Alt 11.09.19, 16:14
Standard „Viel normaler als man denkt“
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Leben wir in einer extremen Welt?

Durch die Schlagzeilen zahlreicher Finanzmedien entsteht im Jahr 2019 - wieder einmal - der Eindruck, dass wir es scheinbar mit Problemen von noch nie dagewesenem Ausmaß zu tun haben. Donald Trump führt einen Handelskrieg sondergleichen, der Brexit stellt Europa vor ungeahnte Herausforderungen. Selten zuvor in der Geschichte haben sich die politischen Querelen derart vielschichtig präsentiert. Die Zinsentwicklung sorgt - vor allem in Europa - für nicht möglich gehaltene Tiefstände. Parallel dazu erreichen die globalen Aktienmärkte neue Allzeithochs. Kritisch betrachtet resultiert daraus im längsten jemals gemessenen Bullenmarkt auch eine rekordverdächtige „Fallhöhe“. Wandeln wir im Börsenjahr 2019 also von einem Extrem ins andere?

Ganz im Gegenteil!

2019 ist kein extremes Jahr. Denn es kommt eben ganz auf die korrekte Definition der „Normalität“ an. Wir befinden uns in der reifen Phase eines Bullenmarktzyklus und sehr vieles, was auf den ersten Blick außergewöhnlich erscheint, ist bei näherer Betrachtung einfach nur „normal“. Das fundamental positive Umfeld, begründet durch globales Wirtschaftswachstum, sorgt für grundlegenden Auftrieb an den Märkten. Zwischendurch sorgen jedoch kräftige Korrekturen, hauptsächlich verursacht durch kurzfristige Stimmungsschwankungen, für eine ausgeprägte und dennoch typische Volatilität. Zudem gilt das Grundprinzip: Extreme Renditen sind normal, moderate Renditen treten eher selten auf. In einzelnen Börsenjahren gehört eine hohe Abweichung zur rechnerischen Durchschnittsrendite zum Standard.

Zur Normalität gehört aber leider auch, dass man sich mit unzähligen Problemen auf wirtschaftlicher und politischer Ebene auseinandersetzen muss. Einige Problemstellungen sind zäh wie Kaugummi, andere Krisenherde verfügen über eine kurze Halbwertszeit. Jedes neue Problem bringt zwar neuartige Ängste zum Vorschein, doch sie werden von den Märkten mit Routine verarbeitet. Ruhige Zeiten gibt es eigentlich nie - dennoch sind die Aktienmärkte als Spiegelbild für eine fortschrittliche Welt mit hohen langfristigen Renditen ausgestattet. Dementsprechend gehören neue Höchststände, auch in scheinbar widrigen Umständen, zum normalen Bullenmarktzyklus dazu und können bis zum finalen Hochpunkt hundertfach auftreten.

Extreme Ansichten vermeiden

Welche Schlüsse kann man als Anleger aus der aktuellen Situation ziehen? Der unbeliebte Bullenmarkt strotzt vor typischen Eigenschaften - es gilt, diese Normalität anzuerkennen. Dies fällt teilweise schwer, da viele aufgeregte Marktbeobachter mit Nachdruck versuchen, der Marktentwicklung 2019 etwas Ungewöhnliches anzudichten. Im reifen Zyklus wird die erhöhte Volatilität mehrfach zur Geduldsprobe, die scharfe Korrektur zum vorangegangenen Jahreswechsel dürfte nicht die letzte ihrer Art gewesen sein. Volatilität bedeutet jedoch Dynamik, und ohne Dynamik könnten die Aktienmärkte nicht das sein, was sie sind - eine hervorragende Chance für langfristig orientierte Anleger, den nachhaltigen Vermögenszuwachs zu erreichen.

Fazit

Extreme Ansichten sind bei der erfolgreichen langfristigen Geldanlage fehl am Platz. Es braucht in der aktuellen Marktphase keine extremen Meinungen, sondern eine vernünftige Erwartungshaltung. Diese sollte lauten: Der globale Bullenmarkt hat gute Chancen, seine Erfolgsgeschichte weiter zu schreiben. Auch wenn es in den letzten zehn Jahren vielen Anlegern nicht gelungen ist, sie als solche überhaupt wahrzunehmen und davon zu profitieren. Wer zwischen Normalität und tatsächlich extremen Ereignissen unterscheiden kann, verbessert seine Chancen.

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Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Thomas Grüner die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
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