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Geringe Ansteckungseffekte.
Der Zusammenbruch der Kryptowährungsbörse FTX zieht weiter Kreise und forderte mit BlockFi sein jüngstes Konkurs-Opfer. Die Aktienmärkte zeigten sich in einer ersten Reaktion nicht sonderlich beeindruckt, dennoch befürchten zahlreiche Anleger einen nachgelagerten Ansteckungseffekt mit gravierenden Folgen für die Finanzmärkte. Keine Kausalität Aufgrund der zeitweise starken Korrelation zwischen Krypto- und Aktienkursen ist es nachvollziehbar, dass viele Anleger einen direkten Zusammenhang vermuten. Immer wenn sich zwei Marktkategorien ähnlich bewegen, kann es verlockend sein, eine Kausalität zu vermuten. Meistens handelt es sich jedoch um zwei Anlageklassen, deren Einflussfaktoren sich gelegentlich überschneiden - in diesem Fall ist der überlappende Faktor unserer Meinung nach vor allem die Stimmung der Anleger. Die Stimmung verbindet Im vergangenen Jahr gab es Anzeichen dafür, dass in einigen Marktbereichen eine gewisse Euphorie herrschte – insbesondere bei Kryptowährungen. Als sich die Stimmung in diesem Jahr aufgrund von Inflation, Zinserhöhungen der Fed, Energiepreisen und Krieg stark eintrübte, traf dies unserer Meinung nach Aktien und Kryptowährungen gleichermaßen. Wobei Kryptowährungen nach dem überproportionalen Boom im Jahr 2021 auch stärker abstürzten. Die Stimmung führte bei Kryptos zu einem typischen Platzen einer Blase, während Aktien einen traditionelleren Übergang ins Bärenmarktterrain erlebten. Erinnerungen an die Finanzkrise Der Absturz der Kryptowährungen war der Auftakt zum FTX-Desaster und den damit verbundenen Zusammenbrüchen. Börsen und Kreditgeber für digitale Münzen werden durch Kryptowährungen selbst gestützt, wodurch ihre Bilanzen an die Launen des Kryptomarkts gebunden sind. Ein Zusammenbruch des von FTX selbst ausgegebenen Tokens FTT hat schließlich den offensichtlichen Missbrauch von Kundengeldern durch die Börse aufgedeckt, der nun von den Behörden untersucht wird. In der Zwischenzeit hat der Zusammenbruch von Bitcoin und anderen Kryptowährungen BlockFi im Sommer schwer getroffen und die Sicherheiten für die von FTX ausgegebenen Kredite zerstört, was das Unternehmen dazu veranlasste, eine Notfinanzierung von FTX in Anspruch zu nehmen. Dieser Verlauf ist recht typisch - ein Vermögenswert stürzt ab, investierte Unternehmen scheitern, Insolvenzen „arbeiten“ sich durch das System. Das Schreckgespenst des Zusammenbruchs von Finanzunternehmen erinnert verständlicherweise an die globale Finanzkrise. Doch im Gegensatz zu diesen haben die Krypto-Pleiten keine Marktpanik ausgelöst, die globalen Aktienmärkte haben sich sehr robust gezeigt. Sicherlich könnten den Kryptowährungen weitere Turbulenzen bevorstehen, aber all dies ist von den meisten börsennotierten Unternehmen und Bankbilanzen isoliert. Die Finanzvorschriften machten es für die Banken so kostspielig und aufwändig, Kryptowährungen in ihren Bilanzen zu halten, dass die meisten sich nicht darum gekümmert haben. Einige börsennotierte Unternehmen verfügen über Kryptobestände, haben diese aber bereits im Laufe des Jahres abgeschrieben. Diese Bestände waren von Anfang an öffentlich bekannt, so dass die Märkte effizient mit ihnen umgehen konnten. Fazit Anleger können durchaus positive Schlüsse aus den Krypto-Turbulenzen ziehen, denn sie ermahnt Anleger zur sorgfältigen Abwägung von Risiko und Rendite. Zudem wird der Welt vor Augen geführt, dass das Finanzsystem insgesamt einige Ausfälle gut verkraften kann – ohne dass der oft befürchtete Domino-Effekt auftritt, der alles ins Chaos stürzt. Den aktuellen Kapitalmarktausblick von Grüner Fisher Investments können Sie unter www.gruener-fisher.de kostenlos anfordern. | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Thomas Grüner die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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