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Robinhood ist diese Woche eingebrochen (-11%): Die US-Börsenaufsicht wolle sich die Praxis anschauen, in der Broker für die Weitergabe der Kundenorders an Dritte (bspw. Hedgefonds) pauschal bezahlt werden (payment for order flow). Diese Praxis ist in Deutschland sowie in vielen anderen Ländern verboten. Das Vertrauensverhältnis zwischen Broker und Kunden wird meiner Einschätzung nach jedoch missbraucht, wenn man Dritten die Möglichkeit gibt, aus dem gesammelten Orderflow weitere Erkenntnisse zu erzielen und zum eigenen Vorteil (also zum Nachteil der Kunden) zu nutzen.
Natürlich wünsche ich mir einen Broker und eine Bank, die mir Geld dafür bezahlt, dass ich Kunde bei ihnen bin. Die Comdirect hat das über viele Jahre getan, indem sie mir monatlich einen Euro für mein Girokonto überwiesen hat. Doch solche Geschäftsmodelle sind in Zeiten, in denen die Guthaben der Kunden keinen Ertrag abwerfen - im Gegenteil, derzeit kostet es die Banken sogar Geld - nicht tragfähig. Die Alternative ist also, den Kunden zu verarschen, wie es Robinhood tut: Man verspricht kostenfreie Wertpapierorders, gibt den Kunden jedoch schlechtere Kurse und verdient an dieser Kursspanne. Natürlich darf man das nicht selber tun, Robinhood überlässt das Dritten und gibt sich mit einer Pauschalen zufrieden. Oder aber man ist ehrlich und berechnet für die eigenen Dienstleistungen dann eben eine Gebühr: Guthabengebühr (auch Strafzins genannt), Depotgebühr, Odergebühr, etc. Damit darf man dann sicher sein, in der weichgespülten Presse einer Leistungsgesellschaft zerrissen zu werden. Leistung bezieht sich hier offensichtlich darauf, Transferleistungen zu erhalten, kostenfreie Dienstleistungen zu erhalten, usw. Wer hingegen Leistungen durch den Kunden bezahlen lässt, und das auch noch transparent, wird als gieriger zerrissen. Vor diesem Hintergrund halte ich die Vorgehensweise von Flatex nach wie vor für ehrlich, auch nach der heftigen Kritik, die ich diese Woche für meine Ausführungen erhalten habe. Übrigens: Flatex hat heute einen Aktiensplitt im Verhältnis 1:4 durchgeführt. Nein, der Kurs ist nicht um 75% eingebrochen, sondern im Wochenvergleich um 2,7% angestiegen. GUTE KONJUNKTURDATEN SIND SCHLECHT FÜR DIE BÖRSE Wenngleich US-Notenbankchef Jay Powell in seiner Rede im Rahmen des Treffens der führenden Notenbanken in Jackson Hole relativ moderate Worte zur weiteren Geldpolitik wählte, gibt es viele Anleger, die nun den Einstieg in den Ausstieg der ultralockeren Geldpolitik, also ein Ende der Geldflutung, befürchten. Je besser die Konjunkturdaten, desto früher wird Powell wohl in den Ausstieg einsteigen. Damit sind gute Konjunkturdaten nunmehr eine Gefahr für die Aktienmärkte. Denn je besser die Konjunktur läuft, desto früher wird Powell die Zügel anziehen. Statt das man sich am Aktienmarkt über die gut laufende Wirtschaft freut, fürchtet man ein Ende der Geldflutung und verkauft Aktien. Die Arbeitsmarktdaten der USA fielen diese Woche schwach aus. Anleger schließen daraus, dass die Geldflutung länger bestehen bleibt und jubeln Aktien nach oben. Wir haben diese Woche wieder neue Allzeithochs beim S+P 500 gesehen. IMMER WENIGER TITEL VERANTWORTEN HÖCHSTKURSE DER INDIZES Doch die Höchstkurse werden durch immer weniger Unternehmen erzeugt. Gigant Apple ist diese Woche allein 4,2% angestiegen, Amazon und Tesla sogar um je 4,5%. Kleinere Unternehmen sind derweil teilweise weit von ihren Höchstkursen entfernt. Es fällt ihnen immer schwerer, neue Begeisterung zu entfachen: Okta meldet Verlust von nur 11 Cents je Aktie statt 35 Cents, Umsatz über Erwartungen. Aktie fällt dennoch um 1,5%. Auch Crowdstrike übertraf die