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Im Handelsstreit zwischen den USA und China wird es in den nächsten Wochen keine Fortschritte geben, diese Erkenntnis setzte sich diese Woche bei Anlegern durch. Außerdem wird dieses Wochenende das Europaparlament neu gewählt und neben der Angst vor einem Rechtsruck in Europa schütteln viele den Kopf darüber, dass auch die Briten über die Zusammensetzung mitentscheiden dürfen, obwohl sie eigentlich schon längst raus sein sollten.
May bleibt nur noch den Mai, Anfang Juni ist nicht nur der Mai zu, sondern auch die Amtszeit der May am Ende. Damit steigt die Gefahr eines ungeregelten Brexits, was heute an den Aktienmärkten für schlechte Laune sorgt. Was wir derzeit sehen, ist die Liquidation von Positionen der falsch positionierten Anleger, die erst jetzt merken, dass der harte Brexit kommen kann und der Handelsstreit noch deutlich schlimmer werden kann, bevor eine Lösung in Sicht kommt. Alle Beteiligten haben sich in "alternativlose" Sackgassen manövriert: - EU bzw. Michel Barnier: Viele rote Linien wurden schon überschritten, mehr Zugeständnisse an die Briten würde die verbleibenden EU-Mitglieder auf die Palme bringen, denn scheidende Mitglieder dürfen nicht besser behandelt werden, als verbleibende. - GB bzw. Theresa May: Mehr Zugeständnisse sind von der EU nicht zu holen, sie muss also den ausgehandelten Austrittsvertrag durchs Parlament bringen, sonst ist sie gescheitert ... wie heute geschehen. Es wird vermutlich ein Brexit-Hardliner folgen. - USA bzw. Donald Trump: Nutzt den China-Handelsstreit als Wahlkampfthema für seine Wiederwahl im kommenden Jahr. Je unnachgiebiger er gegenüber China auftritt, desto stärker die Zustimmung seiner Wähler. - China bzw. Xi Jinping: Die kommunistische Marktwirtschaft Chinas kann sich nicht den Regeln der freien Marktwirtschaft unterwerfen, stattdessen bemüht Xi für den Handelsstreit den historisch schwergewichtigen Begriff des "Langen Marsch", der auf Mao Tse-tung zurückgeführt wird. Ich habe drei Jahre nach der Brexit-Entscheidung und zweieinhalb Jahre, nachdem Trump China als Feind der USA anprangerte, kein Verständnis mehr für Anleger, die ihr Portfolio noch immer nicht gegen die Zuspitzung dieser beiden Konflikte abgesichert haben. Dennoch scheint es ausreichend Anleger zu geben, die erst gestern gemerkt haben, dass bestimmte Positionen in ihren Portfolios nicht mehr passen. Da der "moderne" Anleger nicht mehr Einzelaktien im Depot hat, sondern mit Hilfe von ETFs Märkte und Branchen abbildet, wird das Gute mit dem Schlechten verkauft. Die Reduktion eines Technologie-ETFs im Bestand von Anlegern aufgrund der Ächtung Huaweis und der daraus folgenden Verwerfungen bei vielen Halbleiterunternehmen führt dazu, das alle Technologieaktien ausverkauft werden, wenn ETFs den Kapitalabfluss nachvollziehen. Der DAX ist diese Woche um 2% eingebrochen, angeführt von der Autoindustrie (-4,7%) und der international aufgestellten Chemiebranche (-4,0%). Bei den Einzeltiteln ist zu berücksichtigen, dass Ende Mai / Anfang Juni die meisten Hauptversammlungen der Aktiengesellschaften stattfinden und die Aktien am jeweils darauffolgenden Tag ex Dividende gehandelt werden. Die -11% in der Daimleraktie diese Woche ist über die Hälfte auf die Ausschüttung der Dividende zurückzuführen. So ist es derzeit wichtig, dass Sie für jede Position in Ihrem Portfolio wissen, wie