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Viermal im Jahr ist High-Noon an der Börse: Täglich prasseln unzählige Quartalsberichte auf uns Anleger hinab. Schauen wir mal auf die wichtigsten Zahlen:
DEUTSCHE BANK Das beste Q-Ergebnis seit sieben Jahren, prahlt die Deutschen Bank: Alle vier Geschäftsbereiche seien erfolgreich. Die Aktie ist um 17% angesprungen. Niemand hat damit gerechnet. Kein Wunder, denn der Großteil des Gewinns stammt aus gerade dem Geschäftsbereich, der seit der Finanzkrise als Enfant Terrible bekannt ist, das Investmentgeschäft. Hier spekuliert die Bank am Markt, teilweise gegen die eigenen Kunden, und profitiert insbesondere von volatilen Zeiten an den Aktienmärkten. Damit ist es also gar nicht so überraschend, dass die Bank in diesem Bereich so profitabel ist, Überraschend ist, dass dieser Bereich auch 13 Jahre nach der großen Finanzkrise noch immer so groß ist, dass er so viel Gewinn erzielen kann. DEUTSCHE LUFTHANSA Während Airbus schon wieder zuversichtlich auf das zweite Halbjahr blickt, in dem die Nachfrage aus den USA und China deutlich ansteigen könnte, kürzt Lufthansa nochmals den Flugplan für das laufende Jahr von 50% auf 40% des Vorkrisenniveaus. Airbus profitiert also vom internationalen Geschäft, während Lufthansa auf dem europäischen Kontinent die verlängerten Kontaktbeschränkungen zu spüren bekommt. Außerdem hat Lufthansa angekündigt, im kommenden Jahr eine Milliardenschwere Kapitalerhöhung durchzuführen, um die Staatshilfen zurückzuzahlen. Als direkte Reaktion auf diese beiden Hiobsbotschaften sackte die Aktie gestern um 4% ab. Insgesamt überwiegt aber die Freude über die - wann auch immer - am Horizont sichtbare Normalisierung, denn im Wochenvergleich liegt die Aktie noch immer 3% vorn. APPLE Umsatz (+53%) und Gewinn besser als erwartet, Dividende und Ausblick angehoben, Aktienrückkauf vermeldet. Apple ist nicht von der globalen Chip-Knappheit betroffen. Die Pipeline ist voll vielversprechender Produkte, insbesondere die lukrative Mac-Reihe wird mit dem nunmehr hauseigenen Chip ausgestattet. Das bringt einen gigantischen Performancegewinn, günstigerer Kosten und zudem, wenn ich den Gerüchten glauben darf, werden beliebte Funktionen zurück gebracht: MagSafe, SD-Kartenslot und anderes. Die Aktie notiert unverändert, eigentlich wäre ein kräftiger Sprung angemessen. Aber Gewinnmitnahmen scheinen die Aktie am Boden zu halten. MICROSOFT Der Umsatz (+19%) und Gewinn lagen auch bei Microsoft deutlich über den Erwartungen, allerdings betrug das Wachstum der Microsoft Cloud Azure "nur" 50%, Analysten hatten ein wenig mehr erwartet. Die Aktie ist daher um 4% eingebrochen. Das Umsatzwachstum betrug 34%, der Gewinn hat sich verdoppelt, ein Aktienrückkauf mit dem Volumen von 50 Mrd. USD wurde angekündigt. Die Aktie sprang um 4% an. Bei Alphabet ist das meiner Einschätzung nach erst der Anfang, weil die größten Kunden von Alphabet für Werbung auf der Suchmaschine Google die Reisebranche ist, die in den vergangenen Monaten kaum Werbung geschaltet hat. Wenn also ohne diesen Kunden Rekordergebnisse erzielt werden, wie gut wird es erst werden, wenn die Reisebranche wieder mitmischt? TESLA Elon Musk hat den Vogel abgeschossen: Grottenschlechte Q-Zahlen hat er durch den Verkauf von Bitcoins aufgehübscht und damit seine Aktionäre geblendet. Die Chipknappheit hat bei Tesla voll zugeschlagen, es konnten kaum Model S und Model X Autos fertig gestellt und somit verkauft werden. In den meisten Meldungen zu Teslas Q-Zahlen wird in den ersten Absätzen der