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Wie angekündigt ist diese Woche voll von Unternehmensmeldungen. Nachdem die Aktienmärkte im Dezember schon kräftig ausverkauft wurden, war es nun nur noch die Frage, ob alles noch schlimmer kommt, oder ob der Dezember-Ausverkauf bereits ausgereicht hat.
CATERPILLAR & NVIDIA SCHOCKEN NUR MODERAT Dabei sollten wir uns den Kursverlauf der betreffenden Aktien über die vergangenen Monate anschauen. Caterpillar begann die Woche mit seinen Q-Zahlen und enttäuschte seine Anleger. Die Zahlen für 2018 lagen im Rahmen der schwachen Erwartungen. Die negative Überraschung kam jedoch beim Ausblick: Nach zwei "guten" Jahren 2017 und 2018 wird für 2019 eine deutliche Abschwächung in China befürchtet, so das Management von Caterpillar. Die Aktie von Caterpillar brach um 10% ein. Doch was nicht passierte, erzähle ich gleich. Zunächst Nvidia: Zeitgleich mit Caterpillar gab Nvidia eine Gewinnwarnung aus. Die Graphik-Chips des eingebrochenen Krypta-Marktes würden zwar aus den Lagern verkauft, doch jetzt kämen noch Rückläufer aus dem Kryptomarkt hinzu, so dass die Erholung bei Graphikchips noch ein wenig länger auf sich warten lasse. Bislang war man von einer Erholung im jetzt laufenden Q1 ausgegangen, doch damit wird's nun nichts. Die Umsatzprognose wurde von 2,7 auf 2,2 Mrd. USD gekürzt. Heftig! Die Aktie von Nvidia brach um 14% ein. Nun komme ich zu dem, was nicht passierte. Im Dezember wurden sämtliche vorstellbaren Hiobs-Szenarien durchdiskutiert, die Aktienmärkte verzeichneten den schlechtesten Dezember seit ... ich weiß nicht, seit Jahrzehnten oder so, habe ich irgendwo gelesen. Weil die Situation im Rahmen des Handelsstreits mit China sowie im Rahmen der Katerstimmung im Krypto-Markt so verheerend eingeschätzt wurde, brachen die Kurse eben so verheerend ein. Im Januar machte sich Hoffnung breit, Caterpillar stieg um 10% an. Der Ausverkauf dieser Woche konnte den Kurs jedoch nicht mehr unter das Tief von Anfang Januar drücken. Nvidia stieg im Januar sogar um 20% an, doch auch hier konnte der Ausverkauf dieser Woche den Kurs nicht auf neue Tiefs drücken. Im Unterschied zum Dezember wissen wir heute, dass US-Notenbankchef Jay Powell mit weiteren Zinserhöhungen vorsichtig sein wird. Wenn also China tatsächlich Konjunkturprobleme bekommt, die sich auf die USA ausweiten, dann ist seitens der Geldpolitik kein zusätzlicher Gegenwind zu befürchten. Das macht die Sache erträglich. Und auch für Nvidia ist es wichtig zu wissen, dass die Konjunktur nicht durch die Fed gebremst wird. Am Montag öffnete der Dow Jones in Folge dieser beiden Hiobsbotschaften mit dickem Minus, erholte sich jedoch im Verlauf des Handelstages. Am Ende blieb nur ein kleines Minus, am Mittwoch wurde sogar erstmals seit Dezember wieder die 25.000-Punkte-Hürde übersprungen. Die beiden Hiobsbotschaften haben keinen Ansteckungseffekt gehabt: Die negative Reaktion blieb auf die direkt betroffenen Aktien beschränkt. Was also nicht passiert ist: Keine neuen Tiefs und keine Ansteckung. Das sind sehr bullische Anzeichen für den Gesundheitszustand der Aktienmärkte. WIRECARD MIT BEKANNTEN VORWÜRFEN Die Financial Times hat gestern einen Bericht veröffentlicht, demzufolge Wirecard betriebsintern verdächtigen Geschäftspraktiken und zweifelhaften Geldströmen nachgehe. Es wird suggeriert, dass Wirecard dunklen Machenschaften Vorschub leiste. Die Aktie des DAX-Neulings brach vorübergehend um 15-20% ein. Dabei ist der Vorwurf nicht neu, ich selbst habe vor einigen Jahren mal einen Vorgang windiger Zahlungen im Spielebereich mit Beteiligten in Florida näher analysiert. Ja, die Welt hat auch ihre dunklen Seiten. Es ist jedoch wichtig zu unterscheiden, ob Wirecard solchen Geschäften wissentlich Vorschub leistet, oder aber ob Wirecard einfach nur von windigen Typen missbraucht wird. Wirecard ist eine FinTech Aktie, die eine völlig digitale Zahlungsabwicklung ermöglicht und dabei neue Wege geht. Nun ist es in meinen Augen nicht überraschend, dass auch die Graumärkte diese neuen Kanäle für sich entdecken und genauso wenig überraschend ist es, wenn Wirecard solche Machenschaften durch interne Untersuchungen zu minimieren versucht. Der Vorwurf, dass ein maßgeblicher Teil des Geschäfts von Wirecard auf solchen Vorgängen beruht, dürfte sich in den vergangenen Jahren jedoch als nicht haltbar erwiesen haben. FUSION DEUTSCHE BANK & COMMERZBANK Ein Bloomberg-Bericht von heute diskutiert, ob unsere beiden letzten verbliebenen deutschen Großbanken miteinander fusionieren sollten. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier hat letzte Woche erst betont, dass man eigenen Anstrengungen der Deutschen Bank, aus der inzwischen 10 Jahre andauernden Misere herauszukommen, wohlwollend unterstütze. Sprich, er hat ausdrücklich nicht eine mögliche Fusion besprochen. Doch der Umstand, dass er sich genötigt fühlt, dieses Thema anzusprechen, macht misstrauisch. Ich bin zumindest froh, dass wir die Deutsche Bank aus unserem Portfolio geschmissen haben. Andere Finanzaktien sind wesentlich attraktiver. SAP ENTTÄUSCHT SAP hat Q-Zahlen vorgelegt, die hinter den Markterwartungen zurück blieben. Insbesondere die schwache Margenentwicklung hat Anleger enttäuscht (Stichwort: Cloud-Abos, also für uns wenig überraschend). Auch für SAP gilt: Ja, die brummende Konjunktur verlangsamt sich, das wird sowohl in den Zahlen von 2018 sichtbar als auch im verhaltenen Ausblick. Die Aktie von SAP hat aber nur einen kleinen Teil ihrer im Januar erzielten Kursgewinne abgegeben. Es ist also bei weitem nicht so schlimm wie noch im Dezember befürchtet. SIEMENS RUTSCHT STARK AB Auch Siemens veröffentlichte schwache Q4-Zahlen, auch die Siemens-Aktie brach ein, erreichte (zunächst) aber kein neues Tief. Gestern Abend kamen dann jedoch Zweifel an dem weiteren Verlauf der beabsichtigten Siemens-Alstom Fusion im Zugbereich auf. Aus Brüssel sei Gegenwind zu verzeichnen, so dass hinter den Kulissen bei Siemens und Alstom die Fetzen flögen. Heute ist die Aktie um weitere 5% eingebrochen und rutsche somit unter das Tief vom Jahreswechsel. Hmm, hier sollten wir ein Auge drauf behalten. Schauen wir nun einmal, wie sich die wichtigsten Indizes im Wochenvergleich entwickelt haben: WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES INDIZES (31.01.19) Woche Δ Σ '19 Δ Dow Jones 25.000 1,8% 8,4% DAX 11.173 0,4% 5,8% Nikkei 20.788 0,1% 3,9% Shanghai A 2.742 0,6% 5,0% Euro/US-Dollar 1,14 1,1% 0,0% Euro/Yen 124,67 0,3% -1,2% 10-Jahres-US-Anleihe 2,64% -0,08 -0,10 Umlaufrendite Dt 0,05% -0,02 -0,05 Feinunze Gold $1.317 2,5% 2,8% Fass Brent Öl $61,93 0,5% 18,6% Kupfer 6.076 2,6% 1,0% Baltic Dry Shipping 721 -23,2% -43,3% Bitcoin 3.474 -3,4% -11,4% In den USA nährt Präsident Trump die Hoffnung auf ein Handelsabkommen mit China. Das Treffen mit der chinesischen Delegation sei erfolgreich verlaufen. Es bleiben noch viele kritische Fragen, die es zu klären gilt. Doch Trump geht davon aus, bald mit dem chinesischen Präsidenten Xi das "größte Handelsabkommen aller Zeiten" unterzeichnen zu können. Entsprechend hat der Dow Jones im Wochenvergleich kräftig zugelegt (+1,8%). Ganz anders sieht es in Europa aus, wo das Brexit-Theater aufgeführt wird. Wenngleich Bewegung in einzelne Punkte des Brexit-Vertrags zu kommen scheint (Irland-Frage), fahren beide Vertragsparteien jedoch eine so harte Linie, dass ein ungeregelter Brexit von umsichtig agierenden Anlegern eingepreist werden muss. Entsprechend konnte der DAX diese Woche nicht mit dem Dow Jones mithalten (nur +0,4%). Die Notenbanksitzung dieser Woche endete mit einem reflektierten Statement des Fed-Chefs Jay Powell, der weitere Zinsschritte im laufenden Jahr von der jeweiligen Datenlage abhängig machte. Nun sind wir endlich wieder in einem vernünftigen Modus: Die Fed agiert nur, wenn es sinnvoll ist und nicht mehr dogmatisch nach einem gegebenenfalls veralteten Plan. Damit bleibt der US-Dollar allerdings weicher (niedrigerer Zins) und entsprechend hat der Euro ein wenig gegenüber dem US-Dollar zugelegt (+1,1%). Die kurzfristigen Zinsen bleiben also noch länger niedrig als zuvor gedacht oder befürchtet. Das hat sich sowohl in den USA (-0,08%punkte), als auch in Deutschland (-0,02%punkte) auch auf die langfristigen Zinsen ausgewirkt. Das Gold klettert weiter (+2,5%) mit vorläufigem Ziel 1.350 USD/Oz. Auch der Ölpreis klettert weiter und hat somit den übertriebenen Ausverkauf inzwischen wieder neutralisiert. Erstaunlich ist der Einbruch des Baltic Dry Verschiffungsindex', der die Transportraten im Handel mit China widerspiegelt (-23,2%). Es hat den Anschein, als seien inzwischen die Hamsterkäufe der Handelspartner aus Angst vor den Strafzöllen abgeschlossen und nun kommt der Handel zum erliegen. | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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