Erwartungen in Umsatz und Gewinn und hob die Unternehmensprognose an. Doch auch diese Aktie fiel (-2%). Zoom Video übertraf ebenfalls Gewinn- und Umsatzerwartung, die Aktie brach anschließend jedoch um 14% ein. Das explosionsartige Wachstum der Corona-Zeit konnte nicht gehalten werden - oh Wunder. Chewy (US-Wettbewerber von Zooplus für Tierbedarf) vermeldet mit 4 Cents je Aktie doppelt so viel Verlust wie erwartet. Viele Waren seien nicht verfügbar, die Lager sind leer. Hier zeigen sich die globalen Logistikprobleme. Die Aktie bricht um 10% ein. Im DAX sieht es ähnlich aus: Um die Kursverluste der 18 DAX-Titel auszugleichen, reichten überproportional große Kursgewinne in den 12 DAX-Titeln, die diese Woche mit einem Plus aus dem Rennen gingen. Der DAX hat sich unterm Strich nicht verändert, doch die Mehrzahl der Aktien befindet sich schon auf dem Weg in den Keller. Einen Branchentrend kann ich diese Woche schwer ausmachen: Technologietitel haben diese Woche um 2,0% zulegen können, gefolgt von Gesundheitstiteln mit 1,1%. Daraus könnte man ablesen, dass sich Börsianer auch den nächsten Lockdown vorbereiten...? Schlecht gelaufen sind diese Woche Immobilientitel (-0,9%) und ... nö, kein "und". Der Rest konnte mit leichtem Plus aus der Woche gehen. Am Montag bleiben die US-Börsen geschlossen: Labor Day (Tag der Arbeit). Danach ist die Sommerzeit an den Aktienmärkten offiziell beendet. Das Handelsvolumen dürfte ansteigen, Portfolios werden auf den Herbst und Winter vorbereitet und neue Investmentideen, die den Börsianern in den Sommerferien eingefallen sind, werden publiziert und breit getreten. HHLA MIT 300 MIO. EUR GEWINNZIEL FÜR 2025 Am vergangenen Freitag habe ich in meinen Ausführungen zur Hamburger Hafen + Logistik AG fälschlicherweise gesagt, die HHLA transportiere mehr Volumen über die Schiene als die DB Cargo. Richtig muss es jedoch heißen, dass die HHLA im CEE-Korridor eine dominante Position bei der Verteilung der Container per Bahn aus den deutschen Seehäfen einnimmt. Die Volumenzahlen lassen sich nicht so einfach vergleichen, da die einen von Standardcontainern sprechen, die anderen von Tonnen. Erst der Blick auf das entsprechende Umsatzvolumen zeigt, dass ich mich auf Deutschland bezogen in der Dimension um den Faktor 10 vertan habe. Die dominante Position bezieht sich also nur auf die per Bahn transportierten Container, vor allem aus dem Hamburger Hafen. Bis 2025 hat die HHLA als Ziel ausgegeben, einen Gewinn (EBIT) von 300 Mio. Euro zu erzielen. Von 110 Mio. Euro im abgelaufenen Coronajahr 2020 ist da noch ein weiter Weg. Für das laufende Jahr erwarten Analysten einen operativen Gewinn im Teilkonzern Hafenlogistik von 164 Mio. Euro. Doch der große Gewinntreiber im Segment Container wird erst für die Zeit nach 2023 erwartet. Dann nämlich wird die zweite Komponente der Automatisierung des Buchardkais eingeführt. Die Container sollen dann von den Brückenkränen an der Wasserkante, die mit Personal arbeiten, mittels autonom fahrender Chassis (AGVs) in das dahinter liegende Blocklager transportiert werden. Schauen wir nun einmal, wie sich die wichtigsten Indizes im Wochenvergleich entwickelt haben: WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES INDIZES (02.09.21) Woche Δ Σ '21 Δ Dow Jones 35.355 -0,3% 16,0% DAX 15.781 -0,4% 15,0% Nikkei 29.128 5,4% 6,1% Shanghai A 3.754 1,7% 4,9% Euro/US-Dollar 1,19 0,7% -3,3% Euro/Yen 130,28 0,5% 2,8% 10-Jahres-US-Anleihe 1,32% 0,01 0,39 Umlaufrendite Dt -0,44% 0,03 0,12 Feinunze Gold $1.829 0,8% -2,9% Fass Brent Öl $72,78 0,3% 41,6% Kupfer $9.340 0,4% 19,1% Baltic Dry Shipping $4.001 -4,6% 192,9% Bitcoin $50.653 4,9% 79,9% | ||
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