Bitcoin-Coup beschrieben. Erst am Ende wird angemerkt, dass das Autogeschäft hinter den Erwartungen zurück blieb. Immerhin ist der Umsatz um 74% auf 10 Mrd. USD angesprungen, der Gewinn sogar um 94% auf 1,8 Mrd. USD. Doch die Aktie hat sich in den vergangenen 14 Monaten verzehnfacht, eben weil das erfolgreiche Anlaufen der Massenproduktion exorbitante Umsatzsprünge und somit Marktanteilgewinne in Aussicht stellte. Doch genau das ist ausgeblieben. Der Gewinn im Automobilbereich betrug nur 438 Mio. USD. 518 Mio. USD Gewinn erzielte Tesla durch den Verkauf von Abgas-Zertifikaten. Weitere knapp 1 Mrd. USD Gewinn erzielte er durch den Verkauf von 10% seiner Bitcoins, die er im vergangenen Jahr als Bestandteil der bilanzieren Rücklagen gekauft hatte. Das ist unternehmerisch inakzeptabel: Musk hat groß angekündigt, den Bitcoin als Rücklage in die Bilanz zu nehmen. Nun verkauft er mal eben 10% seines Bestands, um den Quartalsgewinn aufzuhübschen. Die Bitcoin-Szene tobt vor Verachtung. Doch schneller noch als die Erläuterungen zu den Q-Zahlen veröffentlichte Musk, er persönlich habe keinen einzigen Bitcoin verkauft. Auch werde das Unternehmen Tesla Bitcoins, die es mit dem Verkauf von Autos einnimmt (Sie können in den USA ihren Tesla bereits mit Bitcoins bezahlen), nicht veräußern. Der Verkauf der 10% des Bitcoin-Bestands diente einzig und allein dem Zweck zu zeigen, dass der Bitcoin "liquide" sei und der Markt auch größere Mengen in kurzer Zeit aufnehmen könne. Hmm, kreative Buchhaltungsmethoden funktionieren nur so lange, wie solche Tricks in kurzer Zeit durch überproportionales Wachstum überkompensiert werden können. Mal schauen, ob Tesla dies gelingt. AMD AMD spürt die weltweite Chip-Knappheit und freut sich über leere Lager. Der Umsatz sprang um 93% an, der Gewinn lag deutlich über den Erwartungen. Intel-Graphikchips erobern weiter Marktanteile von Intel, die Aktie von Intel fiel in Folge der AMD-Zahlen. Die Aktien von AMD selbst stiegen leicht an. Der Umsatz ist um 47% angesprungen, der Gewinn hat die Erwartungen um 40% übertroffen. Trotz aller moralischer Vorwürfe bewährt sich das Geschäftsmodell von Facebook eins um andere. Bei Facebook waren die Erwartungen am niedrigsten, daher ist dieses Ergebnis die größte Überraschung, die Aktie springt um 6% an. Weiteres Ungemach für den Konzern steht an: Apple hat in seinem iOS Betriebssystem für iPhones nun hinterlegt, dass alle App-Anbieter ihre Nutzer um Erlaubnis fragen müssen, wenn persönliche Nutzungsdaten an den App-Anbieter übertragen werden. Bislang war das als Voreinstellung einfach genehmigt worden, was Apple-Chef Tim Cook nicht in Ordnung findet. Schätzungen zufolge werden 60% der Nutzer die Genehmigung verweigern, was Facebook das gezielte Werben erschwert und somit den durchschnittlichen Preis je angezeigter Werbung senken wird. Das Geschäftsmodell von Facebook ist einmal mehr unter Beschuss. Facebook wirft Apple vor, tausende Kleinunternehmen dadurch von der Möglichkeit der gezielten, und somit effizienten, Werbung auszuschließen. Lassen Sie mich mal überlegen: Das bin ja ich! Ja, ich habe in den vergangenen Monaten immer wieder Facebook für die Veröffentlichung von Auszügen aus dem Heibel-Ticker genutzt und diese Beiträge beworben. Dank der gezielten Ausstrahlung meiner Werbung habe ich dadurch nur hochqualifizierte und sehr interessierte Facebook-Nutzer gefunden. Das zeigte sich in Form von Kommentaren unter meinen Artikeln wie bspw. dieser hier: Abbildung 1: Facebook Nutzerreaktion auf meine Artikel oder dieser hier: Abbildung 