Alt 28.09.22, 16:57
Standard DAX mit beeindruckendem Turnaround - Apple belastet und die Bank of England dreht die Stimmung
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Gestern Abend ließ nun auch Apple verlauten, dass es nicht genug Nachfrage für die neueste Version seines iPhone gibt. Dies verfestigte zunächst die Rezessionsängste, da jetzt scheinbar auch die Flagship-Unternehmen der vergangenen Monate Schwierigkeiten haben.

Dass der heutige Handelstag erneut mit massiven Verkäufen begann, dürfte demnach niemand überrascht haben. Der Deutsche Aktienindex verlor in der Spitze erneut über 250 Punkte und musste sich kurzfristig von der 12.000er Marke verabschieden. Neben Apple belasteten die weiter steigenden Renditen am Anleihemarkt und die Spekulationen um die Pipeline-Lecks inklusive der Angst vor einem Krieg gegen Europas Energie-Infrastruktur.

Die schlechte Stimmung änderte sich jedoch schlagartig, als die Bank of England den Markt mit Interventionen am Anleihenmarkt überraschte. Dies ist ein erstes vorsichtiges Zeichen, dass die Zentralbanken in den nächsten Wochen kapitulieren und doch wieder zu Quantitative Easing (QE) zurückkehren könnten. Die BoE will "in dem Umfang, der notwendig ist" auf einer "vorübergehenden und gezielten Basis“ die Anleihekäufe wieder aufnehmen, um „die Ordnung am Anleihemarkt wiederherzustellen“, wie sie in ihrer Pressemitteilung mitteilte.

Damit könnten die Briten auch den Weg für künftige Wendungen anderer Zentralbanken frei gemacht haben. Und obwohl der Markt es vielleicht nur langsam begreift, könnte eine ähnliche QE-Neuauflage durch die Fed nur Wochen, wenn nicht Tage entfernt sein. Die sinkenden Wahrscheinlichkeiten für eine Zinserhöhung um 75 Basispunkte im November könnten ein weiterer Beleg dafür sein. Eventuell sind höhere Zinsen also bereits vollständig in die Kurse eingepreist, sodass auch die Talfahrt am Aktienmarkt bald ein Ende finden könnte.


Die EZB hat Erfahrung in der Krisenbekämpfung - aber reichen Worte aus?

Grundsätzlich werden in Europa geld- und finanzpolitische Probleme anders als in den USA gelöst. Oft warten die Europäer hierbei gern zu lang mit ihren Hilfspaketen, sodass die Betroffenen bereits über dem Abgrund hängen, bis EU und EZB ein Seil zur Hilfe schicken. Dies sorgt immer wieder für verhärtete Fronten und durch die späte Hilfe für sehr viel Frust. Christine Lagarde, die Präsidentin der EZB, übergeht aktuell geschickt die Differenzen im Rat über die Frage, ob, wie und wann auf die Unterschiede bei den Renditespannen zwischen den einzelnen Mitgliedsländern reagiert werden soll, und verweist seit März auf die große Erfahrung der Bank bei der Entwicklung von Krisenbekämpfungsinstrumenten. In der Vergangenheit hat die EZB ihre Krisentauglichkeit zweifelsohne bewiesen. In Wirklichkeit steht die Notenbank aber nun vor der Qual der Wahl zwischen zwei unangenehmen Folgen. Entweder sie reagiert nicht auf die Inflation von über neun Prozent oder sie schürt die Angst vor einer möglicherweise existenziellen Spaltung zwischen den stärkeren und den schwächeren Mitgliedern der Eurozone.

Auch wenn es unwahrscheinlich ist, dass die EZB als Reaktion auf eine moderate Ausweitung der Spreads direkt eingreift, sollte man davon ausgehen, dass sie letztlich handeln würde, um die erheblichen Verzerrungen einzudämmen, solange sich Italien mit der EU über die Haushaltspolitik einig ist. Derzeit werden die Anleger in kurz- bis mittelfristigen italienischen Anleihen gut für die Risiken entschädigt, die sich aus der hohen Staatsverschuldung des Landes und den wiederkehrenden Episoden politischer Unsicherheit ergeben.


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