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Nachhaltige Erholung oder „Idiotenrallye“?
Die globalen Aktienmärkte haben in den letzten Tagen ihren Erholungskurs fortgesetzt. Einige Experten sind allerdings der Meinung, dass es sich dabei um eine trügerische Erholung handeln könnte – ein vorübergehender Ausbruch nach oben, der die Anleger dazu verleitet, sich in einen Bärenmarkt einzukaufen. Dieses Szenario ist natürlich nicht kategorisch ausgeschlossen. Beim Investieren geht es jedoch nicht um Möglichkeiten, sondern um Wahrscheinlichkeiten. Dementsprechend ist es an dieser Stelle wichtig, sich die typischen Eigenschaften von Korrekturen und Bärenmärkten vor Augen zu führen. Bisher eine typische Korrektur Korrekturen neigen dazu, ohne Vorwarnung zu beginnen und zu enden. Sie sind von relativ kurzer zeitlicher Dauer und emotional gesteuert – hinter einer zügigen Abwärtsbewegung an den Aktienmärkten steckt oftmals eine große Story, allerdings nicht zwangsläufig. Die Stimmung verschlechtert sich in der Regel während der gesamten Zeit, was eine Flut von Argumenten hervorruft, dass der jeweilige Rückgang noch schlimmer werden könnte. In der Regel folgt allerdings eine ebenso steile Erholungsbewegung, sobald sich das Szenario als „nicht so schlimm wie befürchtet“ entpuppt. Langfristig orientierte Anleger sind gut beraten, während einer Korrektur die Zähne zusammenzubeißen. Wer durchhält, umgeht die Gefahr, zu einem relativ schlechten Zeitpunkt zu verkaufen und den anschließenden Aufschwung zu verpassen. Das typische Muster der Zu- und Abflüsse in Investmentfonds legt allerdings die Vermutung nahe, dass dies vielen Anlegern nicht gelingt. Ein typischer Bärenmarkt Bärenmärkte hingegen dauern in der Regel mehrere Monate oder länger und beginnen mit lediglich moderaten Verlusten, die heftigsten Marktrückgänge treten erst im letzten Drittel eines Bärenmarkts auf. Ein typischer Bärenmarkt beginnt langsam und wiegt die Anleger zu Beginn in vermeintlicher Sicherheit. Sie entstehen nur aus zwei Gründen: Wenn eine marktbreite Euphorie vorherrscht und die Realität keine Chance mehr hat, mit der irrationalen Erwartungshaltung mitzuhalten, oder durch einen „Keulenschlag“, ein Negativereignis, welches das globale BIP schlagartig um mehrere Billionen Euro erleichtert. Der monatliche Rückgang liegt im Durchschnitt bei etwa zwei Prozent und zwei Drittel der Kursrückgänge sind dem letzten zeitlichen Drittel zuzuschreiben. Daher halten wir es für ratsam, den Ausstieg aus Aktien erst dann in Erwägung zu ziehen, wenn der letzte Höchststand mindestens drei Monate zurückliegt. Diese Methode verschafft den Anlegern ein gutes Zeitfenster, um das Tempo des Rückgangs und den fundamentalen Hintergrund zu beurteilen. Tritt ein abrupter und steiler Rückgang auf, so handelt es sich wahrscheinlich um eine Korrektur. Wenn es sich dagegen um einen moderaten, eher zähen Rückgang handelt und die Finanznachrichten voll von Artikeln sind, in denen „günstige Einstiegschancen“ thematisiert werden, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass es sich um einen Bärenmarkt handelt. Fazit Die Aktienmärkte haben sich spürbar erholt und einige Experten warnen vor einer „Idiotenrallye“. Das ist ein gutes Zeichen! Die emotional anstrengenden Kursbewegungen im Jahr 2022 zeigen ein korrekturtypisches Muster. Gemäß der grundsätzlichen Unterscheidung zwischen Korrektur und Bärenmarkt wäre es dagegen bedenklich, wenn die Märkte einen langsamen, sukzessiven Rückgang erleben würden und die Mehrheit der Experten sehr gute Einstiegschancen sehen. Den aktuellen Kapitalmarktausblick von Grüner Fisher Investments können Sie unter www.gruener-fisher.de kostenlos anfordern. | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Thomas Grüner die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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