stark die Abhängigkeit vom Handelsstreit und vom Brexit ist. Daraus entscheidet sich, ob Sie diese Position an Tagen wie heute, wo sich die Kurse ein wenig erholen, verkaufen, oder aber in einen Ausverkauf hinein zukaufen. Die Berichtssaison ist diese Woche zu Ende gegangen, nur noch vereinzelte Zahlen treffen auf den Markt. Ich habe diese Woche so viele Aktien näher analysiert wie schon lange nicht mehr. Einige habe ich kurz auf meinem Blog heibel-unplugged.de vorgestellt, die aussichtsreichsten Aktien stelle ich heute in Kapitel 04 vor. WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES INDIZES (23.05.2019) Woche Δ Σ '19 Δ Dow Jones 25.547 -1,2% 10,8% DAX 12.011 -1,9% 13,8% Nikkei 21.117 -0,6% 5,5% Shanghai A 2.988 -1,0% 14,4% Euro/US-Dollar 1,12 0,3% -2,1% Euro/Yen 122,48 -0,2% -2,9% 10-Jahres-US-Anleihe 2,33% -0,07 -0,41 Umlaufrendite Dt -0,17% 0,00 -0,27 Feinunze Gold $1.284 0,6% 0,3% Fass Brent Öl $68,06 -5,4% 30,4% Kupfer 5.919 -1,4% -1,6% Baltic Dry Shipping 1.068 5,4% -16,0% Bitcoin 7.849 9,5% 100,1% Na, man könnte sagen, der Handelsstreit belastete die Aktienmärkte diese Woche jeweils mit einem Prozent, für den DAX kam ein weiteres Prozent aufgrund des Brexit hinzu. In den USA bleiben die Märkte am Montag geschlossen (Memorial Day), in Europa stehen die Wahlen an und da ist es nachvollziehbar, dass viele Spekulanten vor diesem Wochenende ihre Positionen glatt stellten. Denn, was wenn die EU-Wahl einen Erdrutsch an den Aktienmärkten auslöst? US-Anleger könnten am Montag gar nicht darauf reagieren, weil deren Börsen geschlossen bleiben. Da liquidiert man dann lieber die Positionen, die am meisten im Risiko stehen. Das Zinsniveau in Europa und den USA bleibt niedrig, diese Woche hat die Bundesregierung eine 10 Jahre laufende Bundesanleihe versteigert. Der Zins betrug -0,07%, Anleger bezahlen die Bundesregierung also lieber, damit sie ihr Geld geben dürfen und so dem Strafzins auf Einlagen bei der EZB entkommen. Der Goldpreis hat sich wieder auf das Niveau vom Jahresbeginn zurückentwickelt. Von "Krisenwährung" ist da nicht viel zu sehen. Der Ölpreis hingegen hat dieses Jahr bereits um über 30% zugelegt, fiel aber diese Woche deutlich zurück, weil die US-Rohöllagerbestände das höchste Niveau seit zwei Jahren erreicht haben. Es wird mehr Öl gefördert, als raffiniert (verarbeitet) oder transportiert (Pipelines fehlen) werden kann. Das ist ein US-spezifisches Problem (US.-Crude Western Texas Öl 58 USD/Fass), das nur bedingt auf den Ölpreis des Rests der Welt (Nordsee Brent Öl 68 USD/Fass) und somit die 10 USD Preisunterschied erklärt. Dr. Copper, wie Kupfer in den USA gerne aufgrund seiner guten Prognosequalität für die Konjunktur genannt wird, hat im Rahmen der Verschärfung des Handelsstreits ebenfalls wieder einen Großteil seines bisherigen Jahresgewinns abgegeben. Am Preisrückgang kann nicht einmal die Blockade einer der größten Kupferminen Perus durch Einheimische etwas ändern, der Handelsstreit übertrumpft selbst ein solches Ereignis, das normalerweise den Kupferpreis hätte anspringen lassen. Über den Bitcoin wird wieder viel gesprochen, seit er sich binnen kurzer Zeit verdoppelt hat. Es mehren sich die Anzeichen, dass der Bitcoin in den USA bald von der Finanzbehörde für bestimmte Finanzinstrumente zugelassen wird. | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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