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In der abgelaufenen Woche gab es wenige Ereignisse auf der geopolitischen Ebene, der DAX hat sich in dieser Woche erholt. Ich lese daraus ab, dass mit einem Feuerwerk von Negativ-Meldungen Druck auf den Aktienmarkt ausgeübt wurde, ohne dieses Negativ-Feuerwerk stellen Anleger jedoch fest, dass es viele Unternehmen gibt, deren Aktien inzwischen eilig sind.
HAWESKO - ATTRAKTIVE DIVIDENDENAKTIE Wir hatten Hawesko lange in unserem Portfolio: Ein solider Dividendenbringer ohne übersteigerte Wachstumsambitionen. Irgendwann wurde mir die Aktie zu langweilig und wir haben sie verkauft. Seither hat die Aktie ein Drittel ihres Wertes verloren und mich interessiert, woran das gelegen hat. Ich hatte gestern Gelegenheit, CFO Raimund Hackenberg zu sprechen. "1-on-1" heißt das in der Finanzbranche: Ein persönliches Gespräch. Hawesko ist der größte Weinhändler Europas. Das Geschäft der Hanseaten untergliedert sich in drei Bereiche: Jaques Weindepot, B2B Weine für die Gastronomie und B2C Weine für Privatkunden über die Online-Plattformen. Bislang wurden die drei Geschäftsbereiche von Landesfürsten verwaltet, vor wenigen Wochen erfolgte eine Umstrukturierung im Vorstand, um die drei Fürstentümer zusammenwachsen zu lassen. Es gibt nun inhaltlich übergreifende Aufgaben, wie zum Beispiel den Aufbau eines Zentrallagers für alle drei Geschäftsbereiche in Worms. Der Geschäftsverlauf unterliegt nur geringen Schwankungen, der Umsatz wächst mit etwa 2-3%. In Zeiten schwacher Konjunktur gehen die Menschen seltener Essen und bestellen billigere Weine im Restaurant, gleichzeitig kaufen sie aber mehr Wein für zu Hause. So kann Hawesko als nicht-zyklisch betrachtet werden. Die Gründe für den Kursverfall waren im Gespräch mit Hackenberg schnell gefunden: Ein Großinvestor trennt sich von seinen Anteilen und tut dies, sehr zum Ärgernis des CFOs, ziemlich schnell und somit nur mit geringer Rücksicht auf den dadurch verursachten Druck auf der Aktie. Auch der Grund für den Verkauf ist schnell gefunden: Hawesko hat kürzlich Wein & Co. gekauft, ein österreichischer Weinhändler. Das Unternehmen ist defizitär und Hawesko muss zunächst kräftig investieren, um deren Geschäft profitabel zu machen sowie sodann auch noch in den Hawesko-Konzern zu integrieren. Warum hat Hawesko einen strauchelnden Wettbewerber übernommen? Nun, der Preis war letztlich einfach zu günstig, sagt Hackenberg. Viel wichtiger aber sei, dass das Unternehmen gut zu Hawesko passe. Anleger haben also die Übernahme von Wein & Co. nicht gemocht und sich daher in Windeseile von den Aktien getrennt. Nachvollziehbar. Nun müssen wir uns eine Meinung bilden, ob die Anleger, die verkauft haben, recht haben: wird Wein & Co. zu einem Fass ohne Boden für Hawesko, oder gelingt es dem Konzern, das Geschäft profitabel zu integrieren? Hawesko besteht aus 18 verschiedenen Weinhändlern. Übernahme und Integration gehört sozusagen zur DNA des Konzern. Ich gebe dem Vorhaben gute Chancen. Natürlich hatte ich noch weiterführende Fragen: Warum wird Hawesko nicht das, was Zalando für Schuhe ist, was Zooplus für Tierfutter ist? Der Markt der Weinhändler in Europa ist extrem zersplittert. Mit einem guten Online-Konzept und einer etwas aggressiveren Investitionspolitik könnte Hawesko auf Einkaufstour gehen und den Markt konsolidieren, wie man so schön sagt. Nein, sagt Hackenberg, wir investieren nicht mehr als wir haben und wir zahlen stets eine Dividende. Unsere Eigentümer bevorzugen eine solide Unternehmenspolitik und wollen Risiken vermeiden. Detlev Meyer, Textilmilliardär mit Marken wie Cecil, Street One und heute noch Eigentümer des Pius Weinlokals in meiner Nachbarschaft und auf Sylt, hält seit 5 Jahren 72% am Hanseatischen Wein und Sekt Kontor Hawesko. Er schätzt die Dividendenkontinuität und scheut Risiken, wie sie von Zooplus und Zalando eingegangen werden: Wird es den Unternehmen jemals gelingen, ohne massive Investitionen die Gewinnmarge nach oben zu schrauben oder zumindest zu halten? Somit sind wir bei meiner Gesamteinschätzung: Ein KGV von 15 bei 2-3% Umsatzwachstum ist sportlich, wird allerdings durch die Dividendenrendite von 3,9% gut unterstützt. Das Management macht auf mich einen besonnenen Eindruck, Investitionen werden kontrolliert durchgeführt, der Tanker steuert in die richtige Richtung. Ein Zentrallager beinhaltet für die Zukunft viele Vorteile für Hawesko, wenn es um die Ausweitung des Sortiments über die drei Geschäftsbereiche hinweg geht. Über die vielen Weinhändler hat Hawesko Zugang zu vielen Weinregionen Europas. Eine nicht-zyklische Aktie wird in Zeiten, in denen das Rezession-Schreckensgespenst an die Börsenwand gemalt wird, gerne als sicherer Hafen genutzt. Bislang war davon noch nichts zu sehen, könnte aber bald kommen. Für unser Heibel-Ticker Portfolio kommt Hawesko dennoch nicht in Frage: Ich habe es mir zur Bedingung gemacht, dass Unternehmen in unserem Portfolio stets Wachstum ausweisen müssen, selbst wenn es Dividendenpositionen sind. Unternehmen ohne Wachstum, und 2-3% sind gerade mal ein magerer Inflationsausgleich, müssen enger mit Investitionen kalkulieren und unterliegen daher auch schnell mal heftigen Kursschwankungen, wenn mal was nicht sofort optimal läuft. Wer allerdings eine langfristig solide Aktie mit attraktiver Dividendenrendite sucht, der erhält derzeit bei Hawesko einen attraktiven Einstiegspreis. Schauen wir mal, wie sich die wichtigsten Indikatoren im Wochenvergleich entwickelt haben. WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES INDIZES (22.08.2019) Woche Δ Σ '19 Δ Dow Jones 25.734 -0,4% 11,6% DAX 11.612 0,4% 10,0% Nikkei 20.711 1,4% 3,5% Shanghai A 3.035 2,6% 16,2% Euro/US-Dollar 1,11 0,4% -2,6% Euro/Yen 117,36 -0,5% -7,0% 10-Jahres-US-Anleihe 1,51% -0,06 -1,22 Umlaufrendite Dt -0,62% 0,09 -0,72 Feinunze Gold $1.527 1,1% 19,2% Fass Brent Öl $58,86 0,2% 12,7% Kupfer 5.696 -0,6% -5,3% Baltic Dry Shipping 2.118 3,5% 66,6% Bitcoin 10.149 -1,1% 158,8% | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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