2: Facebook Nutzerreaktion auf meine Artikel Wenn ich jetzt zig Kommentare zu meinen Artikeln hätte, dann wäre es nicht verwunderlich, wenn ab und zu auch mal ein unqualifizierter Kommentar darunter ist. Doch das Verhältnis von qualifizierten Kommentaren zu unqualifizierten Kommentaren ist etwa 1:1. Das kann natürlich daran liegen, dass ich keine Ahnung davon habe, wie man auf Facebook vernünftige Artikel schreibt und vernünftig Werbung schaltet. Ich habe dort aber ziemlich viel Energie reingesteckt und gemeinsam mit einem Kooperationspartner kontinuierlich optimiert, so wie es auf anderen Social-Plattformen funktioniert. Irgendwie beschleicht mich das Gefühl, dass es nicht an uns lag. Wir haben vor einigen Monaten, und somit lange vor obiger Apple-Meldung, unsere Aktivitäten auf Facebook zurückgefahren. Der Umsatz sprang um 78% an, der Gewinn lag um 40% über den Erwartungen. Die durchschnittliche Anzahl der Nutzer (MAU) stieg nur um 30% auf 478 Mio., erwartet wurden 480 Mio. Der Ausblick war dann auch mau, das Management sprach in Folge der Pandemie von konstanten Nutzerzahlen. Kein Wachstum! Dabei ist gerade das Nutzerwachstum der wichtigste Indikator für das Umsatzwachstum der Zukunft. Die Aktie brach um 17% ein. Pinterest ist ein weiteres Opfer der neuen Apple-Politik, die Nutzungsdaten nur mit expliziter Nutzergenehmigung an App-Anbieter durchzuleiten. Doch das entsprechende iOS gibt es erst seit wenigen Tagen, das kann für die schlechten Zahlen aus Q1 nicht verantwortlich sein. Ich fürchte, Pinterest ist eher Opfer der Pandemie: Exorbitante Wachstumszahlen aus dem Vorjahr lassen sich heute mit zunehmender Normalisierung der Lage nicht aufrecht erhalten. Gestern Abend hat nun auch Twitter Q-Zahlen vorgelegt, die knapp über den Erwartungen lagen: Umsatz +29% auf 1,05 Mrd. USD, der Gewinn von 0,16 USD je Aktie lag um 2 Cents über den Erwartungen. Die Nutzerzahl stieg auf 199 Mio., erwartet wurde die Schallmauer von 200 Mio. Der Ausblick ist im Rahmen der Erwartungen. Ein Haar in der Suppe (Nutzerzahl) reicht, um im extrem bullischen Umfeld einen Ausverkauf loszutreten, die Aktie von Twitter notiert heute früh mit 11% im Minus. TELADOC Der Umsatz ist um 151% angesprungen, der Gewinn hingegen lag weit hinter den Erwartungen. Auch Teladoc wird das Wachstum post Corona nicht aufrecht erhalten können, sehr zum Bedauern der Anleger. Die Aktie ist um 10% eingebrochen. Mit einem Kurs/Umsatz-Verhältnis von 25 ist die Bewertung von Teladoc jenseits von Gut und Böse, da darf man sich keinen noch so kleinen Fehler leisten. Grundsätzlich halte ich viel von dem Geschäftsmodell und auch von der Unternehmensstrategie: Das Management nutzt die Pandemie zur Ausweitung des Geschäfts, auch wenn das teuer ist. Es wird ein neuer Markt entwickelt, und Entwicklungskosten sind meist hoch. So ist das häufig mit neuen Märkten: Es ist selten derjenige, der den Markt entwickelt, der später auch die dicken Gewinne nach Hause trägt. QUALCOMM Das Umsatzwachstum beträgt 52%, der Gewinn liegt um 15% über den Erwartungen. Qualcomm liefert mehr Chips denn je aus, weil das Unternehmen ein Netzwerk von mehreren Lohnfabrikanten unterhält. Die Chipknappheit führt für Qualcomm zwar zu höheren Einkaufspreisen, nicht aber zu weniger Absatz - im Gegenteil. Aktionäre sind positiv überrascht, die Aktie springt um 5% an. EBAY 42% Umsatzwachstum und ein Gewinn, der über den Erwartungen liegt, können die Aktie von eBay nicht stützen. Der Ausblick ist enttäuschend. Die Aktie bricht um 11% ein. eBay kämpft gegen Amazon, gegen