Shanghai A 2.867 0,5% -17,2% Euro/US-Dollar 1,17 0,7% -2,8% Euro/Yen 129,49 0,4% -4,1% 10-Jahres-US-Anleihe 2,86% 0,04 0,44 Umlaufrendite Dt 0,21% 0,04 -0,07 Feinunze Gold $1.200 0,9% -7,9% Fass Brent Öl $77,91 4,3% 17,0% Kupfer 6.064 1,6% -15,3% Baltic Dry Shipping 1.661 -4,3% 21,6% Bitcoin 6.953 7,3% -50,0% Im Großen und Ganzen haben sich sämtliche Finanzmärkte in der abgelaufenen Woche recht ordentlich entwickelt. Die Aktienbörsen sind leicht angestiegen, der Euro konnte sich gegenüber dem US-Dollar etwas stabilisieren und auch das Zinsniveau ist wieder leicht angestiegen. Auch auf den Rohstoffmärkten konnten die Temperaturmesser für die aktuelle Wirtschaftsverfassung (Öl +4,3%) für die Konjunkturerwartung (Kupfer +1,6%) als auch für die Absicherung gegen Finanzmarktturbulenzen (Gold +0,9%) zulegen. Selbst dem Bitcoin wird wieder neues Leben eingehaucht. Einzig der Baltic Dry Verschiffungsindex, der insbesondere durch die kurzfristige Buchung von Ladekapazitäten auf Schüttgut-Schiffen bestimmt wird, musste Federn lassen. Das ist jedoch nach dem kräftigen Anstieg der Vorwochen in Folge der in Aussicht gestellten US-Strafzölle kein Wunder. Chinesen haben sich schnell noch mit US-Produkten eingedeckt und dadurch einen außerordentlichen Preissprung für die Verschiffungskosten erzeugt. Das geht nun wieder zurück. | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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