die Shops, die auf Shopify bauen, gegen Stitchfix, gegen ... unzählige kleine Spezialanbieter und alternative Marktplätze, die eBay die Butter vom Brot nehmen. Wenn man eine so dominante Marktposition hat, wie eBay sie hatte, mit lukrativen Gewinnmargen, dann muss man sich auf kreative Wettbewerber einstellen. Diese Kreativität ist bei eBay nicht möglich, dazu ist der Konzern zu groß. "If you can't beat them, join them", heißt es: Wenn Du sie nicht besiegen kannst, dann verbünde Dich mit ihnen. In der Wirtschaft und auf eBay angepasst würde das heißen: Kaufe die kreativen Wettbewerber früh genug, bevor sie zu wertvoll werden. Facebook hat das mit Instagram so gemacht. eBay hat das jedoch versäumt und muss nun zusehen, wie das eigene Geschäft von allen Seiten wie von Piranhas angeknabbert wird. AMAZON Das beste zum Schluss: Gestern Abend hat Amazon Q-Zahlen vorgelegt, die jegliche Erwartungen zur Makulatur machen: 44% Umsatzwachstum auf 108 Mrd. USD lagen um 4% über den Erwartungen. Der Gewinn sprang auf 15,79 USD je Aktie und lag um 64% über den Erwartungen. Die Prognose wurde angehoben und liegt deutlich über den Erwartungen. Das Wachstum in der Amazon Cloud AWS stieg auf 32% (erwartet wurden nur 22%). Prime Video Streaming ist um 70% angewachsen. Die 1,5 Mrd. USD Corona-Kosten, die jedes Quartal anfallen, fallen in diesem Zahlenwerk kaum auf. Die Aktie springt heute um 3% an. FAZIT: HERAUSRAGENDE ZAHLEN REICHEN NICHT MEHR Wir haben eine Woche mit unendlich vielen Q-Zahlen erlebt. Herausragende Q-Zahlen reichten bestenfalls aus, um die eigene Aktie nach oben zu befördern. Häufig genug reichte es aber gerade einmal aus, um einen Ausverkauf zu vermeiden. Überhaupt nicht mehr war zu sehen, dass gute Zahlen eines Unternehmens die ganze Branche mit nach oben zieht. Durch sämtliche Branchen hinweg waren gute Zahlen zu sehen, einzelne Titel sprangen an. In der DAX-Familie sind die Deutsche Bank (+19%) sowie die Commerzbank (+11%) aufgefallen (Profiteure einer Nach-Corona-Normalisierung), aber auch Adva (+10%, Corona-Profiteur), Fraport (+8%) im Kielwasser von TUI (+10%) und K+S (+11%) sowie Bilfinger (+12%). Auch Verbio (+15%) und Hella (+10%) sprangen an. Die meisten Aktien sprangen in Folge guter Q-Zahlen an und wirtschaften in Branchen, die also von einer nach-Corona Normalisierung profitieren. Dort fällt es offensichtlich noch immer leichter, Begeisterung auszulösen. Verbio hob die Prognose an, Hella profitiert von Übernahmegerüchten, TUI meldete die Ausweitung des Flugplans und Bilfinger freut sich über anziehende Nachfrage im Industriesektor. Aus Branchensicht hat die Logistigbranche (+2,4%), gefolgt von der Immobilienbranche (+1,8%) am besten abgeschnitten. Die rote Laterne trägt die Chemiebranche (-1,6%), gefolgt von den Versorgern (-1,1%). Heftige Verluste in Einzelaktien blieben diese Woche jedoch aus. Schauen wir mal, wie sich die wichtigsten Indizes im Wochenvergleich entwickelt haben. WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES INDIZES (29.04.2021) Woche Δ Σ '21 Δ Dow Jones 33.850 -0,5% 11,0% DAX 15.136 -0,9% 10,3% Nikkei 28.813 -0,7% 5,0% Shanghai A 3.613 -0,8% 0,9% Euro/US-Dollar 1,20 -0,3% -2,1% Euro/Yen 131,56 0,9% 3,8% 10-Jahres-US-Anleihe 1,63% 0,07 0,70 Umlaufrendite Dt -0,27% 0,06 0,29 Feinunze Gold $1.767 -0,5% -6,2% Fass Brent Öl $67,26 2,1% 30,9% Kupfer $9.850 4,4% 25,6% Baltic Dry Shipping $3.007 9,3% 120,1% Bitcoin $56.844 13,9% 101,9% | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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